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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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der Heiligen Stätten betrat. Sie sah, wie die Frau sich versteifte, sah das Misstrauen in ihren Augen, bevor Brighid sie erkannte und sich entspannte.
    »Ich glaube, in Elandar ist die Sonne schon vor einer ganzen Weile aufgegangen, und mein Körper antwortet noch immer darauf, wenn dort die Sonne erwacht«, antwortete Brighid, während ihre Hände einen Klumpen Teig kneteten.
    »Ja, dort hat die Sonne die Morgendämmerung bereits hinter sich gelassen.«
    »Mir fehlen die Lieder«, sagte Brighid leise. »Lighthaven ist ein wunderschöner Ort, doch das Einzige, das ich wirklich vermisst habe, waren die Lieder, die die Tageszeiten kennzeichneten, den Mondkreislauf, den Wechsel der Jahreszeiten.«
    »Was für Lieder?«
    »Meist einfache Verse. Die meisten Leute würden sie nicht für Gesang halten.«
    »Was für Verse?«
    Brighid zögerte. Dann sang sie ganz leise:
     »Wir erheben unsere Stimmen zum Licht
    Wir erheben unsere Blicke zum Licht
    Wir übergeben unsre Seele dem Licht
    Auf dass es immer in uns scheint.«
     »Ihr singt diese Lieder nicht mehr?«, fragte Glorianna.
    Brighid zuckte mit den Schultern. Sie legte den Teig in eine Schüssel und legte ein Tuch darüber, um ihn gehen zu lassen. »Als ich gerade nach Ravens Hill gegangen war, habe ich es eine Weile versucht. Doch es hat mich traurig gemacht, sie dort zu singen, also habe ich aufgehört. In Lighthaven wusste man immer, selbst wenn man alleine war, wann es Zeit war, diesen Teil des Tages auszurufen, dass sich andere Stimmen zusammen mit der eigenen erhoben und die gleichen Worte sprachen. Selbst wenn man sie nicht hören konnte, wusste man es. Es lag Trost darin, Friede.«
    »Ihr könnt sie hier singen«, sagte Glorianna.
    »Hier sind sie keine Tradition.«
    »Wenn Ihr sie nicht teilt, wie können sie dann jemals eine Tradition werden?«
    Brighid sah sie einen langen Augenblick an. Dann sagte sie: »Eine Wächterin des Herzens - sogar für eine Wahrerin des Lichts?«
    Glorianna lächelte. »Warum nicht?«
    Brighid ging hinüber zur Anrichte. »Hättet Ihr gerne  etwas von diesem Kaffee, oder hat Michael Euren Gaumen mit einer guten Tasse Tee erleuchtet?«
    Tränen schossen ihr in die Augen. Gefühle tobten in ihrer Brust. Allein seinen Namen zu hören, rieb ihr Herz wund.
    »Aber, aber. Eure Wege haben sich doch nicht etwa getrennt?« Brighid zog einen Stuhl heran, setzte sich und ergriff Gloriannas Hand.
    Noch nicht, dachte sie. Noch nicht ganz.
    »Er ist ein guter Mann, Glorianna«, sagte Brighid, ihre Stimme voll ernster Überzeugung. »Als ich noch in Ravens Hill lebte, konnte ich es nicht sehen, und das tut mir heute leid. Ich sage nicht, es steckt nicht ein wenig Dunkelheit in ihm, denn das wäre nicht wahr. Muss etwas damit zu tun haben, dass er ein Magier ist. Doch er hat ein gutes Herz.«
    »Ich will ihn nicht lieben«, flüsterte Glorianna. »Ich glaube, ich tue es, ich bin mir fast sicher. Aber ich will nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil unsere Wege sich trennen müssen.«
    »Ihr glaubt nicht, er könnte in Euer Leben passen?«
    »Doch, das könnte er.« Er passte bereits so gut hinein, als wäre er immer schon da gewesen. Und trotzdem war mit ihm alles neu, und es gab so vieles, das sie nicht voneinander wussten. Auch nicht, wie es miteinander sein könnte.
    Sie wollte nicht über Michael sprechen - wollte nicht an Michael denken. Also zog sie ihre Hände aus Brighids Fingern und wischte die Träne fort, die es gewagt hatte, ihre Wange herunter zu laufen. »Ich weiß, warum die Orte des Lichts Dunkle Strömungen brauchen. Warum brauchen dunkle Landschaften Lichte Strömungen?«
    »Für die Hoffnung«, sagte Brighid mit einer solchen Gewissheit, dass Glorianna sie nur anstarrte. »Selbst ein dunkles Herz hofft, seine Vorhaben werden erfolgreich  sein, dass es als Sieger aus dem Kampf gegen seine Widersacher hervorgehen wird. Deshalb gibt es die Orte des Lichts, mehr noch als aus jedem anderen Grund. Liebe, Lachen, Freundlichkeit, Mitgefühl. Diese Gefühle schlagen von ganz alleine Wurzeln in den Herzen. Doch es ist die Hoffnung, die durch die Strömungen des Lichts fließt. Denn ohne Hoffnung träfen jene anderen Samen niemals auf fruchtbaren Boden.«
    »Es gibt Menschen, die ohne Hoffnung sind, und trotzdem lieben, freundlich und mitfühlend sein können.«
    »Ein Herz, das tief im Licht steht, kann diese Dinge schenken. Und wenn es das tut, wie nennt man dann das Samenkorn, das es in anderen Herzen aussät?«
    »Hoffnung«,

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