Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul
Unterarms. Was ist das? Woher nimmst du bei deinen blauen Augen und blonden Haaren diesen Teint, den hellen Bronzeton deiner Haut? Du bist verwirrend. Ob du verwirrend bist! La fleur de ta jeunesse remplit mon cœur âgé d’une éternelle ivresse. Nie endigt dieser Rausch; ich werde mit ihm sterben, doch immer wird mein Geist, ihr Ranken, euch umwerben. Du auch, bien aimé, du alterst hin zum Grabe gar bald, doch das ist Trost und meines Herzens Labe: ihr werdet immer sein, der Schönheit kurzes Glück, holdseliger Unbestand, ewiger Augenblick!« »Wie sprichst du nur?«
»Wie denn? Bist du verwundert, daß man in Versen preist, was man so heiß bewundert? Tu ne connais pas donc le vers alexandrin – ni le dieu voleur, toi-même si divin?«
Beschämt, wie ein kleiner Junge, schüttelte ich den Kopf. Sie wußte sich darob nicht zu lassen vor Zärtlichkeit, und ich muß gestehen, daß so viel Lob und Preis, in Verse ausartend zuletzt sogar, mich stark erregt hatte. Obgleich das Opfer, das ich bei unserer ersten Umarmung gebracht, nach meiner Art der äußersten Verausgabung gleichgekommen war, fand sie mich wieder in großer Liebesform, – fand mich so mit jener Mischung aus Rührung und Entzücken, das ich schon an ihr kannte. Wir einten uns aufs neue. Ließ sie aber von dem, was sie die Selbstentäußerung des Geistes nannte, von dieser Erniedrigungsnarretei wohl ab? Sie tat es nicht.
»Armand«, flüsterte sie an meinem Ohr, »treibe es wüst mit mir! Ich bin ganz dein, bin deine Sklavin! Geh mit mir um wie mit der letzten Dirne! Ich verdiene es nicht anders, und Seligkeit wird es mir sein!«
Ich hörte darauf gar nicht. Wir erstarben wieder. In der Ermattung aber grübelte sie und sagte plötzlich:
»Hör, Armand.«
»Was denn?«
»Wenn du mich etwas schlügest? Derb schlügest, meine ich? Mich, Diane Philibert? So recht geschähe mir, ich würde es dir danken. Da liegen deine Hosenträger, nimm sie, Liebster, drehe mich um und züchtige mich aufs Blut!«
»Ich denke nicht daran, Diane. Was mutest du mir zu? Ich bin solch ein Liebhaber nicht.«
»Ach, wie schade! Du hast zuviel Respekt vor der feinen Dame.«
Da kehrte mir der Gedanke wieder, der mir vorhin entglitten war. Ich sagte:
»Höre nun du, Diane! Ich will dir etwas beichten, was dich vielleicht in seiner Art entschädigen kann für das, was ich dir aus Gründen des Geschmackes abschlagen muß. Sage mir doch: als du nach deiner Ankunft hier deinen Koffer, den großen, auspacktest oder auspacken ließest, hast du da vielleicht nicht etwas vermißt?« »Vermißt? Nein. Aber ja! Wie weißt du?« »Ein Kästchen?«
»Ein Kästchen, ja! Mit Schmuck. Wie weißt du
denn?«
»Ich habe es genommen.«
»Genommen? Wann?«
»Bei der Douane standen wir nebeneinander. Du warst beschäftigt, und da nahm ich es.«
»Du hast es gestohlen? Du bist ein Dieb? Mais ça c’est suprême! Ich liege im Bett mit einem Diebe! C’est une humiliation merveilleuse, tout à fait excitante, un rêve d’humiliation! Nicht nur ein Domestik – ein ganz gemeiner Dieb!«
»Ich wußte, daß es dir Freude machen würde. Aber damals wußte ich das nicht und muß dich um Verzeihung bitten. Ich konnte nicht vorhersehen, daß wir uns lieben würden. Sonst hätte ich dir den Kummer und Schreck nicht angetan, deinen wunderschönen Topasschmuck, die Brillanten und all das andere entbehren zu müssen.« »Kummer? Schrecken? Entbehren? Liebster, Juliette, meine Zofe, hat eine Weile gesucht. Ich, ich habe mich keine zwei Augenblicke um den Plunder gekümmert. Was gilt der mir? Du hast ihn gestohlen, Süßer – so ist er dein. Behalt ihn! Was machst du übrigens damit? Doch einerlei. Mein Mann, der morgen kommt mich holen, ist ja so reich! Er macht Klosettschüsseln, mußt du wissen. Die braucht jeder, wie du dir denken kannst. Straßburger Klosettschüsseln von Houpflé, die sind sehr gefragt, die gehen nach allen Enden der Welt. Er behängt mich mit Schmuck im Überfluß, aus lauter schlechtem Gewissen. Er wird mich mit dreimal schöneren Dingen behängen, als die du mir gestohlen. Ach, wieviel kostbarer ist mir der Dieb als das Gestohlene! Hermes! Er weiß nicht, wer das ist, und ist es selbst! Hermès, Hermès! – Armand?« »Was willst du sagen?« »Ich habe eine wundervolle Idee.« »Und welche?«
»Armand, du sollst bei mir stehlen. Hier unter meinen Augen. Das heißt, ich schließe meine Augen und tue vor uns beiden, als ob ich
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