Belladonna
kein freundlicher Mensch, aber niemand verdient einen solchen Tod.«
Sie wandte sich zu ihm um. »Was hat das mit dir zu tun?«
»Shaney hat ihr die Fahrt nach Kendall bezahlt.« Er zögerte. »Ein Magier zu sein … man spricht nicht darüber, verstehst du? Aber man muss darüber sprechen. So viel habe ich von dir und deiner Mutter gelernt - und vom Anblick der Menschen im Hafen der Liebsten. Jedenfalls hat sie versucht, mir Schwierigkeiten zu bereiten, nachdem ich von hier aufgebrochen war, weil ich nicht mit ihr …« Er warf einen kurzen Blick zum Bett. »Sie hat nicht hierher gehört. Passte nicht mehr zur Musik Foggy Downs’.«
»Also hat sie einen dunklen Weg gewählt, um ihr Ziel, diese Landschaft zu verlassen, zu erreichen. Und das hat noch mehr Dunkelheit angezogen.« Glorianna seufzte, dann setzte sie sich auf einen Stuhl. »Und ihre Entscheidungen zu dieser Zeit und an diesem Ort haben sie den Weg des Weltenfressers kreuzen lassen.«
»Kendall ist eine Hafenstadt. Schiffe aus der ganzen Welt legen dort an. Er könnte sich auf ein Schiff schleichen und in einem Teil der Welt landen, von dem ich kaum und du noch nie gehört hast. Und wenn Er das tut, wird Er weitere Menschen töten, andere Mädchen quälen.«
»Ja«, antwortete sie und hielt seinen Blick fest. »Das ist Seine Natur.«
Er schluckte schwer. Schien sich auf einen Schlag vorzubereiten.
Sie konnte fühlen, wie sein Herz vor Schmerzen aufschrie.
»Du musst mir dein Wort geben, Glorianna Belladonna«, sagte er leise. »Du musst mir ein Versprechen geben, das du nicht brechen wirst.«
»Ich gebe nie ein Versprechen, wenn ich es nicht halten kann«, sagte sie genauso leise.
»Du musst mir dein Wort geben, dass du nicht ohne mich fortgehst. Du musst mir versprechen, dass du mir, wenn du gehst, sagst, wohin du gehst. Wohin genau du gehst.«
»Und wenn ich es nicht verspreche?«
»Dann wünsche ich dir jetzt gute Nacht.«
»Und was nicht ausgesprochen wurde, wird unausgesprochen bleiben?«
Erneut schluckte er schwer. »Ja.«
Er meinte es ernst.
Sie fühlte die Strömungen durch den Raum fließen, durch sich selbst fließen. Fühlte sie über ihre Haut streichen.
Als sie das Urteil des Herzens gesprochen hatte, um die Wächter der Dunkelheit vom Weltenfresser zu trennen, hatte sie sich auf Lynneas Liebe und Mut verlassen, an Sebastians Herz festzuhalten und ihn in Sicherheit zu bringen. Nun war sie mit dem Magier, hier und jetzt, an dem gleichen Punkt angekommen.
Gelegenheit und Entscheidung. Sie konnte sich abwenden, ihre eigenen Landschaften beschützen und versuchen, ein Leben mit einem Mann aufzubauen, von dem sie annahm, sie könnte ihn aufrichtig lieben - obwohl sie sich immer fragen würden, was ihr gemeinsames Leben einen anderen Teil der Welt gekostet hatte. Oder sie konnte den Mut haben, den Schlüssel anzunehmen, den Michael in sich trug, und eine Tür öffnen, die sie zum nächsten Abschnitt ihrer Reise bringen würde.
»Ich gebe dir mein Wort«, sagte sie.
Er durchquerte den Raum, kniete vor dem Stuhl nieder und ergriff ihre Hand.
»Wenn das so ist, muss ich dir jetzt die Geschichte der Kriegerin des Lichts erzählen.«
Kapitel 28
Glorianna wanderte ziellos über die Pfade ihres von Mauern umgebenen Gartens auf der Insel im Nebel. Obwohl sie in den kalten Nachtstunden hier draußen war, blieb die Laterne, die sie trug, unangezündet, die Streichhölzer in ihrer Tasche unberührt. Wenn sie auf diesen Wegen ging, brauchte sie diese Dinge nicht.
Ich will nach Hause. Ich muss nach Hause.
Nachdem er ihr die Geschichte der Kriegerin des Lichts erzählt hatte, hatte Michael ihren Wunsch, auf ihre Insel zurückzukehren, nicht in Frage gestellt, hatte nichts über die fortgeschrittene Stunde gesagt. Sie wusste nicht, welche Erklärung er Shaney und den anderen gegeben hatte. Und sie wusste nicht, was die anderen gedacht hatten, als sie und Michael die Taverne verließen und verschwanden.
Er hatte sich nicht beschwert, ins Gästezimmer verwiesen zu werden, anstatt in ihrem Bett übernachten zu dürfen. Doch dorthin konnte sie ihn nicht mitnehmen. Noch nicht. Noch nicht ganz.
Die Kriegerin des Lichts muss vom Dunklen Becher trinken.
Ihm zuzuhören, wie er die Geschichte erzählte, war so, als stieg eine Erinnerung durch ihre Haut an die Oberfläche. Sie hatte das Echo seiner Worte in ihrem Blut und ihren Knochen vernommen.
Die Wahrer des Lichts hatten sich vom alltäglichen Leben der Menschen ferngehalten, sich der
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