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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Offermann ein, dass ihn seine Spekulationen nicht weiterbrachten und es sinnvoller sei, mit Meta zu sprechen. Ich bestand darauf, mitzukommen. Er hatte nichts dagegen. Als wir losfuhren, glich das Haus immer noch einem Bienenstock. Die Leiche wurde gerade abtransportiert, mein Bettzeug ebenfalls. Mein Bettzeug! Ich fragte Offermann danach. Er sagte, mein Bett sei benutzt gewesen. Das Schlafzimmer einer Frau, wie man auf den ersten Blick erkannte. Und der alte Dussing hatte ihnen bereitwillig erzählt, dass die Frau des Hauses seit ein paar Tagen auf Reisen war. Dass wir eine Zugehfrau hatten, die regelmäßig für Ordnung sorgte, hatte er ihnen ebenfalls anvertraut. Das benutzte Bett hatte Offermann auf die Idee gebracht, mich zu fragen, ob Béla eine Affäre mit einer anderen Frau hätte. Er bedauerte das inzwischen, erklärte etwas von polizeilichen Ermittlungen, bei denen leider manchmal auch Dinge ans Tageslicht kamen, die mit dem eigentlichen Fall nichts zu tun hatten und den Betroffenen nur unnötigen Ärger machten. Es macht nichts, Polizist, dachte ich. Mein Mann hat eine Affäre, da bin ich sicher. Nicht die erste, aber die anderen konnte ich irgendwie wegstecken, diese nicht, dafür ist es diesmal zu persönlich. Und eben, als ich noch glauben musste, er wäre tot, dachte ich für einen Moment, sie hätte geschossen, vielleicht, weil er das Verhältnis beenden wollte, weil er sah, dass ich daran zerbrach, weil er mich liebt. Und jetzt erzähl mir, wie benutzt mein Bett war. Sah es aus, als hätte nur jemand darin geschlafen? Hatte Béla sich aus lauter Liebe, Sehnsucht und Verlangen nach mir in mein Bett gelegt?
    »Es riecht nach dir, Liska.«
    Oder sah es aus, als hätten sich zwei Leute darin amüsiert? Natürlich erzählte er mir nichts, und ich mochte ihn nicht fragen. Kurz nach Mitternacht klingelten wir Meta aus dem Schlaf. Allzu fest geschlafen haben konnte sie nicht. Der elektrische Türöffner summte nach höchstens fünf Sekunden. Meta empfing uns im Nachthemd, mit nachlässig übergeworfenem Bademantel, aus dem überall lose Fäden heraushingen, in der offenen Wohnungstür stehend. Das Nachhemd reichte ihr bis auf die Waden. Es war aus einem dünnen, verwaschenen Stoff, Streublümchen auf ehemals rosafarbenem Untergrund, sackartig geschnitten und uralt. Die Blümchen waren kaum noch zu erkennen, die rosa Farbe vom Waschen grau geworden. Während der Fahrt hatte ich mir vorgestellt, dass die Polizisten erst einmal mich reden ließen. Was ich Meta sagen wollte, hatte ich mir zurechtgelegt. Wie ich es sagen musste, damit es nach Anteilnahme klang. Aber als ich ihr gegenüberstand, hatte ich keine Anteilnahme, nicht für sie. Ich hatte nur das Bedürfnis, sie windelweich zu prügeln für das armselige Leben, das Heinz an ihrer Seite gehabt hatte. Sie überließen mir das Reden tatsächlich, zumindest die ersten Worte. Als Offermann mein erbärmliches Stottern hörte, schaltete er sich ein.
    »Frau Böhring, wir sind von der Kriminalpolizei.«
    Meta stand da wie zur Salzsäule erstarrt, das graue und in letzter Zeit aufgeschwemmte Gesicht völlig ausdruckslos.
    »Haben Sie mich verstanden, Frau Böhring?«, fragte Offermann und zückte seinen Dienstausweis. Meta deutete ein Nicken an und trat einen Schritt zurück in den Flur. Es roch nach Sauerkraut, ein kalter, abgestandener Geruch. An den Wänden hingen noch die alten Fotos. Heinz als junger Mann neben der schweren Maschine eines Freundes, im Karatedress und mit Boxhandschuhen in Siegerpose. Offermann betrachtete die Galerie mit sichtlichem Interesse, auch sein Kollege schaute sich die Bilder im Vorbeigehen an. Ich konnte nicht einmal weinen. Meta schlurfte in ausgetretenen Gesundheitslatschen vor uns her auf das Wohnzimmer zu. Noch bevor sie es erreichte, wurde eine der anderen Zimmertüren geöffnet. Marion steckte den Kopf in den Flur. Sie sah aus, als hätte sie geweint. Die Nase war rot und geschwollen, die Augenlider ebenfalls. Warum sie geweint hatte, musste man nicht fragen. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt, auf der linken Wange hatte sie eine tüchtige Schwellung, die sich bis zum Auge hinaufzog. Da hatte jemand kräftig ausgeholt. Wahrscheinlich hatte sie wieder Krach mit Meta gehabt, und Heinz war nicht da gewesen, um ihr beizustehen. Er würde auch nie mehr für sie da sein. Marions Augen gingen von einem zum anderen, registrierten die beiden Männer und wurden etwas weiter, blieben kurz an mir haften und richteten sich dann auf Meta. In

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