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Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns

Titel: Bekenntnisse eines perfekten Ehemanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Schlachtplan war wohlberechnet. Ich ging so lange vor dem Laden auf und ab, bis ich sicher sein konnte, daß Taddeusz als einziger frei war. In diesem Augenblick stürzte ich hinein und direkt auf den Sessel des Einwanderers zu - aber ein bärtiger Gnom, den ich von außen unmöglich hatte sehen können, kam mir zuvor und schnappte mir den Polen weg.
    Schabbataj schärfte sein Rasiermesser an dem hierfür bestimmten Lederriemen mit grausamer Langsamkeit und behielt mich dabei ständig im Auge. Nicht so Taddeusz, der meinen Blicken auswich, als fürchtete er eine neuerliche Erniedrigung. Grienspan tat, als ginge ihn das alles nichts an.
    So saß ich auf der Wartebank, mit angehaltenem Atem und angespanntem Nervensystem. Wer würde als erster fertig sein, Schabbataj oder Taddeusz? Sollte Schabbataj mich gewinnen, so wäre es das Ende meines eingewanderten Bruders aus Polen, daran gab es keinen Zweifel. Angeblich lebte im Katharinen-Kloster auf dem
    Berge Sinai ein Mönch, der früher einmal ein erfolgreicher Friseur gewesen war ...
    Um Haaresbreite - und das ist in diesem Fall wörtlich zu verstehen - kam Marokko zuerst ans Ziel. Dem Gnom in Taddeusz’ Sessel fehlte noch die Beseitigung einiger Flaumhaare zum Ende der Prozedur, als Schabbataj seine Kundschaft abzubürsten begann. Dann wandte er sich zu mir und deutete auf den leeren Sessel: »Bitte sehr.«
    Ich nahm alle meine Kraft zusammen: »Danke«, sagte ich. »Ich warte auf Ihren Kollegen.«
    Auf dem Antlitz des ehemaligen Polen erschien ein leuchtendes, glückseliges Lächeln. Schabbataj taumelte und mußte sich an seinem Sessel festhalten.
    »Aber warum ...«, flüsterte er mit ersterbender Stimme. »Ich bin doch fertig . was habe ich Ihnen getan . warum .«
    In diesem Augenblick entließ Taddeusz seinen Gnom, staubte ihn ab und geleitete ihn hinaus. Wir waren allein.
    Noch nie zuvor hatte ich so klar erkannt, daß der Mensch ein Spielball in der Hand des Schicksals ist. Es erschien mir durchaus vorstellbar, daß dies alles mit Mord und Totschlag enden könnte, ohne irgend jemandes Verschulden, ganz wie in der griechischen Tragödie. Unerträgliche Spannung lag im Raum. Die Lippen des Neueinwanderers bewegten sich in lautlosen Konvulsionen. Auch seine Nase bebte. Täte ich jetzt nur den kleinsten Schritt zu Schabbataj hin - kein Zweifel: Taddeusz würde zusammenbrechen.
    Schabbataj hielt seine brennenden orientalischen Augen regungslos auf mich gerichtet. Das Rasiermesser zitterte in seiner Hand.
    Grienspan hatte uns den Rücken gekehrt und zählte den Inhalt der Kassa, aber seine Gleichgültigkeit war nur gespielt: plötzlich wandte er sich um und streifte mich mit einem waidwunden Blick, ehe er die Tätigkeit des scheinbaren Geldzählens wiederaufnahm. Er liebte mich und wollte es bloß nicht allzu deutlich zeigen.
    »Bitte«, sagte ich mit heiserer Stimme, »entscheiden Sie selbst. Ich kann nicht .«
    Niemand rührte sich. Drei Augenpaare starrten mich an, und jedes von ihnen schien zu sagen: »Nimm mich . mich mußt du nehmen .«
    Vielleicht ließ sich ein Kompromiß finden, vielleicht könnten die drei mir abwechselnd die Haare schneiden, oder wir spielen Russisches Roulette, einer gewinnt, und die beiden anderen erschießen sich . wenn nur diese gräßliche, grauenhafte Stille nicht länger anhält ...
    Zwanzig Minuten mochten vergangen sein oder auch eine halbe Stunde. Taddeusz weinte.
    »Also«, flüsterte ich. »Könnt ihr euch nicht entscheiden?«
    »Uns ist es gleichgültig, Herr«, stieß Schabbataj hervor. »Sie haben zu wählen .«
    Und die drei Augenpaare starrten mich weiter an.
    Ich trat vor den Spiegel und fuhr mit der Hand durch mein schlohweißes Haar. In dieser halben Stunde war ich um Jahre gealtert. Und eine Lösung war noch immer nicht abzusehen.
    Ohne ein Wort zu äußern, verließ ich den Laden. Ich habe ihn seither nie wieder aufgesucht. Ich lasse mein Haar wachsen, lang, länger, im Hippie-Stil.
    Wäre es möglich, daß dieser Stil in einem Friseurladen mit drei Friseuren geboren wurde?

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Goldstein, kehre zurück, alles vergeben
    Fachleute wollen mit Fingerspitzengefühl behandelt werden. Das trifft vor allem für die Illusionisten aus der Zunft der Handwerker zu, die hoch über allen auf einer Leiter ihre Kunst vorführen.
    Die Frage, wer Schlomo Goldstein aufgefordert hat, unser Schlafzimmer neu zu tünchen, ruft in unserer Familie immer noch stürmische Diskussionen hervor. Die beste Ehefrau von

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