Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
massierte weiter ihr Herz. Eins. Zwei. Drei. Vier.
»Nimm das Baby«, sagte Edward drängend.
»Wirf es aus dem Fenster.« Eins. Zwei. Drei. Vier.
»Gib sie mir«, ertönte es von der Tür.
Edward und ich knurrten gleichzeitig los.
Eins. Zwei. Drei. Vier.
»Ich habe es jetzt im Griff«, versprach Rosalie. »Gib mir das Baby, Edward. Ich kümmere mich um sie. Bis Bella â¦Â«
Ich atmete wieder für Bella, während Edward das Ding an Rosalie gab. Das flatternde Bumpa-bumpa-bumpa entfernte sich.
»Mach mir Platz, Jacob.«
Ich schaute von Bellas weiÃen Augen auf, während ich weiter ihr Herz massierte. Edward hatte eine Spritze in der Hand â ganz silbern, wie aus Stahl.
»Was ist das?«
Mit seiner steinernen Hand schlug er meine zur Seite. Es knackte ganz leise, als er mir mit dem Schlag den kleinen Finger brach. Im selben Augenblick stach er ihr mit der Nadel genau ins Herz.
»Mein Gift«, antwortete er, während er den Kolben der Spritze herunterdrückte.
Ich hörte, wie ihr Herz einen Ruck machte, als hätte er ihr einen Elektroschock verpasst.
»Mach weiter«, befahl er. Seine Stimme war eiskalt, leblos. Dumpf und entschlossen. Als wäre er eine Maschine.
Ich achtete nicht auf den Schmerz in meinem Finger und massierte weiter ihr Herz. Es war jetzt schwerer, als würde ihr Blut gerinnen â dicker und langsamer werden. Während ich das zähflüssige Blut durch ihre Arterien pumpte, beobachtete ich, was er tat.
Es sah aus, als ob er sie küsste, er fuhr mit den Lippen über ihre Kehle, die Handgelenke, die Armbeuge. Doch ich hörte das ReiÃen ihrer Haut, wo er zubiss, immer wieder, und ihr an möglichst vielen Stellen das Gift einspritzte. Ich sah, wie er mit der blassen Zunge über die blutenden Wunden leckte, doch bevor Wut oder Ekel in mir aufsteigen konnten, begriff ich, was er tat.Dort, wo er das Gift mit der Zunge auf ihrer Haut verteilte, versiegelte er sie. So blieben Gift und Blut in ihrem Körper.
Ich blies ihr noch mehr Luft in den Mund, aber da war nichts. Nur ihre leblose Brust, die sich hob. Ich massierte weiter ihr Herz, während er verzweifelt versuchte sie zurückzuholen. Nicht zehn Pferde, nicht hundert Mann kriegten die Ãrmste wieder zusammân â¦
Da war nichts, nur ich, nur er.
Die sich mit einer Leiche abmühten.
Denn mehr war nicht übrig von dem Mädchen, das wir beide liebten. Diese zerstörte, ausgeblutete, verstümmelte Leiche. Wir kriegten Bella nicht mehr zusammen.
Ich wusste, dass es zu spät war. Ich wusste, dass sie tot war. Ich wusste es ganz sicher, weil die Anziehungskraft weg war. Es gab für mich keinen Grund mehr, hier bei ihr zu sein. Sie war nicht mehr hier. Deshalb hatte dieser Körper keine Macht mehr über mich. Das sinnlose Bedürfnis, in ihrer Nähe zu sein, war verschwunden.
Oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass es sich verschoben hatte. Jetzt war mir, als würde eine Anziehungskraft aus der entgegengesetzten Richtung wirken, die mich die Treppe hinunterzog und nach drauÃen. Die Sehnsucht, von hier wegzukommen und nie, nie mehr zurückzukehren.
»Dann geh doch«, sagte er barsch und schlug wieder meine Hände weg, diesmal, um selbst meinen Platz einzunehmen. Drei gebrochene Finger, so fühlte es sich an.
Ich streckte sie benommen, ohne auf den pochenden Schmerz zu achten.
Er presste ihr totes Herz fester als ich.
»Sie ist nicht tot«, knurrte er. »Es wird alles gut.«
Ich war mir nicht sicher, ob er noch zu mir sprach.
Ich drehte mich um, lieà ihn allein mit seiner Toten und ging langsam zur Tür. So langsam. Ich konnte die FüÃe nicht schneller bewegen.
Das war es also. Der Ozean der Trauer. Die andere Küste so weit hinter dem wogenden Wasser, dass ich sie mir nicht vorstellen, geschweige denn sehen konnte.
Jetzt, da ich keine Aufgabe mehr hatte, empfand ich wieder die Leere. Ich hatte so lange dafür gekämpft, Bella zu retten. Aber sie wollte sich nicht retten lassen. Sie hatte sich bereitwillig geopfert, um von dem kleinen Monster zerrissen zu werden, und damit war der Kampf verloren. Es war vorbei.
Ich schauderte vor dem Geräusch hinter mir, während ich mich die Treppe hinunterschleppte â das Geräusch eines leblosen Herzens, das gezwungen werden sollte zu schlagen.
Am liebsten hätte ich mir Salzsäure in den Kopf
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