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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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das verriet ihr Ton. Ganz genau wusste sie es. Ihr Gesicht wirkte kalt, fast feindselig.
    »Ich zeige es dir bei Gelegenheit«, sagte ich rasch.
    »Aber jetzt ist das doch unwichtig, Meta. Hast du eine Ahnung, wo Béla ist?«
    Sie schien verwundert.
    »War er nicht am Bahnhof?«
    Ich schüttelte den Kopf. Offermann schaute mit unbewegter Miene zwischen ihr und mir hin und her. Für ihn musste das alles sehr aufschlussreich sein.
    »Verstehe ich nicht«, murmelte Meta.
    »Heute früh sagte er noch, dass er dich abholt, egal, wie spät es wird. Hast du schon bei Andreas angerufen? Da wollte er nämlich hin. Marion hat noch was vorbei gebracht. Ich hatte vergessen, die Sachen aus der Reinigung zu holen. Es fiel mir erst am Nachmittag ein. Da bin ich auch schnell noch gegangen. Marion hat das Paket zu euch gebracht. Das war so gegen sieben. Da hat Béla zu ihr gesagt, dass er jetzt zu Andreas fährt. Wenn er sich hinlegt, hört er vielleicht den Wecker nicht. Und von Andreas wären es nur ein paar Minuten bis zum Bahnhof.«
    Hört den Wecker nicht, so ein Blödsinn. Bélas Wecker konnte man gar nicht überhören. Ich zweifelte trotzdem nicht daran, dass er genau das zu Marion gesagt hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte er vermutlich auch die Ankunftszeit erwähnt, die ich ihm genannt hatte. Vielleicht hätte ich mich wundern sollen, dass auch Meta so gründlich informiert war. Es entsprach nicht Marions Art, ihrer Mutter bis ins kleinste Detail zu berichten. Andererseits, wenn ein Mensch Prügel bezieht, erzählt er viel, vor allem die nebensächlichen Dinge. Und zum Wundern hatte ich keine Zeit. Meta stutzte plötzlich, runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen. Dann kam es auch schon.
    »Du wolltest doch erst um Viertel nach zwei in Köln sein. Ist die Lesung in Frankfurt ausgefallen, oder gab es diesmal nichts zu feiern?«
    »Es ist nichts so fein gesponnen«, flüsterte meine Mutter dicht neben mir.
    »Alles kommt ans Licht der Sonne.«
    Offermann betrachtete mich mit undurchdringlichem Blick.
    »Ich habe einen früheren Zug bekommen«, erklärte ich rasch.
    »Darf ich mal telefonieren, Meta?«
    Meine Handtasche, in der das Handy steckte, hatte ich in der Aufregung im Lokal liegen lassen. Meta zeigte stumm auf die Tür zum Flur. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich auf sehr dünnem Eis bewegte. Aber noch hielt es. Béla war nicht daheim gewesen, als Heinz in die Wohnung kam. Béla hatte die Wohnung um sieben, kurz nach meinem Anruf, verlassen, um zu Andreas zu fahren. Béla konnte nicht geschossen haben. Er saß seit dem frühen Abend bei seinem Freund. Daran klammerte ich mich. Es war halb eins vorbei, noch reichlich Zeit, ehe Béla aufbrechen müsste, um mich vom Bahnhof abzuholen. Ein Handy besaß er nicht. Die Nummer von Andreas kannte ich auswendig. Nachdem ich gewählt hatte, ertönte das Freizeichen, dreimal, viermal. Im Wohnzimmer verlangte Offermann, Meta solle ihre Töchter wecken, damit er ihnen ein paar Fragen stellen könne. Meta protestierte, während sich eine verschlafene Frauenstimme am anderen Ende der Leitung meldete.
    »Gisela, hier ist Lisa«, sagte ich. Wie ich Béla mein verfrühtes Eintreffen daheim erklären sollte, wusste ich noch nicht. Mir würde schon etwas einfallen, vielleicht ging es auch im allgemeinen Wirbel unter.
    »Kann ich Béla sprechen?«
    »Er ist nicht hier.«
    »Ist er schon zum Bahnhof gefahren?«
    »Nein, er war gar nicht hier.«
    Zwei Sekunden für den Absturz, hinauf kam ich so schnell nicht wieder. Nachdem ich mich für die späte Störung entschuldigt und aufgelegt hatte, stand ich nur da. Im Wohnzimmer erklärte Meta, dass sie nicht vorhatte, ihre Kinder mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen und von der Kriminalpolizei befragen zu lassen. Offermann hielt dagegen, das Mädchen mit den blonden Haaren sei doch kein Kind mehr. Und da es bereits nach dem Vater gefragt habe, müsse man es nicht aus dem Schlaf reißen. Außerdem interessierte ihn Marions zerschlagenes Gesicht.
    »Ich hab ihr eine runtergehauen«, erklärte Meta ruhig.
    »Können auch zwei oder drei gewesen sein. Ich hatte ihr gesagt, sie soll um halb elf zu Hause sein, und sie kam um halb zwölf. Mehr kann sie Ihnen auch nicht sagen. Sie war im Kino, weiß nicht mal, wann ihr Vater gegangen ist. Da war sie nämlich schon weg. Ich habe doch eben gesagt, sie hat um sieben das Paket aus der Reinigung zu Lisa gebracht. Das hat sie auf einem Weg erledigt.«
    Ihre Stimme klang nicht mehr so mechanisch

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