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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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mir, dann kannst du dich um das Baby kümmern.«
    Zu früh geboren, zu leicht, Wochen im Brutkasten, immer noch so zart, so empfindlich. Und Meta sagte:
    »Die ist trocken und satt. Die soll schlafen. Man muss denen von Anfang an beibringen, dass es feste Zeiten gibt. Sonst schikanieren sie einen später.«
    Wir waren knapp an einer Katastrophe vorbei- geschlittert, verdammt knapp. Ja, wir! Ich hatte es doch gesehen! Die wunde Haut mit den blutigen Kratern. Ich war mehr als einen Abend mit Sonja an der Hand und diesem flauen Gefühl in der Magengrube hinüber in meine Wohnung gegangen. Das jämmerliche Weinen im Ohr, im Kopf das Wissen, dass Marion nicht satt und trocken in ihrem Bettchen lag, weil Meta sie nicht regelmäßig versorgte. Randvoll mit Schuldgefühlen, weil ich dachte, 213 es läge an mir. Das hatte es nicht getan. Meta hatte das Kind gehasst, vielleicht nicht bewusst. Aber sie hatte in Marion den Grund allen Übels gesehen. In eine ungewollte Ehe gedrängt, an einen Mann gebunden, den sie nicht lieben konnte und nicht verlassen durfte. Weil ihr Vater vielleicht verboten hatte, ihn zu verlassen. Weil ihm eine verheiratete Tochter besser in seine Bedürfnisse passte. Weil er einen Dummen brauchte, falls nochmal etwas schief ging. Papas Mädchen, dachte ich ab Mai oft. So hatte Heinz Marion bezeichnet, die Doppeldeutigkeit jagte mir Schauer über den Rücken. Ob Metas Vater sie auch so genannt hatte? Er war drei Jahre zuvor gestorben, ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Bei seiner Beerdigung hatte ich neben Meta am offenen Grab gestanden. Sie hatte mich gefragt, ob ich es einrichten könne, sie zu begleiten.
    »Sonst stehe ich ganz allein auf dem Friedhof, ist doch sonst keiner da.«
    Doch, ein paar Nachbarn waren gekommen, aber sie hielten sich im Hintergrund. Meta sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick zusammenbrechen. Als sie den Sarg hinunterließen, legte ich ihr den Arm um die Schultern und dachte, ich müsse sie halten oder trösten. Sie schüttelte meinen Arm ab. Dann nahm sie die kleine Schaufel, die der Priester ihr hinhielt, warf ein Häufchen Erde in die Grube, das Gesicht steif und blass. Sie nahm auch eins von den Immergrün-Sträußchen, warf es ebenfalls auf den Sarg, drehte sich um, ging ein paar Schritte zur Seite, starrte von dort aus zur Grube hin. Als ich neben ihr war, nach ihrem Arm griff, weil ich sie wegführen wollte, sagte sie:
    »Tschüs, Papa.«
    Tschüs, Papa! Es war ein furchtbares Thema. Es war vor allem deshalb furchtbar, weil ich schrieb, dass Meta ihren Vater geliebt hatte und nicht ihren Mann. Das kam mir auch nach Wochen noch so ungeheuerlich vor. Aber es war die einzige Erklärung für alles. Ein paar Mal versuchte ich, mit Béla darüber zu sprechen. Aber er dachte immer noch, mit dem Vater sei Heinz gemeint. Davon wollte er nichts hören.
    »Liska, denk dir etwas anderes aus. Schreib etwas, worüber die Leute lachen können. Oder schreib von der Liebe wie damals. Es ist nicht gut, was du machst.«
    Das wusste ich selbst, aber ich war wie besessen, kaufte mir ein paar Bücher zum Thema. Eine psychologische Abhandlung über die Spätfolgen und Erfahrungsberichte von Frauen, die in ihrer Kindheit und Jugend missbraucht worden waren. Sie glichen einander sehr, es gab auch Parallelen zu Metas Verhalten. Die Unfähigkeit, eine Partnerschaft aufzubauen, die Vernachlässigung der eigenen Person, sich mit Gewalt unattraktiv machen, Depressionen. Schläft am Küchentisch, hatte Sonja einmal gesagt, aber sie schläft nicht richtig. Sie tut so, als ob sie weint, aber sie weint nicht richtig. Am Vormittag, wenn Meta putzte, las ich, am Nachmittag und Abend schrieb ich. Wenn Béla nachts hinauf in die Wohnung kam und mich noch vor dem Computer fand, wurde er manchmal ärgerlich. Nicht auf der Stelle. Zuerst stand er ein paar Minuten lang hinter mir. Das machte mich nervös. Ich kann nicht schreiben, wenn mir jemand über die Schulter schaut. Wenn ich dann aufhörte, beugte er sich hinunter, küsste mich auf den Nacken.
    »Komm ins Bett, Liska.«
    »Ein paar Minuten noch. Ich schreibe diese Szene zu Ende, danach komme ich sofort.«
    »Tust du nicht, Liska. Gestern hast du auch gesagt, du kommst sofort. Und wann bist du gekommen? Nach einer Stunde. Da war ich müde. Jetzt bin ich nicht müde.«
    »Ich kann nicht immer mitten in der Arbeit aufhören.«
    Béla lachte leise. Es klang gereizt.
    »Sollst du nicht immer, Liska. Und was heißt Arbeit? Es ist eine schmutzige

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