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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Er lächelte mich an, freundlich und harmlos fragte er:»Können wir vielleicht einen Kaffee bekommen?«
    Sein Kollege setzte sich in einen Sessel. Insgesamt waren noch ein halbes Dutzend Leute in der Wohnung beschäftigt. Ich ging in die Küche und brühte eine große Kanne Kaffee auf, stellte Geschirr für die anderen auf den Tisch, nahm drei Tassen mit ins Wohnzimmer. Das alles geschah ganz automatisch. Ich hatte Angst, entsetzliche Angst. Offermann grinste wieder leicht, als ich die Tassen füllte.»Marion Böhring hat also gesehen, dass Ihr Mann das Haus verließ und wegfuhr. Und zwar allein. Mir kam es so vor, als glaubten Sie das nicht. Warum nicht? Und was glauben Sie nicht? Dass Ihr Mann allein war? Oder dass er tatsächlich wegfuhr? Vielleicht tat er nur so, hm? Und als Marion Böhring außer Sichtweite war, ging er zurück ins Haus. Der Gedanke, dass es so gewesen sein könnte, macht Sie ziemlich nervös. Oder täusche ich mich?«
    Du hältst dich für einen großen Menschenkenner, dachte ich. Du täuschst dich nicht. Aber ich kann kämpfen. Ich habe immer um Béla gekämpft. Um meine Tochter nicht so sehr, jetzt werde ich das tun. Und ich werde gewinnen. Ich wartete darauf, dass er fragte:»Wer ist Sonja?«
    Aber meine Frage nach ihr schien er nicht gehört zu haben. Nach ein paar Sekunden sagte ich:»Mein Mann hat Heinz Böhring garantiert nicht erschossen. Warum hätte er das tun sollen? Sie kannten sich seit ewigen Zeiten, und sie verstanden sich sehr gut. Mein Mann weiß, dass ich früher ein Verhältnis mit Heinz hatte. Dass das seit langem vorbei ist, hat seine Frau Ihnen bereits gesagt.«
    Offermann griff nach einer gefüllten Tasse. Er nahm weder Zucker noch Milch, trank einen Schluck, stellte die Tasse bedächtig zurück.»Es ist normalerweise auch nicht üblich, dass Ehefrauen oder Ehemänner über einen Ehebruch informiert werden.«
    Er sprach in genau dem Ton weiter, in dem er seine Tasse zurückgestellt hatte.»Herr Böhring lag in Ihrem Schlafzimmer, Frau Szabo. Solange uns niemand erklären kann oder will, wie er dahin gekommen ist und was er da wollte, gehen wir vom Naheliegenden aus.«
    Und das Naheliegende war, Heinz war tot und Béla verschwunden. Meta war angesichts der Hiobsbotschaft weder in Tränen aus- noch zusammengebrochen, hatte stattdessen ein paar mysteriöse Andeutungen über ermordete Liebhaber und andere Romanthemen gemacht. Ich hatte einem völlig verwirrten Mädchen eine Menge Fragen gestellt und mich ansonsten nicht ganz an die Wahrheit gehalten. Und sie hatten die Schachtel mit der Munition gefunden, in Bélas Kleiderschrank. Dass ich die Pistole rechtmäßig besaß, interessierte nur noch am Rande.»Wo ist die Waffe, Frau Szabo?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn sie nicht im Schrank liegt, weiß ich es wirklich nicht.«
    Offermann fragte weiter und weiter. Die ersten Stunden seien für die Ermittlungen die wichtigsten. Das erklärte er mir in der Nacht mindestens fünfmal – und bohrte, stocherte, löcherte, während das Team von der Spurensicherung unsere Wohnung dreimal umräumte und den gesamten Dreck aufsammelte, den Meta in den letzten Monaten übersehen hatte. Sie gingen mir entsetzlich auf die Nerven, alle zusammen. Nicht, dass ich müde war. An Schlaf dachte ich nicht. Es wurde drei, es wurde halb vier. Und Béla kam nicht heim. Es ging auf fünf zu, als die Wohnung sich endlich leerte. Bis dahin hatten wir geklärt, dass mein Mann zurzeit ein Verhältnis mit einer Blondine hatte. Dass es nicht das erste Verhältnis war und vermutlich nicht das letzte sein würde. Dass ich mir mein Glück mit ihm davon in keiner Weise trüben ließ. Wie hatte Meta so schön gesagt:»Béla ist schon fast zu viel Mann für eine Frau.«
    Recht hatte sie. Und wenn man als rechtmäßige Ehefrau in keiner Hinsicht zu kurz kam, worüber sollte man sich dann aufregen? Da gönnte man ihm sein Vergnügen. Wenn also mein Bett benutzt gewesen war, hatte das nichts mit Heinz und ganz bestimmt nichts mit seinem Tod zu tun. Offermann hörte mir schmunzelnd zu und wollte wissen, warum ich Béla, bei einer derart großzügigen Einstellung, mit meiner Ankunftszeit beschwindelt hatte. Vier Stunden Differenz! Warum hatte ich mir am Bahnhof nicht sofort ein Taxi genommen? Warum eine halbe Stunde gewartet auf einen Mann, von dem ich genau wusste, dass er mich nicht abholen konnte, nicht um die Zeit? Was hatte ich denn gehofft, hier vorzufinden, wenn ich überraschend hereinplatzte? Hatte ich vielleicht

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