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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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hochmütig:
    »Meinetwegen. Ich werde in zehn Minuten an dem verabredeten Ort sein.«
    Dann trennten sie sich, doch Jacques Rival hielt ihn auf, so daß er beinahe zu spät gekommen wäre. Er nahm ihn beim Arm und erzählte ihm sehr aufgeregt eine Menge Geschichten. Er kam offenbar vom Büfett. Endlich ließ ihn Du Roy mit Herrn de Marelle, den er wieder getroffen hatte, stehen, und verschwand. Er mußte noch aufpassen, daß er nicht von seiner Frau und Laroche gesehen würde. Dieses gelang ihm, denn die beiden schienen sehr animiert zu sein, und endlich war er im Garten.
    Die kalte Luft durchschauerte ihn wie ein eiskaltes Bad.
    »O Gott,« dachte er, »ich werde mich hier noch erkälten.«
    Er legte sich sein Taschentuch wie eine Krawatte um den Hals und ging langsamen Schrittes die Allee entlang. Er sah schlecht nach der hellen Beleuchtung der Säle und konnte in der Dunkelheit kaum den Weg finden.
    Rechts und links unterschied er allmählich das kahle Gebüsch, dessen Zweige von der Kälte zu zittern schienen. Ein grauer Lichtschimmer fiel aus den Fenstern des Schlosses auf den entlaubten Garten. Er sah vor sich, mitten auf dem Wege, etwas Weißes; Frau Walter stand da mit nacktem Halse und nackten Armen und stammelte mit bebender Stimme:
    »Ach, da bist du endlich! Was willst du eigentlich? Willst du mich umbringen?«
    Er erwiderte ruhig:
    »Ich bitte dich, ohne Szenen, oder ich gehe sofort weg.«
    Sie fiel ihm um den Hals und ihre Lippen berührten beinahe die seinen.
    »Was habe ich dir denn getan, daß du dich mir gegenüber wie ein Ehrloser benimmst? Sag', was habe ich dir getan?«
    Er versuchte sie zurückzustoßen:
    »Das letztemal, als wir zusammen waren, hast du deine Haare an meinen Knöpfen befestigt, es hat deshalb beinahe einen Bruch zwischen meiner Frau und mir gegeben.«
    Sie war überrascht, dann schüttelte sie verneinend mit dem Kopf.
    »Oh! Deine Frau macht sich nichts daraus, es war eine deiner Geliebten, die dir eine Szene gemacht hat.«
    »Ich habe keine Geliebten.«
    »Schweig! — Warum kommst du mich nicht mehr besuchen? Warum willst du nicht wenigstens einmal mit mir in der Woche essen? Es ist so entsetzlich, was ich darunter leide. Ich liebe dich; kann an nichts anderes denken, als an dich. Ich kann überhaupt nicht mehr sehen, ohne dich vor meinen Augen zu haben, ich wage kein Wort mehr auszusprechen, aus Furcht, ich könnte deinen Namen laut sagen. Du kannst das gar nicht begreifen! Ich habe das Gefühl, als hieltest du mich in deinen Krallen gefangen, als hätte man mich in einen Sack hineingenäht. Ich kann es dir gar nicht erklären. Der bohrende Gedanke an dich, der mich nie verläßt, würgt mich an der Kehle. Er zerreißt mir innen etwas, unter meiner Brust, er zerschlägt und lahmt mir die Beine, daß ich kaum gehen kann. Ich bleibe stumpfsinnig wie ein Tier den ganzen Tag auf dem Sessel liegen und denke an dich.«
    Er sah sie erstaunt an. Es war nicht das dicke, halbverrückte Schulmädchen von vorhin, es war eine Frau, die kopflos und verzweifelt zu allem fähig war. Ein unbestimmter Plan entwickelte sich inzwischen in seinem Hirn. Er antwortete:
    »Meine Verehrteste, die Liebe währt nicht ewig. Man umarmt sich und geht dann auseinander. Wenn es aber so lange dauert wie zwischen uns, dann wird sie zu einer schrecklichen Last. Und das will ich nicht. Das ist die Wahrheit. Doch, wenn du imstande bist, vernünftig zu sein und mich als Freund zu behandeln und zu empfangen, dann will ich gern wiederkommen. Fühlst du dich stark genug dazu?«
    Sie legte ihre beiden nackten Arme auf Georges Frack und flüsterte:
    »Ich bin zu allem fähig, wenn ich dich nur sehen darf.«
    »Dann also abgemacht,« sagte er, »wir sind gute Freunde und weiter nichts.«
    Sie stammelte:
    »Gut, abgemacht.«
    Dann hielt sie ihm ihre Lippen hin.
    »Noch einen Kuß ... den letzten.«
    Er wies sie sanft zurück.
    »Nein, wir müssen bei unserem Abkommen bleiben.«
    Sie wandte sich ab und trocknete ihre Tränen. Dann zog sie aus dem Ausschnitt ihres Kleides ein Päckchen Papier, das mit einem rosa Seidenbändchen verschnürt war und reichte es Du Roy.
    »Hier. Das ist dein Anteil am Verdienst an dem Marokkogeschäft. Ich war so glücklich, daß ich es für dich gewonnen hatte. Nimm es doch.
    Er wollte es ablehnen.
    »Nein, ich kann dieses Geld nicht annehmen.«
    Sie protestierte:
    »Ah, jetzt willst du das auch nicht mehr tun! Es ist dein Geld, es gehört nur dir. Wenn du es nicht nimmst, werfe ich es in

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