Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
lachte.
Carlisle trat hinter Emmett hervor und kam schnell auf michzu; sein Blick war nur eine Spur wachsam, doch Jasper folgte ihm wie ein Schatten. Auch Carlisles Gesicht hatte ich zuvor nicht gesehen, jedenfalls nicht richtig. Ich hatte den seltsamen Drang zu blinzeln â als ob ich in die Sonne schaute.
»Wie geht es dir, Bella?«, fragte Carlisle.
Darüber dachte ich eine vierundsechzigstel Sekunde lang nach.
»Ich bin überwältigt. Es ist so viel â¦Â« Ich verstummte, lauschte wieder dem Glockenklang meiner eigenen Stimme.
»Ja, es kann ziemlich verwirrend sein.«
Ich nickte schnell und ruckartig. »Aber ich fühle mich immer noch wie ich. Irgendwie. Das hätte ich nicht gedacht.«
Edward drückte leicht meine Taille. »Das habe ich dir doch gesagt«, flüsterte er.
»Du bist recht beherrscht«, sagte Carlisle nachdenklich. »Mehr als sogar ich gedacht hätte, selbst wenn man bedenkt, dass du viel Zeit hattest, dich darauf einzustellen.«
Ich dachte an die wilden Stimmungsschwankungen, die Schwierigkeit, mich zu konzentrieren, und flüsterte: »Da bin ich mir nicht so sicher.«
Er nickte ernst, dann leuchteten seine Augen interessiert auf. »Es scheint so, dass wir es mit dem Morphium diesmal richtig gemacht haben. Erzähl mir, was du von dem Verwandlungsprozess noch weiÃt!«
Ich zögerte, während ich Edwards Atem, der meine Wange streifte, sehr genau wahrnahm, ganz zarte elektrische Ströme fuhren mir durch die Haut.
»Vorher war ⦠alles so trüb. Ich weià noch, dass das Baby keine Luft bekam â¦Â«
Ich schaute zu Edward, die Erinnerung versetzte mir einen kurzen Schreck.
»Renesmee ist gesund und munter«, versicherte er mir mit einem Leuchten in den Augen, das ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er sprach ihren Namen mit unterschwelliger Inbrunst aus. Voller Verehrung. So wie fromme Menschen von ihrem Gott sprechen. »Woran erinnerst du dich danach?«
Ich konzentrierte mich auf mein Pokerface. Ich konnte noch nie besonders gut lügen. »Ich kann mich nicht richtig erinnern. Vorher war es so dunkel. Und dann ⦠hab ich die Augen aufgemacht und konnte alles sehen.«
»Unglaublich«, flüsterte Carlisle mit leuchtenden Augen.
Ich schämte mich und wartete darauf, dass meine Wangen anfingen zu brennen und mich verrieten. Aber da fiel mir ein, dass ich jetzt nie mehr rot wurde. Vielleicht schützte das Edward davor, die Wahrheit zu erkennen.
Aber Carlisle musste ich warnen. Eines Tages. Falls er noch mal einen neuen Vampir erschaffen musste. Doch das war nicht sehr wahrscheinlich, deshalb hatte ich kein ganz so schlechtes Gewissen.
»Ich möchte, dass du nachdenkst â du musst mir alles erzählen, woran du dich erinnerst«, drängte Carlisle aufgeregt, und ich konnte nicht verhindern, dass ich kurz das Gesicht verzog. Ich wollte nicht weiter lügen müssen, sonst verriet ich mich womöglich. Und ich wollte auch nicht mehr daran denken, wie ich gebrannt hatte. Im Gegensatz zu den menschlichen Erinnerungen war diese Erinnerung ganz deutlich, ich wusste alles noch viel zu genau.
»Oh, entschuldige bitte, Bella«, sagte Carlisle sofort. »Dein Durst ist gewiss sehr unangenehm. Diese Unterhaltung hat Zeit.«
Bis er davon gesprochen hatte, war der Durst gar nicht unerträglich gewesen. In meinem Kopf gab es so viel Platz. Ein separater Teil meines Gehirns achtete auf das Brennen in meinerKehle, fast automatisch. So wie mein altes Gehirn das Atmen und Blinzeln geregelt hatte.
Doch als Carlisle es erwähnte, schob sich das Brennen in den Vordergrund meiner Gedanken. Plötzlich konnte ich nur noch an den trockenen Schmerz denken, und je mehr ich daran dachte, desto schmerzhafter wurde es. Meine Hand schnellte an meine Kehle, als könnte ich die Flammen von auÃen löschen. Die Haut an meinem Hals fühlte sich eigenartig unter meinen Fingern an. So glatt, dass sie weich schien, obwohl sie doch steinhart war.
Edward lieà die Arme sinken, nahm meine Hand und zog leicht daran. »Komm, Bella, wir gehen auf die Jagd.«
Ich riss die Augen auf, der Durst war auf einmal nicht mehr so schlimm, der Schreck hatte ihn verdrängt.
Ich? Jagen? Mit Edward? Aber ⦠wie? Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Er sah meinen Gesichtsausdruck und lächelte aufmunternd. »Es ist ganz einfach, Liebste. Instinktiv. Sorge
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