Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
dich nicht, ich zeige es dir.« Als ich mich nicht rührte, lächelte er sein schiefes Lächeln und zog die Augenbrauen hoch. »Ich hatte immer den Eindruck, du wolltest mich unbedingt einmal bei der Jagd sehen.«
Ich lachte kurz auf (ein Teil von mir lauschte auf den schallenden Glockenklang), seine Worte erinnerten mich dunkel an Gespräche aus meinem Menschenleben. Dann nahm ich mir eine ganze Sekunde Zeit, um diese ersten Tage mit Edward â den eigentlichen Beginn meines Lebens â Revue passieren zu lassen, damit ich sie niemals vergaÃ. Ich hätte nicht gedacht, dass es so unangenehm sein würde, daran zu denken. Als wollte man durch matschiges Wasser schauen. Von Rosalie wusste ich, dass ich meine menschlichen Erinnerungen nicht verlieren würde,wenn ich nur oft genug an sie dachte. Ich wollte keine einzige Minute vergessen, die ich mit Edward verbracht hatte, selbst jetzt, da die Ewigkeit vor uns lag. Ich wollte sichergehen, dass diese menschlichen Erinnerungen in mein unfehlbares Vampirgedächtnis eingebrannt wurden.
»Sollen wir?«, fragte Edward. Er nahm die Hand, die immer noch an meinem Hals lag. Seine Finger fuhren an meiner Kehle entlang. »Du sollst keine Schmerzen leiden«, fügte er leise hinzu. So leise, dass ich es früher nicht hätte hören können.
»Mir geht es gut«, sagte ich aus alter Menschengewohnheit. »Warte. Erst noch was anderes.«
Da war so viel. Ich war immer noch nicht dazu gekommen, meine Fragen zu stellen. Sie waren wichtiger als der Schmerz.
Jetzt war es Carlisle, der sprach. »Ja?«
»Ich will sie sehen. Renesmee.«
Es war seltsam schwierig, ihren Namen auszusprechen. Meine Tochter , diese Worte waren noch schwieriger zu denken. Es kam mir alles so weit weg vor. Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich mich vor drei Tagen gefühlt hatte, und automatisch entzog ich Edward meine Hand und legte sie auf meinen Bauch.
Flach. Leer. Ich umklammerte die blasse Seide, die meine Haut bedeckte, jetzt wieder voller Panik, während ein unbedeutender Teil meines Gehirns registrierte, dass Alice mich angezogen haben musste.
Ich wusste, dass in meinem Bauch nichts mehr war, und ich erinnerte mich dunkel an die blutige Abnabelung, doch der körperliche Beweis war immer noch schwer zu erfassen. Ich wusste nur, dass ich mein Baby geliebt hatte, als es noch in mir gewesen war. AuÃerhalb meines Körpers kam sie mir wie etwas vor, das ich mir nur eingebildet hatte. Ein verblassender Traum â ein Traum, der zur Hälfte Albtraum war.
Während ich mit meiner Verwirrung kämpfte, sah ich, wie Edward und Carlisle einen verhaltenen Blick tauschten.
»Was ist?«, fragte ich.
»Bella«, sagte Edward beruhigend. »Das ist keine sehr gute Idee. Sie ist ein Halbmensch, Liebste. Ihr Herz schlägt, und Blut flieÃt durch ihre Adern. Bis du deinen Durst ganz sicher beherrschen kannst ⦠Du möchtest sie doch nicht in Gefahr bringen, oder?«
Ich runzelte die Stirn. Natürlich wollte ich das nicht.
War ich unbeherrscht? Durcheinander, das schon. Leicht abzulenken, das auch. Aber gefährlich? Für sie? Meine Tochter?
Ich konnte mir nicht vollkommen sicher sein, dass die Antwort nein lautete. Also musste ich mich gedulden, auch wenn es mir schwerfiel. Denn bevor ich sie nicht sehen konnte, würde sie auch nicht real sein. Nur ein flüchtiger Traum ⦠von einer Fremden â¦
»Wo ist sie?« Ich spitzte die Ohren, und da hörte ich das Herzklopfen ein Stockwerk unter mir. Ich hörte mehr als eine Person atmen â leise, als ob auch sie lauschten. AuÃerdem hörte ich ein Flattern, ein Pulsieren, das ich nicht einordnen konnte â¦
Und das Geräusch des Herzschlags war so feucht und verlockend, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief.
Also musste ich auf jeden Fall erst mal jagen lernen, bis ich sie sehen konnte. Mein fremdes Baby.
»Ist Rosalie bei ihr?«
»Ja«, antwortete Edward knapp, und ich merkte, dass er sich über irgendetwas aufregte. Ich dachte, Rose und er hätten ihre Differenzen überwunden. War die Feindseligkeit wieder ausgebrochen? Ehe ich fragen konnte, nahm er meine Hände von meinem flachen Bauch und zog mich sanft mit.
»Warte«, widersprach ich erneut und versuchte mich zu konzentrieren. »Was ist mit Jacob? Und Charlie? Erzähl mir alles, was ich verpasst hab. Wie lange war ich â¦
Weitere Kostenlose Bücher