Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
dass er sie daran hindert, die Nährstoffe aufzunehmen, die sie braucht. Ihr Körper lehnt jede Art von Nahrung ab. Ich habe versucht sie intravenös zu ernähren, aber sie nimmt einfach nichts auf. Ihr ganzer Zustand ist aus dem Gleichgewicht geraten. Ich kann zusehen, wie sie â und nicht nur sie, sondern auch der Fötus â verhungert. Ich kann es nicht verhindern und ich kann es nicht aufhalten. Ich finde einfach nicht heraus, was der Fötus braucht.« Am Ende brach seine müde Stimme.
Mir war genauso zu Mute wie gestern, als ich die schwarzen Flecken auf ihrem Bauch gesehen hatte â ich war wütend und drehte allmählich durch.
Ich ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern zu beherrschen. Ich hasste das Ding, das ihr wehtat. Nicht nur, dass das Monster sie von innen schlug. Nein, es hungerte sie auch noch aus. Wahrscheinlich war es nur auf der Suche nach etwas, in das es seine Zähne hineinschlagen konnte â eine Kehle, die es aussaugen könnte. Und da es noch nicht groà genug war, um jemand anderen zu töten, saugte es eben Bella das Leben aus dem Körper.
Ich konnte ihnen genau sagen, was es brauchte: Tod und Blut, Blut und Tod.
Meine Haut brannte und prickelte. Ich atmete langsam und konzentriert ein und aus, um wieder ruhiger zu werden.
»Wenn ich doch nur eine genauere Vorstellung davon bekommen könnte, was es genau ist«, murmelte Carlisle. »Aber der Fötus ist gut geschützt. Es war mir nicht möglich, eine Ultraschallaufnahme zu machen. Ich bezweifle, dass es möglich ist, mit einer Nadel durch die Fruchtblase zu stechen, doch das würde Rosalie ohnehin niemals zulassen.«
»Eine Nadel?«, sagte ich. »Wozu sollte das gut sein?«
»Je mehr ich über den Fötus weiÃ, desto besser kann ich einschätzen, wozu er fähig ist. Was würde ich nicht für ein wenig Fruchtwasser geben. Und wenn ich die Anzahl der Chromosomen wüsste â¦Â«
»Jetzt komme ich nicht mehr mit, Doc. Können Sie das ein bisschen einfacher ausdrücken?«
Er lachte kurz auf â selbst sein Lachen klang erschöpft. »Also schön. Wie gut kennst du dich in Biologie aus? Habt ihr die Chromosomenpaare durchgenommen?«
»Ich glaub schon. Wir haben dreiundzwanzig, oder?«
»Menschen, ja.«
Ich blinzelte. »Wie viele haben Sie?«
»Fünfundzwanzig.«
Mit gerunzelter Stirn schaute ich auf meine Fäuste. »Was bedeutet das?«
»Ich dachte, es bedeutet, dass wir fast vollkommen anders sind als die Menschen. Weiter voneinander entfernt als ein Löwe und eine Hauskatze. Aber dieses neue Leben â nun ja, es lässt darauf schlieÃen, dass wir genetisch kompatibler sind, als ich annahm.« Er seufzte betrübt. »Ich konnte sie nicht warnen.«
Auch ich seufzte. Es war ein Leichtes gewesen, Edward für diese Unwissenheit zu hassen. Ich hasste ihn noch immer dafür. Aber es war schwer, für Carlisle dasselbe zu empfinden. Vielleicht lag es daran, dass ich auf Carlisle nicht annähernd so eifersüchtig war.
»Es könnte hilfreich sein, die Anzahl der Chromosomen zu kennen â dann wüssten wir, ob der Fötus uns näher ist oder ihr. Wir wüssten eher, was wir erwarten können.« Dann zuckte er die Achseln. »Aber vielleicht würde es auch gar nichts nützen. Wahrscheinlich hätte ich nur gern irgendetwas, was ich untersuchen könnte, irgendetwas zu tun.«
»Wie viele Chromosomen ich wohl hab«, sagte ich beiläufig. Ich dachte an die Dopingtests bei den Olympischen Spielen. Machten die auch DNA -Untersuchungen?
Carlisle hüstelte verlegen. »Du hast vierundzwanzig Paare, Jacob.«
Ich wandte mich langsam um und starrte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Es schien ihm unangenehm zu sein. »Ich war ⦠neugierig. Ich nahm mir die Freiheit, als ich dich im letzten Juni behandelte.«
Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Jetzt müsste ich wohl sauer sein. Aber es ist mir eigentlich egal.«
»Es tut mir leid. Ich hätte dich fragen sollen.«
»Ist schon gut, Doc. Sie wollten ja nichts Böses.«
»Nein, ich verspreche dir, dass ich ganz bestimmt nichts Böses wollte. Es ist nur ⦠ich finde deinesgleichen faszinierend. Im Laufe der Jahrhunderte hat es für mich wohl an Reiz verloren, die Natur der Vampire zu untersuchen. Die Abweichung deiner
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