Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Lambert in meinem Lokal.
Am Freitag besuchen Marcel und ich Christine Lambert zum ersten Mal. Sie will im Phantombild der Täterin eine Frau erkannt haben, die ihren Bruder fünf Jahre zuvor, wenige Tage vor seinem Verschwinden, besucht hat, und schmeißt uns raus. Wir fahren zu dem Haus in Hergersberg, in dem sich zwei Frauen vor drei Monaten mit Zyankali umgebracht haben und in dem zunächst unbekannte Fingerabdrücke inzwischen dem erschossenen Pfarrer zugeordnet werden können. Zur gleichen Zeit läuft David vor Jupp in Wemperhardt davon. Abends erfährt Marcel, dass sich Volker Maraite in seiner Eupener Wohnung das Leben genommen hat. Fingerabdrücke weisen darauf hin, dass ihn Jean-Marie Lambert kurz zuvor besucht haben muss.
Samstagabend taucht Claire bei der Fackelwanderung auf, spricht von ihrem Vater, der sich einer Gruppe »schlimmer als eine Sekte« angeschlossen hatte. Sie wird Opfer eines Anschlags, der glimpflich ausgeht, weil ich rechtzeitig zur Stelle bin.
Hein und Jupp hören mit offenen Mündern zu, aber vieles von dem, was ich sage, scheint auch für David verwirrend neu zu sein. Er kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Als ich von dem Anschlag auf Claire berichte, unterbricht er mich.
»Das war kein Mann«, murmelt er. »Das war Barbara.«
»Entschuldige, aber der Typ hatte einen Vollbart.«
»Den klebt sie immer dran, wenn sie draußen unterwegs ist. Da ist sie ein kleiner Mann, damit die Leute sie nicht so anstarren.«
»So einen komischen kleinen Mann habe ich auch in Wemperhardt gesehen!«, meldet sich Jupp. »Beim Reisebüro.«
David nickt. »Ja, ich war mit ihr da.«
»Gehört Claire auch zu der Gruppe?«, frage ich.
David schüttelt den Kopf.
»Nein, die kenne ich gar nicht; nie von ihr gehört. Ich weiß auch nicht, warum Barbara den Unfall gemacht hat.«
»Und Christine Lambert. Ist die dabei?«
»Wer?«, fragt er zurück. »Lambert? Ist das die Frau von dem Pfarrer?«
»Natürlich nicht. Seine Schwester.«
»Die Frau von dem Pfarrer!«, wiederholt Hein lachend. »Du hast sie wirklich nicht mehr alle, David.«
»Sei still, Hein«, wird er von Jupp zurechtgewiesen. »Katja soll jetzt alles der Reihe nach erzählen, sonst verstehen wir gar nichts mehr.«
Samstagnacht doziert Claire im Krankenhaus über die Ziele der Sekte.
Sonntagmorgen erzählt uns Christine Lambert bei unserem zweiten Besuch im Atzerather Pfarrhaus vom tragischen Schicksal der Babette Schröder und schmeißt uns später wieder raus. Dann führt uns Biancas Hosenträger-Handtasche zum Flohmarkt nach Prüm, wo wir Davids Brownies entdecken und somit seine mögliche Verbindung zu der seltsamen Sekte.
Heute, am Montag, bin ich morgens nach St. Vith gefahren, um mein Auto abzuholen. An Marcels Computer komme ich hinter die Geschichte der Mrs Gordon, alias Babette Schröder, und treffe später im Krankenhaus Christine und Claire, die sich seltsam verhalten. Claire gibt endlich zu, Barbara Gordon schon lange gekannt zu haben. Ich erfahre, dass sie als Au-pair bei den Gordons gelebt hat. Als ihr Vater sie nach Hamishs Tod in Schottland abholen wollte, hat er Barbara kennengelernt und ist später in die Sekte abgetaucht. Christine behauptet immer noch, von nichts eine Ahnung gehabt zu haben, nicht einmal, dass ihre feinen englischen Möbel aus dem Gordon-Haushalt stammen.
Es fällt mir schwer, den Ablauf der Ereignisse chronologisch zu erzählen; ich muss mich zwingen, nicht immer wieder Fragen an David dazwischenzuschieben. Ich ende mit der Bemerkung, dass Marcel es nicht für nötig befinde, sich bei mir zu melden, obwohl er versprochen hatte, heute Abend zu kommen. Den Männern gebe ich keine Gelegenheit, Gründe zur Verteidigung des Polizeiinspektors anzuführen, sondern frage David übergangslos, wie er Barbara kennengelernt habe.
»Bitte erzähl ganz von vorn.«
»Es fing an, als Gudrun nicht schwanger war«, beginnt er und sieht uns alle unsicher an. Wir nicken, nur zu gut wissend, worauf er anspielt.
Als Ende Mai Gudruns Kartenhaus endgültig zusammenbrach, lastete auf der Beziehung ein Druck, dem David nicht gewachsen war. Verzweifelt mühte er sich, die unglückliche Frau zu trösten, doch nicht einmal ein – wie ich David kenne, halbherziger – Heiratsantrag konnte Gudrun aus dem Jammertal hinausführen, in das sie ihre Scheinschwangerschaft gestürzt hatte. Um der trostlosen häuslichen Atmosphäre zu entgehen, verlegte sich der Texaner auf eine für uns Kehr-Bewohner höchst
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