Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
eingetrichtert hat?«
»Was ist unvernünftig an für zu ?«
»Dass Claire es nicht verwendet hat.«
Bei seinem Sturz war ihm die Pistole – wie mir später ja auch – aus der Hand geflogen. Die Frauen schleppten den benommenen Polizeiinspektor in den Verschlag des Weinkellers gegenüber der Tiefkühltruhe und schlossen ab. Als Marcel wieder zu sich kam, standen neben ihm sechs große Wasserflaschen, jede Menge Kekse und ein Teller mit warmem Chicoréeauflauf.
»Konntest du das Vorhängeschloss mit dem Messer knacken?«, frage ich.
»Die hatten den Chicorée klein geschnitten und mir nur einen Plastiklöffel gegeben, da war nichts zu machen. Aber ich hatte ja den Wein.«
»Du hast dich volllaufen lassen?«
»Nur einen kleinen Schluck genommen. Guter Wein, war schade, den Rest auszuschütten. Aber ich musste nüchtern bleiben. Und ich brauchte eine Scherbe …« Er sieht mich von der Seite her an, »für das Holz ums Schloss abzukratzen, für die Schrauben zu lösen. Aber was ist mit dem Bunker, und wer ist dieser Tillmanns?«
»Der Bunker ist eine Hoffnung, und Herr Tillmanns ist ein Pfarrer. Hoffentlich steckt er noch bei Bianca.«
Wie nur haben die Menschen Kriminalfälle gelöst, als es noch keine Handys gab?
Bianca verspricht, Pastor Tillmanns von den Schafen loszueisen, ihn sofort zur Einkehr zu fahren und dort auf uns zu warten.
»Ein wunderbares Mädchen«, sage ich, als ich auflege. »Sie macht, was man ihr aufträgt, und stellt keine lästigen Fragen.«
»Fragen stellende Mädchen können auch wunderbar sein«, sagt er leise. »Und lästig.« Er drückt mir den Oberschenkel.
»Au!«
»Entschuldigung. Ich werde jeden blauen Fleck küssen. Später.«
Barbara Gordon flehte Marcel an, ihr von seinem Wasser abzugeben, aber so platt er die Flaschen auch drückte, keine passte unter den Türspalt des Holzverschlags. Und als es ihm endlich gelungen war, sich mithilfe einer Glasscherbe daraus zu befreien, hatten Claire und Christine ihre Geisel schon weggeschafft.
»Hast du schon mal versucht, mit Wasser durch ein Gitter zu werfen?«, fragt er mich. »Drei Flaschen waren in null Komma nix leer, aber bei ihr ist nichts angekommen. Die arme Frau.«
»Die arme Frau hat mindestens einen Menschen umgebracht, schon vergessen?«
»Ich dachte, du bist auf ihrer Seite.«
»Bin eben lernfähig. Wie hat sie eigentlich mit Pastor Lambert Kontakt aufgenommen?«
Es war umgekehrt. Der Pastor hat sich über das Handy von Christine mit seiner einstigen Verbündeten verabredet, um auf sie einzuwirken. Den Kontakt zu seiner Schwester hatte er gleich nach seinem Ausstieg aus der Sippe wieder aufgenommen und sie um Hilfe bei seiner Mission der Bekehrung gebeten. Es habe keinen Sinn, zur Polizei oder einer anderen amtlichen Stelle zu gehen, hatte er ihr gesagt; schließlich handelte es sich um erwachsene Menschen, die sich nicht strafbar gemacht hätten. Und nur er könne die Leute, die er so gut kennengelernt habe, nach und nach von ihrem Irrweg abbringen. Diese Prüfung habe ihm Gott als Buße auferlegt. Erst danach könne er wieder in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehren.
»Hat er nun was mit Barbara gehabt oder nicht?«
»Das konnte ich doch seine Schwester nicht fragen.«
»Aber Barbara Gordon.«
»Die habe ich das auch nicht gefragt.« Er seufzt. »Zu Pastor Lambert passt eher ein Spruch von Einstein.«
»Schon wieder Einstein! Was hat er diesmal gesagt?«
» Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken.«
»Als ob es keine alten Böcke gäbe! Wetten, dass Mrs Gordon immer noch scharf auf den Typ gewesen ist?«
»Ich mag es nicht, wenn du so sprichst. Außerdem spielt das für den Fall keine Rolle.«
»Natürlich tut es das! Mord aus Leidenschaft ist das Motiv!«
»Ist es nicht.«
»Was dann?«
»Sie hat einen Verräter hingerichtet, sagt sie. Eiskalt. Ohne Gefühl. Ganz anders als Christine Lambert. Die handelt aus Leidenschaft.«
»Sie leidet unter dem Tod ihres Bruders.«
»Genau. Und gibt sich selbst die Schuld. Wenn sie ihn bei seiner Sache nicht unterstützt, rumgefahren und versorgt hätte, würde er noch leben.«
»Die beiden Frauen in Hergersberg wahrscheinlich auch.«
»Nein, die haben sich umgebracht, weil sie keine überzeugende Alternative zu ihrem Leben bei der Sippe finden konnten.«
»Sie haben das Sterben vorgezogen, weil sie nicht mehr für immer leben konnten?«
»Ja, so was Ähnliches. Sie hatten Glaube, Liebe und
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