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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Heinz als guten, alten Freund und Vertrauten aus früheren Tagen auf meinen Mann und dessen Verhältnis gehetzt? Jetzt kam es knüppeldick. War ich tatsächlich erst um zwanzig nach zehn in Köln angekommen? In welcher Frankfurter Buchhandlung hatte ich gelesen? Welche Blutgruppe hatte ich? Nach meiner Schuhgröße musste er mich nicht fragen. Die hatte er bereits kontrolliert. Als wir in die Wohnung kamen, hatte ich die Schuhe bei der Tür ausgezogen, weil mir die Füße schmerzten nach einem Tag und einer halben Nacht in Pumps. Offermann hatte meine Schuhe vom Teppich hochgenommen, einen Blick unter die Sohlen geworfen, mit höflichem Lächeln festgestellt, dass keine Gefahr für den Teppich bestand, weil meine Schuhe nicht so nass und schmutzig waren, wie man nach dem Wetter draußen vermuten sollte. Aber wir waren ja auch durch die Vordertür hereingekommen. Ich nannte ihm die Buchhandlung und meine Blutgruppe. Er notierte sich das, notierte sich auch, dass ich an einer Wurstbude im Kölner Hauptbahnhof nach einem Kaffee gefragt hatte. Er ging als Letzter aus der Wohnung und mit dem Hinweis, dass Béla sich morgen früh bei ihm melden sollte. Mein Schlafzimmer hätte ich benutzen können, da waren sie nun wirklich fertig. Es sah fast so aus wie immer. Nur die blanke Matratze und die Blutflecken vor dem Bett erinnerten daran, dass da vor ein paar Stunden ein Mensch gestorben war. Ich ging ins Gästezimmer und legte mich so wie ich war auf das Bett. Schlafen konnte ich nicht, auch nicht weinen. Ich fühlte mich selbst ein bisschen tot, lag noch wach, als es draußen zu dämmern begann. Béla war nicht heimgekommen. Bei Sonja hatte ich nicht angerufen. Ich hatte zwar unentwegt mit dem Gedanken gespielt, aber geschafft hatte ich es nicht. Ich schaffte es auch am Morgen nicht. Um zehn stand ich auf, ging in die Küche und machte mir einen starken Kaffee. Nachdem ich drei Tassen getrunken und drei Zigaretten geraucht hatte, benutzte ich Bélas Bad, um zu duschen. Ich war nicht mehr so nervös wie in der Nacht. Die Stunden auf dem Bett hatten mir gut getan, einfach nur liegen und alles noch einmal im Kopf herumwälzen, die Einzelheiten sortieren, sich der einen oder anderen Tatsache bewusst werden. In Pantoffeln und Strickjacke wäre Heinz bestimmt nicht mit seiner Tochter ins Kino gegangen. Heinz konnte gar nicht im Kino gewesen sein, das hätte Marion mir bestimmt gesagt. Und die Vorstellungen dauerten immer ungefähr zwei Stunden. Der alte Dussing hatte die Schüsse aber schon um Viertel vor zehn gehört. Und wenn Heinz, wie Meta behauptete, die Wohnung um Viertel vor acht verlassen hatte, ergab sich daraus eine Zeitdifferenz von zwei Stunden, die ich bis dahin im Trubel nicht bedacht hatte. Nun gut, ich wusste nicht, um welche Zeit Heinz unsere Wohnung betreten hatte, das wusste noch niemand. Aber wenn Béla die Wohnung kurz nach sieben verlassen hatte, wäre er nicht zweieinhalb Stunden um den Block gefahren. Er musste nach wenigen Minuten zurückgekommen sein. Heinz konnte sie zwar später überrascht haben. Vielleicht war er bei einer Freundin gewesen, auf dem Rückweg bei uns vorbeigefahren, hatte Sonjas Auto gesehen und von Meta eine komische Andeutung gehört. Aber er hätte klingeln müssen und ihnen Zeit verschafft, sich anzuziehen. Sie hätten sogar mein Bett notdürftig herrichten können. Als Heinz ins Haus gelassen wurde, saßen nur ein Mann und seine Stieftochter im Wohnzimmer. Er mochte ihnen eine Moralpredigt halten, aber das wäre doch kein Grund gewesen, auf ihn zu schießen. Ich wusste endgültig nicht mehr, was ich denken sollte. Bevor ich das Haus verließ, ging ich in mein Arbeitszimmer, schaltete Computer und Drucker ein und ließ ausdrucken, das erste Kapitel, das zweite, das dritte. Etwas über hundert Seiten. Genug für den Anfang, mehr als reichlich, um Metas Neugier zu befriedigen. Es war nur ein Strohhalm. Aber ich hielt ihn fest umklammert. Ich hatte doch sonst nichts. Während der Drucker lief, sah ich die Bücher auf dem Schreibtisch liegen. Da lagen sie nun seit Monaten, gut sichtbar für jeden, der ins Zimmer kam. Spielte es eine Rolle, dass ich die Titelseiten nach unten gedreht hatte? Und all die Notizzettel, keine Namen darauf, nur die Fragen.»Was empfand sie, wenn sie mit ihrem Vater schlief?«
    Meta hatte nicht versuchen müssen, den Computer in Betrieb zu nehmen. Sie hatte nur einen Blick auf die Zettel werfen müssen und auf die Bücher, das hatte gereicht. Es wäre ein mehr

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