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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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vorstellen, warum sie sich in den Kopf gesetzt hatte, ihn zu erobern. Doreen liebte Männer für das, was sie von ihnen bekommen konnte, und wenn es darum ging, Frauen mit materieller Sicherheit zu versorgen, hatte er nicht viel zu bieten. Ihr Interesse hatte ihn argwöhnisch werden lassen, und stets hatte er Ausreden erfunden, um nicht einer von ihren Liebhabern zu werden - und jetzt würde er dafür bezahlen. Selbst wenn ihm Shaney und Maeve zur Seite standen, würde er früher oder später dafür bezahlen.
    Er ging zum Waschtisch hinüber, um sich zumindest  einen Teil der Müdigkeit und des Staubs aus dem Gesicht zu waschen. Doch dann stand er da und starrte in den Spiegel über der Kommode.
    Er war achtundzwanzig Jahre alt. Die letzten zwölf Jahre waren nicht leicht gewesen. Er vermisste seine Schwester Caitlin und seinen Freund Nathan. Vermisste gelegentlich sogar seine Tante Brighid. Vermisste das Gefühl, ein Zuhause und Wurzeln zu haben, obwohl er sich nicht so gefühlt hatte, als hätte er eines von beidem, als er noch in Ravens Hill lebte.
    Doch seine Anwesenheit würde es seiner Familie nur schwerer machen. Brighid war eine Herrin des Lichts gewesen und verlangte daher noch immer Respekt, doch über Caitlin Marie flüsterte man sich zu, sie sei seltsam, eigenartig … unnatürlich. Ein junges Mädchen, die den von Mauern umgebenen Garten gefunden hatte, der irgendwo auf dem Hügel hinter dem kleinen Häuschen der Familie versteckt lag. Caitlin würde man nie die Möglichkeit geben, das zu bekommen, wovon die meisten jungen Frauen träumten - ein Heim, einen Ehemann und Kinder -, und es brach ihm das Herz, das zu wissen.
    Bis die Leute Caitlins Verbindung zum versteckten Garten entdeckt hatten, war er derjenige gewesen, den die Dorfbewohner nicht um sich haben wollten, weil er über eine Macht verfügte, die niemand verstand. Doch jeder wusste, worin diese Macht bestand, und was die Person war, der diese Macht innewohnte.
    Ein Glücksbringer. Ein Fluchbringer.
    Ein Magier.
    Mit Maeves Gehör war alles in Ordnung. Und es würde nichts geben, was Doreens gehässige Zunge im Zaum halten konnte. Es würde keine Rolle spielen, ob Maeve versuchte, die Gerüchte zu entschärfen. Der Schaden würde nicht abzuwenden sein. Am Ende des nächsten Markttages würde jeder in Foggy Downs wissen, dass er ein Magier war.
    Einige würden ihn dafür hassen und ihm die Schuld für jedes noch so kleine Problem geben, das ihnen fortan begegnete. Und fürwahr, er verdiente einen Teil dieser Schuld. Doch er hatte von Magiern in anderen Teilen Elandars gehört, die man getötet hatte, weil es so einfach war, sie als Sündenböcke herhalten zu lassen.
    Also würde er Foggy Downs verlassen, solange die Leute ihm noch freundlich gesinnt waren. Er musste ohnehin zurück nach Ravens Hill, musste so schnell er konnte mit seiner Tante sprechen.
    Der Träume wegen. Ihretwegen.
    Das war der wirkliche Grund, aus dem er Doreen nicht hätte von Nutzen sein können, selbst wenn er gewollt hätte. Er wollte keine andere Frau, seit er begonnen hatte, von ihr zu träumen.
    Langes schwarzes Haar. Grüne Augen. Ein wundervolles Gesicht, das er noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Doch er konnte ihren Körper in seinen Armen spüren, ihren Duft einatmen, ihre Wärme schmecken. Die Musik ihres Herzens hören.
    Das, mehr als alles andere, verführte ihn. Er konnte die Musik ihres Herzens hören. Und sie brachte ihn dazu, sich nach Dingen zu sehnen, die er nicht in Worte fassen konnte, außer dem einen: Zuhause.
    Nacht für Nacht weckte sie einen Hunger in ihm, von dem er dachte, er würde ihn umbringen, wenn er ihn nicht bald befriedigte. Und stets flüsterte ihm jemand oder etwas ins Ohr: »Dies ist, wonach du gesucht hast. Sie ist die, die du gesucht hast.«
    Er konnte es leugnen, dem Gefühl trotzen, es in jedem wachen Moment zurückweisen. Es spielte keine Rolle. Irgendwie hatte er sich in die Frau verliebt, die ihn in seinen Träumen verfolgte - eine Frau, die er nie getroffen hatte, und von der er nicht einmal mit Bestimmtheit wusste, ob es sie wirklich gab.
    Seine Tante war der einzige Mensch, den er kannte,  der ihm vielleicht eine Antwort auf seine Fragen geben konnte. Also würde er zurück nach Ravens Hill gehen.
    Michael zog sich bis auf die Unterwäsche aus, schlüpfte ins Bett und war binnen Minuten eingeschlafen. Er träumte nicht von der Frau; er träumte von seiner Tante. Sie stand vor dem kleinen Haus der Familie und

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