Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
er was Neues gehört hat.
    So lange will ich nicht warten. Erst rufe ich die Klinik in St. Vith an, aber da ist leider niemand befugt, mir Informationen zu erteilen. Also lasse ich mir von der Auslandsauskunft Christine Lamberts Nummer in Atzerath geben. Ich muss es sehr lange klingeln lassen, ehe die Pastorenschwester an den Apparat geht.
    »Der Polizeiinspektor war heute Nachmittag noch mal bei mir«, informiert sie mich. »Er wollte sich selbst davon überzeugen, ob Claire hier sicher untergebracht ist.«
    »Wie lange ist er bei Ihnen geblieben?«
    »Nur kurz.« Sie lacht. »Er musste dann plötzlich weg und hatte es so eilig, dass er sogar ein Stück Mauer von der Einfahrt mitgenommen hat.«
    Das klingt überhaupt nicht nach Marcel. Er ist zwar sehr gern flott unterwegs, aber wenn er den Rückwärtsgang einlegt, ist er nie unachtsam.
    »Wissen Sie zufällig, wo er hinwollte?«
    »Keine Ahnung. Er hat uns ausgefragt, nicht wir ihn.«
    »Vielleicht haben Sie ihm ja mit irgendeiner Bemerkung auf die Sprünge geholfen?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, welche Schlussfolgerungen er aus dem gezogen hat, was ihm Claire so alles gesagt hat, Frau Klein. Sie hat mit nichts mehr hinter dem Berg gehalten. Mich hat da einiges auch überrascht.«
    Ich wage einen Schuss ins Blaue.
    »Aber sie wussten doch, wo Ihre englischen Möbel herstammen?«
    »Natürlich. Die hatte noch mein Bruder bestellt.«
    »Aus dem Nachlass von Hamish Gordon?«
    Ein tiefer Seufzer.
    »Entschuldigen Sie bitte, Frau Klein, aber davon habe ich keine Ahnung. Machen Sie sich denn Sorgen um den Polizeiinspektor?«
    »Sonst würde ich Sie jetzt nicht behelligen.«
    »Ich dachte mir schon, dass Sie mehr verbindet, so, wie er Sie immer ansieht.«
    Verliebte Blicke gehören eigentlich nicht zu Marcels Repertoire, schon gar nicht in Gegenwart anderer. Vielleicht hat Schwester Kati eine Bemerkung fallen lassen oder der Polizist vor der Tür.
    »Wie geht es Claire?«
    »Den Umständen entsprechend. Sie schläft jetzt. Herr Langer wollte eigentlich heute noch mal vorbeischauen, aber dafür dürfte es inzwischen zu spät sein. Morgen wird er ganz bestimmt wiederkommen. Es beunruhigt ihn, dass wir Polizeischutz ablehnen.«
    »Das ist vielleicht auch wirklich nicht klug.«
    »Wir sind wachsam, Frau Klein, und im Notfall können wir uns schon selbst verteidigen, keine Sorge. Gute Nacht.«
    Ein englischer Waffenschrank ist mir im Pfarrhaus zwar nicht aufgefallen, aber zumindest eine Schrotflinte gehört zur Grundausstattung eines jeden ordentlichen Eifeler Haushalts.
    »Nur für Gefahr von Haus und Hof zu verjagen«, wie mich Gudrun neulich beruhigte, als ich sie eines Morgens in der Küche ein Gewehr reinigen sah.
    Ich entbeine die übrig gebliebene Lammkeule, schnippele Zwiebeln, Karotten, Lauch und Kartoffeln zurecht und überlege, wo sich Marcel nach seinem Besuch bei Christine Lambert hinbegeben haben mag.
    Vielleicht hat ihm Claire doch einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Sekte gegeben. Naheliegend wäre ein Ausflug nach Burg-Reuland. Hat er dort etwa den geheimnisvollen Hof gefunden, die Werkstatt, in der emsige Jünger Haifischleder zu Hosenträger-Handytaschen verarbeiten? Das Handy ausgestellt, um ungestört reden zu können? Hat er in einer finsteren Backstube David aufgetrieben? Oder Barbara Gordon? Hält sie ihm gerade einen Vortrag über die Vorzüge der Unsterblichkeit?
    Dieser Gedanke ist erheblich erträglicher als der, dass sie der Gewalt des belgischen Staates durch ihre eigene zu entgehen versucht. Nein, daran darf ich gar nicht denken. Sonst gerate ich doch noch in Versuchung, Gudruns Zimmer nach der Schrotflinte abzusuchen.
    Vielleicht ist es aber – wie so oft im Leben – viel einfacher. Wir alle haben anstrengende Tage hinter uns, und in der vergangenen Nacht sind Marcel und ich kaum zur Ruhe gekommen. Wir haben unsere Wiederentdeckung ausgiebig gefeiert und obendrein noch bis in die frühen Morgenstunden hinein geredet. Ich habe ein Bekenntnis zur Eifel abgelegt, und er hat mir hoch und heilig geschworen, Schwester Kati nie wieder nahezukommen.
    Gut möglich, dass ihn Müdigkeit überwältigt hat. Vielleicht ist er für ein kurzes Nickerchen nach Hause gefahren und dann fest eingeschlafen.
    Das lässt sich herausfinden. Wie gut, dass wir gestern feierlich unsere Schlüssel getauscht haben. Also werde ich trotz des Schneesturms nach St. Vith fahren und in seiner Wohnung nachsehen.
    Nur noch eben Linus rauslassen und in meinem Haus was

Weitere Kostenlose Bücher