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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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sich in seine Arme werfen und ihn festhalten, doch wenn sie sich erlaubte, schwach zu sein, würde sie nicht den Mut finden, den nächsten Schritt ihrer Reise zu gehen. Also sah sie auf den grasbewachsenen Boden hinter Michaels Garten und auf den jungen Baum, der im Sommer Schatten spenden würde, doch dessen Zweige jetzt kahl waren. Hatte sie Blumenzwiebeln? Vielleicht sollte sie ein paar Krokusse um den Baum pflanzen. Das wäre ein fröhlicher Willkommensgruß, wenn er zu Beginn des Frühlings dort entlangging.
    »Einen Stuhl oder eine Bank dort zu haben, wäre schön«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf die grasbedeckte Stelle. »Du könntest dort sitzen und deine Musik spielen. Jeb könnte dir eine Bank bauen.«
    Er warf ihr einen betont geduldigen Blick zu. »Ja, sicher. Sobald ich einen Diamanten übrig hab, kümmere ich mich um eine Bank - und um eine Vogeltränke, damit die zwitschernden Tierchen planschen und trinken können.«
    Sie hörten das Plop, wie ein Maiskorn in einer heißen Pfanne.
    Er schloss nur die Augen. Sie presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht loszuprusten.
    »Du hast noch nichts gelernt, oder, Magier?«, fragte sie, als sie wieder sprechen konnte.
    »Anscheinend nicht.«
    »Dann lass uns mal deinen Diamanten einsammeln und hoch zum Haus gehen, damit wir Frühstück machen können.«
     Sie pflanzte Blumenzwiebeln unter dem Baum in seinem Garten. Krokus, sagte sie. Er wusste, was es war. Vielleicht.
    Sie sprachen den Morgen über nicht viel. Was gab es schon, was sie sagen könnten? Also half er ihr im Garten und tat sein Bestes, das Wilde Kind zu beruhigen.
    Das war etwas, dass derjenige, der die Geschichte der Kriegerin des Lichts zum ersten Mal erzählt hatte, nicht erwähnt - oder nicht verstanden hatte.
    Sie würde die Welt zu Tode ängstigen.
    »Wo ist die Herzenshoffnung?«, fragte Glorianna.
    Die Worte fuhren ihm wie ein Messer ins Herz, doch er bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Welche? Ich habe mehrere im Garten gesehen.«
    »Deine. Die Pflanze, die du behalten wolltest, als …«
    Als ich dir mein Herz offenbart habe.
    Er blieb stehen und lauschte der Insel. »Dort drüben.«
    »Sie sollte im Garten stehen«, sagte sie, als sie neben ihm herging. Sie verließen den von Mauern umgebenen Garten und liefen aufs Haus zu. »Sie hätte sich in einem Beet verankern sollen, das deine Heimatlandschaft verkörpert.« Ihre Stimme verstummte, als sie vor einem Oval kürzlich umgegrabener Erde stehen blieb.
    Er musste nicht fragen, ob es ein neuer Teil des Gartens war. Er konnte es in ihrem Gesichtsausdruck lesen, dass sie dieses neue Beet am Haus nicht geschaffen hatte.
    Seine Heimatlandschaft. Nicht im von Mauern umgebenen Garten. Nicht in den Landschaften. Sondern hier, an einem persönlichen Ort. An dem es nur um sie beide ging. Denn das war es, was er sah - der Stein, das Gras, die Herzenshoffnung. Die Dinge, die seine Heimat verkörpert  hatten und aus Elandar stammten. Und hinter dem Stein, in einem schützenden Halbkreis, wuchs Belladonna.
    Die Hoffnung meines Herzens liegt in Belladonna.
    Diese Wahrheit hatte ihn auf die Insel im Nebel gebracht. Diese Wahrheit hatte jetzt in Pflanzen und Stein Gestalt angenommen.
    »Das hier ist deine Heimatlandschaft«, sagte Glorianna leise.
    »Ich weiß«, antwortete Michael. »Ich wusste es von dem Moment an, als ich einen Fuß auf diese Insel setzte.«
    »Ich habe Yoshani eine Nachricht hinterlassen, in der steht, dass ich den Garten deiner Obhut überlasse, weil du die Landschaften im Gleichgewicht halten kannst, bis sie die Resonanz eines anderen aufnehmen. Und ich habe ihm gesagt, ich schenke dir die Insel im Nebel und das Haus hier. Du wirst dich gut darum kümmern, nicht wahr?«
    »Ich kümmere mich um alles. Versprochen.«
    Er trat hinter sie, schloss sie in die Arme und zog sie zurück an seine Brust.
    Ihr stockte der Atem, als ihre Hände sich über die seinen legten.
    »Wann?«, fragte er.
    »Wenn die Morgendämmerung kommt.«
    Er legte seine Wange an ihr Haar. »Dann will ich diesen Abend. Lade mich in dein Bett ein, Glorianna Belladonna. Lass mich dich heute Nacht von ganzem Herzen lieben.«
    »Ich werde mich nicht an dich erinnern«, flüsterte sie.
    Der Schmerz schlug eine tiefe Wunde. »Ich weiß. Aber ich werde mich für uns beide erinnern.«
    Sie drehte sich in seinen Armen um und legte ihre Hände auf seine Brust, während sie ihm in die Augen sah. Ihre Lippen berührten sanft die seinen. Einmal, zweimal.
    »Komm in

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