Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul
das«, hatte aber nebenbei, oder eigentlich wohl hauptsächlich, seine Hand in der Stahlindustrie und war also »hübsch reich«, wie Louis, der Sohn, naiv und mit einer Handbewegung hinzufügte, die besagte: ›Was wollen Sie, daß der wäre! Hübsch reich ist er natürlich.‹ Als ob man es ihm und seiner Lebensweise, dem dicken goldenen Kettenarmband unter seiner Manschette mit den Edelsteinknöpfen und seinen Perlen in der Hemdbrust nicht angemerkt hätte!
»Mes pauvres parents« hießen die Eltern also in seinem Munde aus empfindsamer Konvention, aber doch auf in einem gewissen wirklich bemitleidenden Sinn, weil sie nach seiner Meinung einen recht nichtsnutzigen Sohn hatten. Er hatte eigentlich an der Sorbonne die Rechtswissenschaft betreiben sollen, hatte aber dies Studium sehr bald aus übergroßer Langerweile fallenlassen und sich unter nur halber und bekümmerter Zustimmung derer in Luxemburg den schönen Künsten zugewandt – und das bei sehr geringem Glauben an seine Befähigung dazu. Aus seinen Worten ging hervor, daß er sich mit einer gewissen betrübten Selbstgefälligkeit als ein verzogenes Sorgenkind betrachtete, das seinen Eltern wenig Freude machte und, ohne daran etwas ändern zu können und zu wollen, ihnen nur zu recht gab in ihrer Besorgnis, daß er es auf nichts abgesehen habe als zu bummeln und sich bohèmehaft zu deklassieren. Was diesen zweiten Punkt betraf, so war, wie mir bald klar wurde, dabei nicht allein sein mutlos und lässig angestrebtes Künstlertum, sondern auch ein unstandesgemäßes Liebesengagement im Spiel.
Von Zeit zu Zeit nämlich kam der Marquis zum Diner nicht allein, sondern auf allerliebste Weise zu zweit. Er hatte dann bei Machatschek einen größeren Tisch bestellt, den dieser mit Blumen besonders heiter hatte schmükken lassen, und erschien um sieben Uhr in Gesellschaft eines Persönchens, das nun wirklich ausnehmend hübsch war – ich konnte seinen Geschmack nicht beanstanden, obgleich es ein Geschmack für die beauté de diable und für das voraussichtlich rasch Vergängliche war. Vorläufig, in ihrer Jugendblüte, war Zaza – so nannte er sie – das reizendste Ding von der Welt, – Pariserin von Geblüt, type grisette, aber gehoben durch Abendkleider aus teueren Ateliers, weiß oder farbig, die er ihr natürlich hatte machen lassen, und durch raren alten Schmuck, der selbstverständlich auch sein Geschenk war, – eine vollschlanke Brünette mit wunderschönen, immer entblößten Armen, einer etwas phantastisch gebauschten und den Nacken bedeckenden Frisur, die zuweilen durch ein sehr kleidsames, turbanartiges Kopftuch mit seitlich herabhängenden Silberfransen und einem Federaufsatz über der Stirn verhüllt war, – mit Stumpfnase, süßem Plappermäulchen und dem ausgepichtesten Augenspiel. Es war ein Vergnügen, das Pärchen zu bedienen, so wundervoll unterhielten sie sich bei ihrer Flasche Champagner, die immer, wenn Zaza mitkam, eintrat für die halbe Flasche Bordeaux, die Venosta trank, wenn er allein war. Kein Zweifel – und auch gar kein Wunder –, daß er bis zur Selbstvergessenheit und zur völligen Gleichgültigkeit gegen alle Beobachtung verliebt in sie war, behext von dem Anblick ihres appetitlichen Décolletés, ihrem Geplauder, den kleinen Zaubereien ihrer schwarzen Augen. Und sie – ich will es meinen, daß sie sich eine Zärtlichkeit gefallen ließ und sie vergnügt erwiderte, sie auf alle Weise anzufeuern suchte, mit der sie einfach das Große Los gezogen hatte und auf die sich so glänzende Zukunftsspekulationen gründen ließen. Ich pflegte sie »Madame« anzureden; aber einmal, beim vierten oder fünften Mal, unternahm ich es, »madame la Marquise« zu ihr zu sagen, womit ich großen Effekt erzielte. Sie errötete vor freudigem Schrecken und warf ihrem Freunde einen fragenden Liebesblick zu, den seine lustigen Augen mit sich nahmen, während sie in einiger Verlegenheit auf seinen Teller niedergingen.
Natürlich kokettierte sie auch mit mir, und der Marquis stellte sich eifersüchtig, obgleich er ihrer wahrhaftig sicher sein konnte.
»Zaza, du wirst mich zur Raserei bringen – tu me feras voir rouge –, wenn du das Äugeln nicht läßt mit diesem Armand. Es würde dir nichts ausmachen, was, an einem Doppelmord die Schuld zu tragen, kombiniert mit einem Selbstmord … Gesteh es nur, du hättest nichts dagegen, wenn er hier im Smoking mit dir am Tische säße und ich im blauen Frack euch bediente.«
Wie seltsam, daß er von sich
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