Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
Beine, die sie vor Schmerz angezogen hatte, wurden plötzlich schlaff und spreizten sich unnatürlich ab.
»Ihre Wirbelsäule«, stieà er entsetzt hervor.
»Hol es RAUS !«, fauchte ich und schleuderte ihm das Skalpell entgegen. »Sie spürt jetzt nichts mehr!«
Und dann beugte ich mich über ihren Kopf. Ihr Mund sah frei aus, also presste ich meinen darauf und blies ihr einen tiefen Atemstoà hinein. Ich merkte, wie ihr zuckender Körper sich ausstreckte, ihre Kehle war also auch frei.
Ihre Lippen schmeckten nach Blut.
Ich hörte ihr Herz, wie es unregelmäÃig schlug. Halt durch, dachte ich verzweifelt, während ich ihr noch einmal Luft in den Körper pustete. Du hast es versprochen. Lass dein Herz weiterschlagen.
Ich hörte das leise, feuchte Geräusch des Skalpells, als es über ihren Bauch glitt. Noch mehr Blut tropfte auf den Boden.
Das nächste Geräusch ging mir durch und durch, unerwartet, entsetzlich. Wie reiÃendes Metall. Das Geräusch erinnerte mich an den Kampf auf der Lichtung vor so vielen Monaten, das Geräusch der neugeborenen Vampire, die zerrissen wurden. Ich schaute zu Edward und sah, dass er das Gesicht an Bellas Bauch gepresst hatte. Vampirzähne â eine todsichere Methode, um Vampirhaut zu zerschneiden.
Ich schauderte, während ich Bella weiter beatmete.
Sie hustete mich an, blinzelte, verdrehte blind die Augen.
»Du bleibst jetzt bei mir, Bella!«, schrie ich sie an. »Hörst du mich? Bleib! Du darfst jetzt nicht gehen. Lass dein Herz weiterschlagen!«
Sie bewegte die Augen, suchte mich oder ihn, ohne etwas zu sehen.
Ich schaute sie trotzdem an, hielt ihren Blick fest.
Und dann war ihr Körper unter meinen Händen plötzlich reglos, obwohl sie unregelmäÃig zu atmen begann und ihr Herz weiterschlug. Da begriff ich, was die Reglosigkeit bedeutete; es war vorüber. Der Kampf in ihrem Innern war vorbei. Es musste drauÃen sein.
So war es.
Edward flüsterte: »Renesmee.«
Also hatte Bella sich geirrt. Es war kein Junge, wie sie gedacht hatte. Das war keine groÃe Ãberraschung. Worin hatte sie sich nicht geirrt?
Ich wandte den Blick nicht von ihren blutgesprenkelten Augen, doch ich spürte, wie sie schwach die Hände hob.
»Lass mich â¦Â«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. »Gib sie mir.«
Ich hätte wohl wissen sollen, dass er ihr immer das geben würde, was sie wollte, wie idiotisch ihre Bitte auch sein mochte. Aber ich hätte nie im Leben gedacht, dass er jetzt auf sie hören würde. Deshalb kam ich auch gar nicht darauf, ihn zurückzuhalten.
Etwas Warmes streifte meinen Arm. Schon das hätte mir auffallen müssen. Nichts fühlte sich für mich je warm an.
Doch ich konnte den Blick nicht von Bellas Gesicht wenden. Sie blinzelte, dann starrte sie, jetzt sah sie endlich etwas. Sie stieà ein merkwürdiges, schwaches Gurren aus.
»Renesâ¦mee. So ⦠wunderschön.«
Und dann keuchte sie â keuchte vor Schmerz.
Als ich hinsah, war es schon zu spät. Edward hatte das warme, blutige Ding aus ihren schlaffen Armen gerissen. Mein Blick fuhrüber ihre Haut. Sie war blutrot â das Blut, das ihr aus dem Mund geströmt war, das Blut, mit dem das Wesen verschmiert war, und frisches Blut, das aus einer winzigen Bisswunde knapp über ihrer linken Brust quoll, eine doppelte Mondsichel.
»Nicht, Renesmee«, murmelte Edward, als wollte er dem Monster Manieren beibringen.
Ich schaute nicht zu ihm oder zu dem Monster. Ich schaute nur Bella an, wie sie die Augen verdrehte.
Mit einem letzten dumpfen Bum-bum geriet ihr Herz ins Stocken und verstummte.
Es setzte vielleicht einen halben Schlag aus, dann waren meine Hände auf ihrer Brust und pressten. Ich zählte im Geist mit, versuchte einen gleichmäÃigen Rhythmus zu halten. Eins. Zwei. Drei. Vier.
Ich machte eine kurze Pause und blies ihr wieder Luft in den Mund.
Ich konnte nichts mehr sehen. Meine Augen waren nass, alles verschwamm. Doch ich nahm alle Geräusche im Raum ganz genau wahr. Das widerstrebende Bum-bum ihres Herzens unter meinen fordernden Händen, das Pochen meines eigenen Herzens und noch etwas anderes â einen flatternden Herzschlag, der zu schnell war, zu leicht. Ich konnte ihn nicht einordnen.
Ich zwang Bella noch mehr Luft in die Kehle.
»Worauf wartest du noch?«, stieà ich atemlos hervor und
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