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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Geschichte.«
    Ich drehte mich zu ihm um und sagte:
    »Hör zu, mein Freund. Ich habe den halben Nachmittag in der Sonne gelegen und auf dich gewartet. Da hatte ich Lust, mit dir zu schlafen. Und du hattest keine Zeit. Jetzt hast du Lust, und ich habe keine Zeit. Mir ist die schmutzige Geschichte sehr wichtig.«
    Das war sie – bis ich im August nach dem Genuss eines delikaten Geflügelsalates mit Salmonellen, dem Anblick meines Mannes vor dem Tisch im Lokal und den Beinen auf seiner Schulter zusammenbrach.

8. Kapitel

    Danach lag ich ein paar Tage im Krankenhaus. Eingeliefert in der Nacht zum Sonntag, und bis zum Mittag wieder einigermaßen klar im Kopf. Ich war verletzt und wütend. Aber ich wusste genau, dass ich diesmal erheblich dazu beigetragen hatte. Béla war nun einmal nicht der Mann, der sich mehrfach hintereinander abweisen ließ. Ich wollte es nicht zu hart für ihn machen. Ihm ein bisschen den Kopf waschen und dann Schwamm drüber. Ich wartete darauf, dass er kam, kurz nach zwei, wenn er das Lokal schloss. Als die Tür aufging, war ich enttäuscht. Meta in Begleitung ihrer beiden jüngsten Töchter. Marion hatte keine Lust gehabt zu einem Besuch am Krankenbett. Mit siebzehn hat man wohl anderes im Kopf. Meta kam mit besorgter Miene zum Bett, Susanne und Anika hielten sich in ihrem Windschatten. Meta nahm eine Flasche Cola und ein Paket Zwieback aus ihrer Tasche, legte noch eine Tüte Salzstangen dazu.
    »Ich weiß ja nicht, ob du schon wieder was essen darfst, Lisa«, begann sie.
    »Aber Cola und Salzstangen, das ist bei Durchfall gut.«
    Die beiden Mädchen traten ans Fenster und langweilten sich dort. Meta setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett.
    »Wie fühlst du dich denn, Lisa?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Béla wäre gern gekommen«, erklärte sie.
    »Aber er hatte was Dringendes zu erledigen, hat kurz angerufen. Ich soll dir ausrichten, er will zusehen, dass er es am Abend schafft, sich für eine Stunde loszueisen.«
    Kurz angerufen! Warum Meta und nicht mich? Ich hatte ein Telefon neben dem Bett. Und was Dringendes zu erledigen! Das traf mich fast mehr als das, was ich in der Nacht gesehen hatte. Ich konnte mir bildlich vorstellen, was er erledigen musste. Wiederholen, wobei ich gestört hatte.
    »Ich soll dich auch von Heinz grüßen«, sagte Meta.
    »Und gute Besserung natürlich. Er musste zur Schicht, sonst wäre er mitgekommen.«
    »Danke«, sagte ich. Meta wechselte das Thema und wurde dabei ein bisschen lebhafter.
    »Ich habe gestern Abend ein paar Seiten in deinem Buch gelesen. Es hat mir gefallen, wirklich. Dass sich ein paar Frauen zusammentun und ihre Männer aus dem Weg räumen, ist keine schlechte Lösung, finde ich.«
    »Freut mich, dass es dir gefallen hat«, sagte ich nur. Béla kam erst am nächsten Vormittag, mit leeren Händen und einer Miene, die nicht unbedingt zerknirscht wirkte, eher abwartend. Er war sich anscheinend nicht sicher, was genau und wie viel davon ich in meinem Zustand mitbekommen hatte. Nervös war er, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. Seine Sprache verriet ihn mal wieder. Er zog sich den Stuhl neben mein Bett, auf dem am Tag zuvor Meta gesessen hatte. Kaum saß er, griff er nach meiner Hand, zog sie sich an die Lippen.
    »Habe ich es gestern leider nicht mehr geschafft. War viel zu tun, Liska.«
    »Dass abends viel zu tun war, kann ich mir denken«, sagte ich.
    »Und warum bist du nachmittags nicht gekommen? Hast du über Mittag durchgemacht?«
    »Natürlich nicht. Liska. Kam ein Mann von der Brauerei, hat mich morgens angerufen, dass er mit mir sprechen will. Da habe ich Meta angerufen, hat sie dir doch ausgerichtet. Und…«
    »Ein Mann von der Brauerei!?«, unterbrach ich ihn.
    »Am Sonntagnachmittag?«
    »Ja, Liska. Er kam nicht geschäftlich, nur privat. Er heiratet bald und will…«
    »Sag ihm, er soll es lassen«, unterbrach ich ihn erneut. Meine Hand hielt er noch an seine Lippen, drückte sie etwas fester dagegen, als er murmelte:
    »Liska, es tut mir Leid.«
    Wenigstens entschuldigte er sich, aber gleich darauf kam ein Dämpfer.
    »Konnte ich doch nicht ahnen, dass du noch einmal herunterkommst. Dachte ich, du wirst arbeiten und dann schlafen. Wenn du nicht gekommen wärst, hättest du nichts gesehen, wäre alles gut. Was soll ich mehr sagen?«
    Das war der Gipfel! Man durfte also tun, was man wollte. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Wenn ich nicht heruntergekommen wäre! Wenn er meine Hand nicht gehalten hätte,

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