Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
fühlte. Ich wollte irgendwo anders warten, bis seine Stimmung sich geändert hatte. Mit diesem kalten, zielstrebigen Edward konnte ich nicht reden, er machte mir sogar ein wenig Angst.
Wieder einmal landete ich in der Küche. Im Schrank fand ich eine Tüte mit Brezeln. Gedankenverloren begann ich sie zu kauen, starrte aus dem Fenster zum Sand, zu den Felsen, den Palmen und dem Ozean, alles glitzerte in der Sonne.
Jemand stupste mich.
»Ich weië, sagte ich. »Ich möchte auch nicht von hier weg.«
Ich starrte eine Weile aus dem Fenster, aber der Stupser gab keine Antwort.
»Ich verstehe das nicht«, flüsterte ich. »Was ist denn daran verkehrt ?«
Es war überraschend, ganz klar. Sogar höchst erstaunlich. Aber verkehrt ?
Nein.
Weshalb war Edward dann so aufgebracht? Hatte er es sich nicht selbst gewünscht?
Ich versuchte alles logisch zu durchdenken.
Vielleicht war es gar nicht so abwegig, dass Edward auf der Stelle abreisen wollte. Bestimmt wollte er, dass Carlisle mich untersuchte, um eine Bestätigung für meine Vermutung zu erhalten â obwohl ich nicht den leisesten Zweifel hatte. Wahrscheinlich wollten sie herausfinden, warum ich schon so schwanger war, mit der Wölbung und dem Stupsen und so weiter. Das war nicht normal.
Als ich bei diesem Gedanken angelangt war, war ich mir sicher, alles zu verstehen. Bestimmt machte er sich groÃe Sorgen um das Baby. So hysterisch war ja noch nicht mal ich. Mein Gehirn arbeitete nur langsamer als seins; es bestaunte noch immer das Bild, das es schon vorher heraufbeschworen hatte: das winzige Kind mit Edwards Augen, grün, so wie seine gewesen waren, als er noch ein Mensch war, wie es schön und friedlich in meinen Armen lag. Ich hoffte, es würde Edwards Gesicht haben, ohne eine Spur von meinem.
Es war merkwürdig, wie unausweichlich diese Vision auf einmal geworden war. Durch diese erste kleine Bewegung hatte sich die ganze Welt verändert. Hatte es vorher nur einen gegeben, ohne den ich nicht leben konnte, so gab es jetzt zwei. Es gab keine Trennung, ich hatte meine Liebe zwischen den beiden nicht aufgeteilt, ganz und gar nicht. Es war eher so, als wäre mein Herz gewachsen, von einem Augenblick zum anderen auf die doppelte GröÃe angewachsen. So viel zusätzlicher Raum, der bereits erfüllt war. Von diesem Mehr an Liebe wurde mir beinahe schwindelig.
Bis dahin hatte ich Rosalies Kummer und Groll nicht so richtig verstanden. Ich hatte mich nie als Mutter gesehen, hatte es mir nie gewünscht. Es war eine Kleinigkeit gewesen, Edward zu versprechen, dass es mir nichts ausmachte, für ihn auf Kinder zu verzichten, denn es hatte mir wirklich nichts ausgemacht. Kinder, ganz abstrakt betrachtet, hatten mich nie besonders gereizt. Für mich waren sie laute Wesen, sabbernd und klebrig. Ich hatte nie viel mit Kindern zu tun gehabt. Wenn ich früher davon träumte, noch einen Bruder zu bekommen, hatte ich mir immer einen groÃen Bruder vorgestellt. Jemanden, der sich um mich kümmerte, nicht umgekehrt.
Aber mit diesem Kind, Edwards Kind, war es etwas ganz anderes.
Ich wollte es wie die Luft zum Atmen. Das war keine Entscheidung, sondern eine Notwendigkeit.
Vielleicht fehlte es mir einfach an Phantasie. Vielleicht konnte ich mir deshalb erst vorstellen, wie es sein würde, verheiratet zu sein, als ich es tatsächlich war â und ich wusste erst, dass ich mir ein Baby wünschte, als schon eins unterwegs war â¦
Als ich die Hand auf meinen Bauch legte und auf den nächsten Stups wartete, liefen mir schon wieder die Tränen über die Wangen.
»Bella?« Ich drehte mich um, der Klang seiner Stimme machte mich misstrauisch. Zu kalt, zu vorsichtig. Sein Gesicht passte dazu, es war hart und ausdruckslos.
Da sah er, dass ich weinte.
»Bella!« Sofort kam er durch das Zimmer auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Hast du Schmerzen?«
»Nein, nein â¦Â«
Er zog mich an seine Brust. »Hab keine Angst. In sechzehn Stunden sind wir zu Hause. Es wird alles gut. Carlisle wird schon bereit sein, wenn wir ankommen. Wir werden uns darum kümmern, und alles wird gut.«
»Darum kümmern? Wie meinst du das?«
Er beugte sich zurück und schaute mir in die Augen. »Wir werden das Ding herausholen, bevor es dir wehtun kann. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich lasse nicht zu, dass es dir wehtut.«
»Das Ding ?«,
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