Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
geschüttet, die mir das Hirn verätzen würde. Um die Bilder von Bellas letzten Minuten auszulöschen. Ich hätte gern einen Hirnschaden in Kauf genommen, um diese Erinnerungen loszuwerden â die Schreie, das Blut, die entsetzlichen Geräusche, als das Monster sie von innen zerriss â¦
Am liebsten wäre ich weggerannt, hätte zehn Stufen auf einmal genommen und wäre zur Tür hinausgestürmt, aber meine FüÃe waren bleischwer und mein Körper war müde wie nie zuvor. Ich schlurfte die Treppe hinunter wie ein lahmer alter Mann.
An der untersten Stufe blieb ich kurz stehen, nahm all meine Kraft zusammen, um zur Tür hinauszukommen.
Rosalie saà am sauberen Ende des Sofas mit dem Rücken zu mir, sie sprach leise und zärtlich mit dem in Decken gewickelten Ding in ihren Armen. Sie musste gehört haben, wie ich verharrte, doch sie ignorierte mich, ging ganz in diesem Moment gestohlener Mutterschaft auf. Vielleicht konnte sie jetzt glücklich sein. Rosalie hatte gekriegt, was sie wollte, und Bella würde nie kommen, um ihr das Wesen wegzunehmen. Ich fragte mich, ob die hinterhältige Blonde darauf die ganze Zeit spekuliert hatte.
Sie hatte etwas Dunkles in den Händen, und von dem kleinen Mörder, den sie hielt, kam ein gieriger saugender Laut.
Der Geruch von Blut lag in der Luft. Menschenblut. Rosalie fütterte das Ding. Natürlich wollte es Blut. Womit sonst sollte man ein Monster füttern, das brutal die eigene Mutter verstümmelt hatte? Es hätte ebenso gut Bellas Blut trinken können. Vielleicht tat es das sogar.
Während ich hörte, wie der kleine Mörder futterte, kehrte meine Kraft plötzlich zurück.
Kraft und Hass und Feuer â loderndes Feuer strömte mir durch den Kopf, es brannte, ohne etwas zu vernichten. Die Bilder in meinem Kopf waren der Brennstoff für diese Hölle, wollten jedoch nicht aufgezehrt werden. Ich spürte, wie ich von Kopf bis Fuà bebte, und tat nichts, um es aufzuhalten.
Rosalie war ganz und gar mit dem Wesen beschäftigt und achtete überhaupt nicht auf mich. Sie könnte mich bestimmt nicht schnell genug aufhalten, abgelenkt, wie sie war.
Sam hatte Recht gehabt. Das Ding war eine Abnormität â seine Existenz ging gegen die Natur. Ein schwarzer, seelenloser Dämon. Etwas, das kein Recht auf Leben hatte.
Etwas, das zerstört werden musste.
Anscheinend hatte die Anziehungskraft mich doch nicht zur Tür geführt. Jetzt spürte ich sie wieder, sie feuerte mich an, zog mich weiter. Drängte mich dazu, die Sache zu Ende zu bringen, die Welt von dieser Abscheulichkeit zu befreien.
Wenn das Wesen tot war, würde Rosalie versuchen mich umzubringen und ich würde mich wehren. Ich wusste nicht, ob ichsie ausschalten konnte, bevor die anderen ihr zu Hilfe kamen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es spielte keine groÃe Rolle.
Es war mir egal, ob die Wölfe, das eine Rudel oder das andere, mich rächen oder die Gerechtigkeit der Cullens als angemessen bezeichnen würden. All das war nicht wichtig. Das Einzige, worum es mir ging, war meine eigene Gerechtigkeit. Meine Rache. Das Ding, das Bella auf dem Gewissen hatte, durfte keine Minute länger leben.
Hätte Bella überlebt, hätte sie mich dafür gehasst. Sie würde mich eigenhändig umbringen wollen.
Aber das war mir egal. Sie hatte sich auch nicht darum geschert, was sie mir antat â als sie sich abschlachten lieà wie ein Tier. Weshalb sollte ich auf ihre Gefühle Rücksicht nehmen?
Und dann war da noch Edward. Aber der war jetzt sicher zu beschäftigt â zu sehr in dem irrwitzigen Versuch gefangen, eine Leiche wiederzubeleben â, um auf meine Pläne zu achten.
Dann würde ich also nicht die Gelegenheit bekommen, das Versprechen einzulösen, das ich ihm gegeben hatte, es sei denn â aber darauf würde ich bestimmt nicht wetten â, es gelänge mir, Rosalie, Jasper und Alice zu besiegen, drei gegen einen. Aber selbst wenn ich das schaffte, glaubte ich nicht, dass ich es über mich bringen würde, Edward zu töten.
Denn dafür hatte ich nicht genug Erbarmen. Warum sollte ich ihn mit seiner Tat davonkommen lassen? Wäre es nicht gerechter â befriedigender â, wenn er mit dem Nichts weiterleben müsste, dem puren Nichts?
Bei der Vorstellung musste ich fast lächeln, so hasserfüllt war ich. Keine
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