Beißen fuer Anfaenger (komplett)
Wesen, das mächtiger ist als alles was er je gesehen hat.«
Mich erfasste ein Schauder, als würden tausend Ameisen über meine Haut krabbeln. »Was für eine Art von Wesen?«
»Sir Edward weiß es nicht. Er ist einer solchen Kreatur noch nie zuvor begegnet.« In ihrem bedeutungsschweren Blick lag eine unausgesprochene Warnung. »Doch er sagte, dass dieses Wesen über schreckliche Macht gebietet und es die reinste Torheit wäre, würdest du ihm nachspüren. Es tut mir leid, aber dein Pferd ist so gut wie verloren für dich, Fran. Der Versuch, es dieser Kreatur abzuluchsen, würde dir sehr wahrscheinlich den Tod bringen.«
8
Es gibt kaum etwas, das ich mehr verabscheue, als gesagt zu bekommen, dass ich irgendetwas nicht tun kann. Ich meine damit nicht eindeutig hirnrissige Aktionen, wie zum Beispiel vor einen fahrenden Sattelschlepper zu laufen, sondern Warnungen wie: »Bleib nicht zu lange auf, morgen ist Schule«, oder: »Geh nicht sofort nach dem Essen schwimmen«, oder am schlimmsten: »Versuch nicht, dein altersschwaches Pferd aus den Fängen der abartigen Kreatur zu befreien, die es dir gestohlen hat.«
Trotzdem bin ich keine Idiotin. »Wenn sogar Sir Edward Angst hat vor Mr Laufeyiarson – vorausgesetzt, er steckt hinter Teslas Entführung, aber einen Zufall halte ich für sehr unwahrscheinlich –, dann bedeutet das, dass Mr Laufeyiarson nicht das ist, was er zu sein scheint. Nur, was ist er dann?«
Soren nickte. Wir hockten auf einem umgestürzten Baum und sahen Bruno dabei zu, wie er im Licht der Nachmittagssonne graste. Ich durchlebte ein paar schmerzhafte Minuten, in denen ich mich in meinem Selbstmitleid suhlte, weil Tesla nicht hier war, aber eins hatte ich gelernt: Wegen einer Sache zu weinen macht sie selten besser. Darum musste ich Tesla finden und ihn zurückholen.
»Das ist eine gute Frage.« Soren kaute auf einem der mit Curryhuhn belegten Brötchen herum, die ich für uns zubereitet hatte, dabei zupfte er die Selleriestückchen heraus, die er nicht mochte. »Aber wenn sich sogar ein Geist vor ihm fürchtet … das sollte uns schon etwas sagen.«
»In gewisser Weise ja. Es sagt mir, dass ich Hilfe brauchen werde, um Tesla zurückzuholen.« Ich steckte mir ein paar helle Weintrauben in den Mund und überlegte, ob Ben am nächsten Abend tatsächlich fit genug für unsere Verabredung sein würde. Den Horror meiner Kleiderschrankinspektion hatte ich bereits hinter mich gebracht – ich besaß exakt einen Rock – und von meiner Mutter hatte ich ein bisschen Geld für einen Shoppingausflug in die Stadt geschnorrt. »Aber das ist einer der Vorteile, wenn man einen Vampir zum Freund hat. Ben wird mir helfen, Mr Laufeyiarson zu fassen. Da ist irgendetwas zwischen ihnen passiert, als Laufeyiarson versucht hat, mir Tesla abzukaufen. Ben hat mir nie verraten, was der Kerl zu ihm gesagt hat.«
»Benedikt könnte bei dem Diebstahl die Finger mit im Spiel haben.« Soren kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Vielleicht war das Ganze eine abgekartete Sache.«
»Wieso bestehst du darauf, Ben bei seinem vollen Namen zu nennen?«, fragte ich und legte den Kopf schräg. »Imogen tut das zwar auch, aber sie ist seine Schwester, und du weißt ja, wie das in Familien so ist. Niemand sonst nennt ihn Benedikt. Zugegeben, meine Mutter macht es manchmal, allerdings nur, um die besorgte Übermutter herauszukehren. Was ist dein Motiv?«
Achselzuckend wandte Soren den Blick ab. »Wann fährst du in die Stadt?«
»Sobald Imogen so weit ist.« Sein abrupter Themawechsel entlockte mir ein heimliches Lächeln. »Hast du Lust mitzukommen?«
»Eigentlich soll ich Bruno noch mal abspritzen, aber das letzte Mal ist erst drei Tage her.« Soren wirkte einen Moment lang unentschlossen. »Ach, was soll’s. Ich werde euch zwei begleiten. Soll mein Vater eben sauer sein. Es ist ja nicht so, als könnte er mich feuern.«
»
Vive la résistance
«, sagte ich, ein Zitat aus dem Film
Casablanca
, den ich ein paar Abende zuvor mit Imogen geguckt hatte.
»Ja, genau. Was hat Tibolt wegen der Halskette gesagt?«
Ich stopfte mir den letzten Bissen meines Sandwiches in den Mund und klopfte mir die Hände ab, bevor ich den Anhänger unter meinem T-Shirt hervorzog. »Gar nichts. Ich konnte ihn heute Morgen nicht finden. Ramon meinte, dass Tibolt mit den Göttern kommuniziere, was Mikaela mokant damit übersetzte, dass er an seiner Bräune arbeite. Ich wollte ihn nicht stören, darum werde ich ihn heute Abend
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