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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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vielleicht nicht einmal selbst die Initiative ergreifen, das Weib wird ihn nicht in Ruhe lassen. Ich weiß doch, wie das ist mit ihm. Man kann ihn nicht wieder hergeben.«
    Ich hielt mich am Roman fest, wie wichtig mir die Arbeit war. Dass ich es mir nicht leisten konnte, sie jetzt zu unterbrechen. Dass ich ohnehin noch einmal von vorne anfangen musste, weil Béla meine Notizen weggeworfen hatte. Dierk war sauer, zuerst auf Béla:
    »Was fällt ihm denn ein?«
    Dann auf mich:
    »Das überlegst du dir aber noch.«
    Das hatte ich nicht vor. Nach dem Anruf ging ich ins Bad, um zu duschen und mich für den Abend fertig zu machen. Und wenn es drei Uhr werden sollte, ich wollte bei Béla sitzen und mir die weibliche Kundschaft genau ansehen. Ich musste das Make-up etwas dicker auftragen. Anschließend sammelte ich die Wattebällchen vom Beckenrand, warf sie in den kleinen Abfalleimer. Dann sah ich es. Eins von den Zellstofftüchern, die ich benutzte, um mich abzuschminken. Meta hatte den Eimer wohl am Montag geleert und ihn danach nicht noch einmal kontrolliert. Es lag nur dieses eine Tuch darin. Es war zusammengeknüllt und mit Lippenstift verschmiert, als 222 hätte sich jemand noch den letzten Farbrest abgewischt, ein sehr helles Rosa, nicht meine Farbe. Blondinen bevorzugten sie. Ich weiß nicht, wie lange ich da stand, mit beiden Händen auf dem Beckenrand abgestützt, weil meine Knie ständig nachgeben wollten. Unter dem Make-up grau im Gesicht. Nicht wütend. Nein, wütend war ich nicht. Es war nur so ein verdammt mieses Gefühl von Schwäche.
    »Es war nur so ein Moment«, hörte ich Béla sagen. Von wegen! Meine Zeit im Krankenhaus hatte er anscheinend genutzt, um sich noch einmal richtig auszutoben. Morgens an meinem Bett gesessen, meine Hand gehalten und mich beschworen, gesund zu werden:
    »Brauche ich dich doch so sehr, Liska!«
    Und nachts Heijuja. Dass er sie mit in unsere Wohnung genommen und in mein Badezimmer gelassen hatte, war mehr, als ich auf Anhieb verarbeiten konnte. Ich ging hinunter, stellte mich zu ihm hinter den Tresen und hatte das Gefühl, jeden Augenblick erneut zusammenzubrechen. Wir gingen an dem Abend, vielmehr in der Nacht kurz vor zwei nach oben. Ich war müde, völlig erschöpft, stellte mich trotzdem noch unter die Dusche, und Béla kam zu mir, als gäbe es außer mir überhaupt keine Frauen. Er war so sanft wie die Musik, die er den ganzen Abend gespielt hatte. Ich mochte die Art, wie er küsste, ich habe sie immer gemocht. Das habe ich ja schon erwähnt. Normalerweise konnte ich mich dabei fallen lassen. Aber als ich die Augen schloss, sah ich das Tuch in meinem Abfalleimer liegen. Er mochte keinen Lippenstift, das wusste ich zur Genüge. Er hatte ihr den Mund abgewischt, bevor er sie küsste. 223 Mir war so elend. Und er war so zärtlich. Mir wurde schwindlig unter der Dusche. Er nahm mich auf die Arme, trug mich in mein Zimmer. Er war sehr erregt, und ich wollte ihn auch. Ich wollte ihn so sehr, wollte ihm zeigen, dass ich besser war als jede Blondine, aber es ließ mich nicht los. Während er mich küsste, sah ich es vor mir. Das blonde Biest in unserer Wohnung, in meinem Bad.
    »Wer ist sie?«, fragte ich.
    »Ich will wissen, wer sie ist.«
    Er hörte nicht auf, mich zu küssen, murmelte mit den Lippen an meinem Mund.
    »Vergiss sie, Liska, sie ist nicht wichtig.«
    Dabei glitten seine Lippen an meinem Hals hinunter. Ich griff mit beiden Händen in sein Haar und zog seinen Kopf hoch.
    »Lüg mich nicht an, Béla. Sie war hier in der Wohnung.«
    Er brauchte ein paar Sekunden, um das zu verdauen. Dann schüttelte er den Kopf in meinen Händen.
    »Nicht, Liska. Nicht schreien. Es war nicht, wie du denkst.«
    Er verzog den Mund, als wolle er grinsen. Dann zuckte er resignierend mit den Schultern.
    »Ja, sie war hier, am Sonntagnachmittag. Um zwei kam der Mann von der Brauerei, hat nicht so lange gedauert, wie ich dachte. Um drei waren wir uns einig, da wollte ich zu dir kommen. Aber als ich aus dem Haus kam, hat sie unten auf mich gelauert, Liska. Wollte ich kein Theater auf der Straße haben, verstehst du, bin ich mit ihr hineingegangen. Aber ich habe sie nicht angerührt, Liska. Sie wollte mit mir schlafen, ich wollte nicht. Hat ein bisschen gedauert, bis sie verstanden hat.«
    Er lächelte wie ein Junge, der von einem geglückten Streich berichtete.
    »Sie war böse mit mir. Hat geschimpft. Hab ich fast zwei Stunden gebraucht, bis sie sich beruhigt. Da war es zu spät für das

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