Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
für die Nacht mitnehmen; sicherheitshalber auch noch eine Wolldecke und eine Thermoskanne Tee ins Auto packen, falls ich trotz des Allradantriebs wieder einmal im Schnee stecken bleiben sollte.
Ich lege Linus gerade die Leine an, als mein Handy klingelt. Marcels Kollege Erwin meldet sich.
»Alles in Ordnung, Katja. Habe gerade eine SMS von Marcel bekommen. Genau, wie wir schon dachten. Der macht wieder sein eigenes Ding. Aber diesmal hängt er sich wirklich weit zum Fenster raus.«
»Was schreibt er?«
»Dass er verdeckt ermittelt, für den Fall zu lösen. Damit wird er gewaltige Probleme kriegen. Das darf er nämlich ohne Absegnung von oben gar nicht. Und dann ist er auch noch mit unserem Jeep unterwegs. Hast du eine Ahnung, was er mit verdeckt ermitteln meint?«
Ja, die habe ich. Finde es aber sehr seltsam, dass er mich im Dunklen lässt. Dass er sich – vor allem nach der gestrigen Nacht – heute überhaupt nicht mehr bei mir gemeldet hat. Er hatte doch versprochen, am Abend zu kommen, um zu sehen, ob unseren Gästen das Lamm schmeckt. Selbst wenn ihm was dazwischengekommen ist, hätte er sicher Zeit für eine SMS an mich finden können. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Irgendwas stimmt da nicht. Die Tour nach St. Vith kann ich mir allerdings ersparen.
In einer heftigen schneeversetzten Windbö schlittern Linus und ich über die Bundesstraße.
»Gleich machen wir es uns gemütlich«, verspreche ich meinem Hund.
Aber daraus wird nichts.
Entgeistert betrachte ich meine verschlossene Haustür, rüttele noch mal vergeblich an der Klinke und durchsuche dann die Taschen meiner Winterjacke. Natürlich finde ich da keinen Schlüssel. Den habe ich vorhin absichtlich auf dem Flurtisch liegen lassen, nachdem ich mich umgezogen hatte. Damit ich nach der Arbeit schneller rein kann, ohne vorher in eisiger Dunkelheit nach dem Türschloss tasten zu müssen. Es wäre sicher sinnvoller gewesen, die kaputte Birne der Außenleuchte zu ersetzen. Denn jetzt muss sich jemand in meinem Haus aufhalten, der die Tür von innen abgeschlossen hat. Jemand, der ohne Auto hergekommen ist. Selbst dieser Schnee kann Reifenspuren nicht so schnell unsichtbar machen.
Bevor ich in Panik gerate, überlege ich, ob sich Marcel etwa an meinem Haus hat absetzen lassen und jetzt drinnen auf mich wartet. Aber diesen Gedanken verwerfe ich sofort. Er würde mich in der jetzigen Lage nie so erschrecken – nicht einmal, um mir einen Denkzettel wegen der unverschlossenen Tür zu erteilen. Und schon gar nicht nach der wunderbaren Nähe der vergangenen Nacht.
Mein Handy piept.
Rasch ziehe ich es hervor und lese Marcels Nachricht: Ermittele verdeckt, um Fall zu lösen. Melde mich später.
Weiter nichts. Sehr merkwürdig. Aber gut, dass sich der Mann endlich gerührt hat. Ganz gleich, wo er sich rumtreibt; er soll sofort herkommen und die Lage in meinem Haus peilen. Ich wische Schneeflocken vom Display, drücke auf Marcels Nummer, bekomme wieder nur die Mailbox und starre dann auf die SMS. Nicht nur deren Kürze, auch irgendetwas anderes kommt mir an ihr falsch und fremdartig vor.
Darüber kann ich jetzt aber nicht nachdenken.
»Große Gefahr, komm sofort zu mir«, tippe ich rasch meine Antwort ein. Das sollte ihm Beine machen. Oder zumindest zu einem augenblicklichen Anruf bewegen.
Doch mein Handy bleibt stumm.
Sehr seltsam.
Es wäre das Vernünftigste, zur Einkehr zurückzugehen, von da aus die Polizeizone Eifel anzurufen und auf Hilfe zu warten. Doch der Gedanke, untätig herumzusitzen, während jemand im Dunkel meines Hauses alles durchwühlt, ist unerträglich. Ich kann ja zumindest versuchen, von außen herauszufinden, was drinnen vorgeht.
Und was soll mir dabei schon passieren – mit einem halben Kampfhund an meiner Seite? Der sich bisher ruhig verhalten hat, aber plötzlich anschlägt.
»Weiter so!«, fordere ich ihn nach dem ersten Schreck auf. »Lauter und gemeiner!«
Wie immer missversteht er mich und lässt das Bellen genauso plötzlich wieder sein.
»Komm«, flüstere ich ihm zu und zerre an seinem Halsband. Aber er widersetzt sich, will mich partout nicht bei meinem Kontrollgang ums Haus begleiten. Er bleibt einfach vor der Haustür stehen.
Auch gut, dann soll er den Einbrecher fassen, wenn ich mich durch die Hintertür hineingeschlichen und ihn mit einem beherzten »Stehen bleiben oder ich schieße!« in die Flucht gejagt habe.
Ich stapfe durch den tiefen Schnee und bleibe dann erschrocken vor meinem
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