Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)
darüber nachdachte, schürzte sie die schmalen Lippen. Die müssten eigentlich alle auf dem College sein. Ich hab die Klagen der Lehrer gehört. Alle glatt Eins-Komma-Null, nie ein Zögern bei der Antwort, nie ein Fehler in den Klassenarbeiten – als hätten sie es raus, in allen Fächern zu schummeln. Mr Varner denkt lieber, dass einer schummelt, als dass ein Schüler ihm überlegen ist … Ich wette, ihre Mutter unterrichtet sie … »Edward, der Physikkurs ist zurzeit eigentlich voll. Mr Banner möchte nicht mehr als fünfundzwanzig Schüler in einem Kurs haben ...«
»Ich würde auch nicht stören.«
Natürlich nicht. Doch nicht einer von den perfekten Cullens. »Ich weiß, Edward. Aber es gibt schon jetzt nicht genug Plätze ...«
»Könnte ich den Kurs dann streichen? Ich könnte die Zeit zum Selbststudium nutzen.«
»Biologie streichen?« Ihr blieb der Mund offen stehen. Das ist absurd. Es kann doch nicht so schwer sein, eine Stunde abzusitzen, in der man nichts Neues lernt! Da muss es doch ein Problem mit Mr Banner geben. Ob ich mit Bob darüber reden sollte? »Dann hast du für den Abschluss aber nicht genug Stunden belegt.«
»Die hole ich nächstes Jahr nach.«
»Sprich doch lieber mit deinen Eltern darüber.«
Hinter mir ging die Tür auf, doch die Person, die da hereinkam, dachte nicht an mich, deshalb ignorierte ich sie und konzentrierte mich auf Mrs Cope. Ich beugte mich noch etwas weiter vor und riss die Augen noch etwas weiter auf. Die Wirkung wäre besser, wenn sie golden wären statt schwarz. Die schwarze Farbe machte den Leuten Angst, das war ja auch der Sinn der Sache.
»Bitte, Mrs Cope.« Ich ließ meine Stimme so weich und unwiderstehlich klingen wie möglich – und sie konnte ziemlich unwiderstehlich klingen. »Gibt es nicht irgendeinen anderen Kurs, in den ich wechseln könnte? Da gibt es doch bestimmt noch irgendwo einen freien Platz. Biologie kann nicht das einzige Fach sein, das man in der sechsten Stunde belegen kann ...«
Ich lächelte sie an, machte mein Gesicht weich und achtete darauf, die Zähne nicht zu sehr zu zeigen, denn ich wollte ihr ja keine Angst einjagen.
Ihr Herz schlug noch schneller. Zu jung, mahnte sie sich verzweifelt. »Na ja, vielleicht kann ich mal mit Bob – ich meine Mr Banner – reden. Ich kann mal sehen, ob …«
Nur eine einzige Sekunde, und alles war anders: die Atmosphäre im Raum, das, was ich hier wollte, der Grund, weshalb ich mich zu der rothaarigen Frau beugte ... Der Zweck war plötzlich ein ganz anderer als zuvor.
Nur eine einzige Sekunde brauchte Samantha Wells, um die Tür zu öffnen, einen unterschriebenen Verspätungszettel in den Ablagekorb an der Tür zu legen und wieder hinauszurauschen; sie hatte es eilig, die Schule zu verlassen. Nur eine einzige Sekunde, und der plötzliche Luftzug, der durch die geöffnete Tür kam, traf mich mit voller Wucht. Nur eine einzige Sekunde, und mir wurde klar, warum mich die Person, die vorhin hereingekommen war, nicht mit ihren Gedanken unterbrochen hatte.
Obwohl ich mich nicht zu vergewissern brauchte, drehte ich mich um. Ich zwang mich, es langsam zu tun, und musste dabei gegen meine rebellierenden Muskeln ankämpfen.
Bella Swan war mit dem Rücken an die Wand neben der Tür gepresst, sie hielt irgendwelche Papiere krampfhaft in den Händen. Als sie meinen grimmigen, unmenschlichen Blick sah, wurden ihre Augen noch größer, als sie schon waren.
Der Geruch ihres Bluts durchdrang jedes Partikel der Luft in dem winzigen, heißen Raum. Meine Kehle ging in Flammen auf.
Wieder starrte mich das Monster aus dem Spiegel ihrer Augen an, die Maske des Bösen.
Meine Hand blieb über der Theke in der Luft hängen. Ohne mich umzuschauen, hätte ich hinüberlangen und Mrs Copes Kopf mit tödlicher Wucht auf den Schreibtisch knallen können. Nur zwei Leben anstatt zwanzig. Ein guter Tausch.
Gespannt wartete das hungrige Monster darauf, dass ich es tat.
Doch man hat immer eine Wahl – das musste einfach so sein.
Ich hielt die Lungen an und rief mir Carlisles Gesicht vor Augen. Dann wandte ich mich wieder Mrs Cope zu und hörte ihre Überraschung beim Anblick meines veränderten Gesichtsausdrucks.
Ich brachte die ganze Selbstbeherrschung auf, die ich in jahrzehntelanger Übung gelernt hatte, und ließ meine Stimme ruhig und sanft klingen. Die Luft in meinen Lungen reichte gerade noch, um einmal ganz schnell etwas zu sagen.
»Okay. Ich verstehe, dass es unmöglich ist. Haben Sie vielen Dank
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