Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Hoffnung verloren.«
»Und der Pastor ist gescheitert, als er ihnen das klassische Modell wieder anbieten wollte? War er deshalb bei ihnen? Oder haben sie ihn zur Letzten Ölung gerufen?«
»Das ist nicht komisch, Katja.«
»War auch nicht so gemeint. Ich dachte nur, vielleicht wollten sie sich kurz vor dem finalen Schritt sicherheitshalber doch noch einer Gnade versichern …«
»Dann hätten sie sich nicht umgebracht. Selbstmord ist eine Sünde.«
Marcels katholische Prägung ist durch nichts kleinzukriegen.
»Was Volker Maraite wahrscheinlich wenig geschert hat. Weshalb war Lambert bei ihm? Wie ist er nach Eupen gekommen?«
»Seine Schwester hat ihn gefahren. Ein letzter Versuch, für den Mann umzustimmen. Vergeblich, wie wir wissen.«
»Und was sagt Claire dazu?«
»Nichts. Ich habe sie vorhin erst wiedergesehen, als sie Frau Lambert geholfen hat, Babette wegzuschleppen. Sie ist nie in den Keller gekommen.«
Christine Lambert hingegen saß viele Stunden auf der Tiefkühltruhe, um Marcel ihr Anliegen detailliert zu erklären. Wortreich entschuldigte sie sich immer wieder für seine bedauerliche jetzige Lage, aber es sei ihr nun mal nichts anderes übriggeblieben, als ihn kurzzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Sie müsse das Vermächtnis ihres Bruders erfüllen. Da sie aber keinen Zugang zu Babettes Jüngern hätte, war ihr und Claire die Idee mit dem Verdursten und Verhungern gekommen. Erst wenn die Leute selbst sahen, wie sterblich ihre Ikone doch war, würden sie zur Vernunft kommen und zu einem normalen Leben zurückfinden können.
»Christine hat diese Leute nicht gesehen, Marcel, und du auch nicht; zwei Tage ohne ihre Chefin und schon waren die so hinüber, dass sie nichts mehr wahrgenommen hätten.«
»Ich habe gesehen, wie ein Mensch am Verdursten war«, entgegnet er ernst. »Das war furchtbar. Wir müssen Babette unbedingt ganz schnell finden.«
»Samstagabend«, rechne ich nach. »Jetzt haben wir Dienstagmittag. Sie wird ziemlich dehydriert sein, ist aber bestimmt noch am Leben.«
Neben Bianca und Linus winkt uns Tillmanns fröhlich von den Stufen der Einkehr zu.
»Steigen Sie ein«, fordere ich ihn auf. »Nein, Bianca, du nicht. Kümmere dich bitte um Linus. Und sag Gudrun, sie soll für heute Abend einen Chicoréeauflauf machen.«
»Okay«, säuselt sie und tanzt ins Restaurant zurück.
»Chicoréeauflauf?« Marcel ist entsetzt.
»Fiel mir grad ein. Irgendwas muss Gudrun schließlich kochen. Warum nicht Chicoréeauflauf?«
»Nicht für mich. Ess ich nie wieder.«
Ich streichele seine Schulter.
»Für dich gibt’s Steak und Fritten. Oder Rührei mit Speck.«
Auf der Rückbank legt sich Tillmanns den Sitzgurt um.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«
Rasch stelle ich die beiden Männer einander vor.
»Wir müssen zu dem Bunker fahren, wo Sie eigentlich übernachten wollten«, kläre ich ihn auf.
»Aber der ist doch abgeschlossen«, erklärt er überrascht. »Deswegen bin ich ja zu Ihnen ins Restaurant gekommen. Wenn der Eremit ungestört bleiben will, dürfen wir ihn keinesfalls belästigen. Das musste ich dem Kollegen auf dem Kirchentag versprechen.«
»Welcher Eremit?«, fragt Marcel.
»Na, der, der im Bunker wohnt! Wie er heißt, weiß ich nicht. Ein sehr eigensinniger Bruder, hat mir der Kollege auf dem Kirchentag gesagt.«
»Nu die dschü!«
»Au nom de dieu«, übersetze ich laut Marcels Ausruf, nachdem ich mich selbst vom Schock dieser Information erholt habe.
»Stimmt«, fährt Tillmanns fort, »in Gottes Namen hat sich dieser Mann vor der Welt zurückgezogen. Er duldet nur Besuche von Amtsbrüdern, ganz gleich, welcher Fraktion.«
Jetzt zweifele ich nicht mehr daran, dass wir Barbara Gordon in genau dem Bunker finden werden, von dem aus Jean-Marie Lambert am Donnerstagabend in die Einkehr gestapft sein muss. Alle Pastoren unterliegen der Schweigepflicht. Und der Bunker befindet sich auf deutscher Seite. In ihm hätte sich der seit fünf Jahren vermisste belgische Pastor wahrscheinlich wirklich fast ein Jahr lang – von der Schwester versorgt – heimlich aufhalten können.
So viel Betrieb dürfte es auf dem Einödhof am Losheimer Landgraben noch nie gegeben haben. Alles mit rot-weißen Bändern abgesperrt und voller Polizei. Marcel gibt Gas. Klar, der Belgier will nicht erkannt werden, wenn er auf dem Terrain der deutschen Kollegen wildert.
Tillmanns fordert ihn auf, einen Feldweg rechts neben einer Ansammlung von Höckersteinen reinzufahren.
»Aber mit dem Auto
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