Bélas Sünden
Beine, setzte sich neben mich und versuchte, den oberen Teil von mir mit Zärtlichkeit zu erwärmen. »Liska, nimm es doch nicht so schwer. Alte Häuser sind gemütlich. Wie viele Abende hatten wir schon, wo wir so sitzen konnten?«
Zugegeben, nicht viele. Wahrscheinlich hätte ich sie an zwei Händen abzählen können. Er küsste mich auf den Hals. »Wir gehen jetzt ins Bett, dann wird dir warm, überall, verspreche ich dir.« »Zuerst muss ich unter die Dusche.« Béla erhob sich wieder. »Ich gehe mit.« Es war ein Vergnügen besonderer Art. Ich kam mir vor wie unter einer Gießkanne auf einem winterlichen Zeltplatz. Solange das heiße Wasser lief, war es noch erträglich. Glücklicherweise bezog unser Freiluftbad das warme Wasser von einem Durchlauferhitzer, und der schien relativ neuwertig zu sein. Aber wir konnten nicht die ganze Nacht in der Kabine stehen und uns berieseln lassen. Béla riskierte es als Erster. Kaum war er draußen, schrumpfte ihm die stattliche Männlichkeit zu einem traurigen Anhängsel zusammen. Ich sah es durch einen Spalt im Duschvorhang. »Ist es sehr kalt?«, fragte ich. Er bibberte ein wenig, während er sich in fieberhafter Eile mit dem Frottiertuch bearbeitete. »Es geht.«
»Ich komme hier erst raus, wenn du mir ein angewärmtes Tuch bringst«, sagte ich. »Aber eins von den großen. Wo du es anwärmst, interessiert mich nicht. Steck es dir meinetwegen zwischen die Beine.« Béla schlüpfte, immer noch mit diesen panikartigen Bewegungen, in Hemd und Jeans. Der Eile wegen verzichtete er auf den Slip, klemmte sich prompt die Vorhaut im Reißverschluss ein, fluchte und hüpfte von dannen. Ich wartete, unter der Dusche ließ es sich aushalten. Ich wartete fünf Minuten, zehn Minuten. Béla kam mit seinem Bademantel zurück, die großen Tücher hatte er nicht finden können. Meta hatte einen Teil unserer Wäsche eingeräumt. Aber der Mantel reichte mir vom Hals bis weit über die Füße. Und ab ins Bett. Es war kalt und klamm, ich war auch noch nicht völlig trocken. Und Béla hatte sich am Reißverschluss schlimmer verletzt, als ich vermutet hatte. Sein ansonsten viel zu williger Freund wollte nicht mehr. Es wurde nichts aus der heißen Nacht. Wir zitterten uns in den Schlaf. Irgendwie fand ich es sogar ein bisschen lustig, aber nicht lange.
Am nächsten Morgen erwachte ich gegen halb sieben von einem ungewohnten Geräusch, ein Zischen und Fauchen, nicht übermäßig laut. Es kam aus der Küche. Dort saß Sonja vor ihrem Frühstück, hinter ihr gaben acht Gasflammen und zwei offene Backöfen ihr Bestes, um ein bisschen Wärme zu verbreiten. Draußen regnete es immer noch, auch der Wind hatte kaum nachgelassen. Sonja schaute nicht einmal auf, als ich hereinkam. »Hast du gewusst, dass man hier nicht heizen kann?« »Nein.« »Aber du warst doch hier, verdammt nochmal! Du hast dir doch angeblich alles so gründlich angeschaut.« »Herrgott, die Bude war voll gestopft bis in den letzten Winkel. Da war nicht viel zu sehen. Und der Pächter hat uns gesagt, es gibt Ölheizung. Gibt es auch, für das Lokal und den Saal.« Sonja biss ein Stückchen von ihrem Toast ab, fragte mit vollem Mund. »Und was machen wir im Winter?« »Uns wird schon was einfallen. Es gibt elektrische Heizgeräte, stellen wir eben so was auf. Strom haben wir ja.«
Dass die elektrischen Leitungen und die Sicherungen nicht auf die zusätzliche Belastung durch drei Radiatoren ausgelegt waren, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Aber wir bemerkten es schon am frühen Nachmittag. Béla hatte sich gleich nach dem Frühstück um ein paar Heizkörper bemüht. Er sorgte sich zwar ein wenig um die Stromrechnung, fand jedoch, dass Frauen nicht frieren durften, weil sie sonst schlechte Laune bekamen. Die Radiatoren wurden verteilt, einen in Sonjas Arbeitszimmer. »Du kannst ihn heute Abend nach nebenan schieben«, sagte Béla. Einen in unser Schlafzimmer und einen neben die Couch ins Wohnzimmer. Eingeschaltet wurden sie natürlich auch. Und augenblicklich fielen im Schankraum die Kühlung für den Tresen und in der Küche die Gefriertruhe aus. Béla schaltete die Sicherung wieder ein. Er war ein bisschen ratlos. »Probieren wir erst einen.« Mit einem funktionierte es, beim zweiten wurde es kritisch. Wie wir später herausfanden, durfte der Geschirrspüler nicht laufen, wenn wir zwei Räume heizen wollten. Den dritten Heizkörper konnten wir vergessen. Sonja fauchte mich an: »Hauptsache, du hast einen Mann im
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