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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ihm zusammen sein. Ich will gar nicht behaupten, er hätte mich großartig überreden müssen, mich mit Andreas erpresst oder sonst wie unter Druck gesetzt. Eines Tages war ich von selbst soweit.

    Es war im Frühjahr vor sieben Jahren, als Béla mich mit dieser einmaligen Gelegenheit überraschte. Die kleine Kneipe an der Ecke, erschwinglich in der Ablösesumme für das Inventar und in der Kaution. Er hatte bis dahin rund vierzigtausend Mark zusammengekratzt. Das reichte für den Start in die Freiheit. Ich fand, ich hätte ihn lange genug zappeln lassen, stellte es mir auch sehr schön vor, ihn den ganzen Tag in meiner Nähe zu haben, nur durch eine Wand oder die Zimmerdecke getrennt, und bei gedämpfter Musik kleine Heile-Welt-Geschichten zu schreiben. Wir gingen hin und schauten uns das Lokal an. Es sah gemütlich aus, richtig urig. Dicke Eichenbalken an der Decke, auch mitten im Raum, eine rustikale Einrichtung. Der Schankraum war nicht übermäßig groß, es gab sechs Tische insgesamt. Dann gab es noch einen kleinen Saal in einem Anbau. Neben dem Tresen war eine Doppeltür, durch die der Saal mit dem Schankraum verbunden werden konnte. Béla geriet aus dem Häuschen bei der Vorstellung, dass er darin am Samstagabend zusammen mit Werner und Andreas für ein volles Haus sorgen könnte. Die Toiletten waren auf dem Hof, aber der war zur Hälfte überdacht. Natürlich gehörte eine Wohnung dazu, die wir uns jedoch bei der ersten Besichtigung nicht anschauen konnten. Den Pachtvertrag für fünf Jahre unterschrieb ich nach der zweiten Besichtigung im Wohnzimmer des Vorpächters. Es lag dem Schankraum gegenüber und war ein winziges Kämmerchen, in dem nur Platz für den Fernseher und zwei Sessel war. Ein kleiner, runder Tisch stand auch dabei. Bevor ich unterschrieb, wollte ich die Wohnung sehen. Sie lag im oberen Stockwerk. Ich sagte bereits, es war im Frühjahr. Draußen war es sonnig, angenehm warm. Wer denkt da an den nächsten Winter? Wer denkt überhaupt an Sturm und Frost, wenn er einen Mann neben sich hat, der einem allein mit seinen Händen den Körper in Brand setzen kann? Wenn dieses Feuer erst den Kopf erreicht hat, denkt niemand mehr. Durch eine Tür ging es vom Vorraum in einen dämmrigen und kühlen Flur. Links führte eine Treppe hinauf in die Wohnung, geradeaus ging es in die Küche. Eine große Küche, in jeder Hinsicht doppelt bestückt, zwei Gasherde, zwei Kühlschränke, eine riesige Gefriertruhe, daneben noch eine kleinere. Jede Menge Schränke, zwei Arbeitstische mit ein paar Stühlen dabei, der Spültisch mit zwei Becken und einem eingebauten Geschirrspüler. Die Wände waren mit Ölfarbe gestrichen, in einem schmutzigen Gelb, aber wir wollten ja renovieren. Von der Küche aus betraten wir einen weiteren Anbau, in dem sich kein Saal, nur ein Waschbecken, die Toilette und eine mit einem Plastikvorhang verhängte Duschkabine befanden. Großartig abgeteilt vom Rest war dieses provisorische Bad nicht. Und einen knappen Meter hinter der Duschkabine stand ein breites Tor sperrangelweit offen, das hinaus auf den Hof führte. Es war mit Rollen in einer Halterung auf der Außenmauer befestigt. Béla schaute mich an, dreimal das Szeretlek im Blick und das Versprechen auf den Lippen: »Machen wir alles schön, Liska.« Er war sehr nervös, hatte Angst, ich könne nein sagen. Ich schwieg erst einmal. Vielleicht war ja oben Platz, um ein Bad einzubauen.
    Sieben Zimmer, war uns gesagt worden. Das größte davon war drei Meter lang, zweieinhalb Meter breit und voll gestopft mit einer kompletten Schlafzimmer-einrichtung. Ein dicker Mensch hätte unmöglich am Doppelbett vorbei zum Schrank gehen können. Béla legte mir einen Arm um die Schultern. »Können wir eine Wand einschlagen, Liska, haben wir ein schönes, großes Zimmer.« »Können wir auch zwei Wände einschlagen«, sagte ich, »haben wir zwei schöne, große Zimmer.« Die anderen Räume waren alle kleiner als das Schlafzimmer des Pächters. Auf dem Weg nach unten rechnete ich kurz durch. Sieben kleine Kammern, drei rausgerissene Wände, das machte drei einigermaßen akzeptable Zimmer und ein kleines Bad. Dann unterschrieb ich. Für fünf Jahre. Es ist ein schönes Gefühl, einen Menschen, den man liebt, restlos glücklich zu machen. Dieses Gefühl hatte ich auf dem Heimweg. Leider hielt es nicht lange.
    Sonja erwartete uns mit unverhohlener Spannung. Wie macht man einem vierzehnjährigen Mädchen klar, dass man manchmal eine Verschlechterung in Kauf

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