Belladonna
hörte.
Wildes Kind, rief er. Wir brauchen eine kleine Verwünschung.
Sie fühlte ihre Resonanz in den Strömungen der Macht, welche die Welt durchzogen. Den Käfig zu versiegeln, hatte die Verbindung dieser Landschaft mit der Welt nicht weit genug durchtrennt. Es wäre nicht möglich, hinauszugelangen, doch es war noch immer möglich, hereinzukommen.
Das konnte sie nicht zulassen.
Das ist nicht mehr meine Aufgabe, dachte sie. Der Magier wird sich um die anderen kümmern.
Trotz der Gefahr, einer von ihnen könnte herausfinden, wie man übertreten konnte und dann in dieser Landschaft gefangen sein, gestattete sie sich einen Augenblick, um sie sich alle ins Gedächtnis zu rufen, und sie ließ sich von ihrer Zuneigung zu jedem Einzelnen erfüllen.
Caitlin und Brighid. Sie waren dabei, den Platz in der Welt zu finden, der für sie der richtige war, und ihre Freude würde das Licht stärken.
Teaser. Sein selbstbewusstes Lächeln und der prahlerische Gang - und seine Verwundbarkeit und die Sehnsucht, mehr zu sein, die in seiner Freundschaft mit Lynnea Ausdruck fand.
Lynnea, die jeden Tag ein wenig mehr zu einer starken Frau mit einem Herz voller Liebe erblühte.
Jeb, ein Mann von praktischer Bodenständigkeit, der noch immer ein wenig unsicher war bei dem Versuch, erwachsenen Kindern ein Stiefvater zu sein.
Yoshani, der sie auf eine Art und Weise und aus Gründen liebte, die sie erst vor kurzer Zeit erkannt hatte.
Nadia, mit dem Mut einer Mutter und dem Verständnis einer Landschafferin. Sie allein wusste, was es manchmal kostete, sich um die Welt zu kümmern.
Lee. Bruder und Freund - und Partner in der Pflege Ephemeras. Sie wünschte, sie hätten noch einen sinnlosen Streit über irgendetwas haben können, der ihm noch in vielen Jahren ein Lächeln entlocken könnte.
Sebastian. Noch mehr sogar als ihre Mutter und ihren Bruder würde sie Sebastian vermissen, denn er war derjenige gewesen, der ihrem Herzen am nächsten stand.
Und Michael. Er trat gerade erst hervor aus dem Kokon dessen, was er gewesen war, steckte gerade erst im Übergang zu dem, was er einst sein würde.
Einen Moment lang ließ sie die Erinnerung seiner Arme um ihren Körper so wirklich werden, dass sie sie spürte. Trost. Und Liebe. Sie hätten beides haben können, hätten der Welt - und einander - so viel geben können.
Glorianna schüttelte den Kopf. Lass sie gehen.
Sie holte tief Luft, atmete dann langsam wieder aus.
Ephemera, hör mich an.
»Ich verbanne das Licht aus diesem Land, das an mich gebunden ist. Ich verbanne das Licht aus meinem Herzen. Ich weise alles zurück, was vom Licht kommt. Ich verstoße alle Gefühle, die dem Licht entstammen. Sie haben keinen Platz in dieser Landschaft. Sie haben keinen Platz in diesem Herzen. Ich verbanne das Licht.«
»Etwas geschieht«, sagte Lee, als er die äußere Mauer der Schule ansah. »Die Resonanz verändert sich, aber …«
Michael beobachtete Lee. Schob sich ein wenig näher an ihn heran. Yoshani und Jeb würden wahrscheinlich nicht schnell genug reagieren. Sebastian und Teaser schon.
»Wächter und Wahrer«, keuchte Lee. »Die Landschaft wird dunkler. Sie wird dunkler.«
Die Kriegerin des Lichts muss vom Dunklen Becher trinken, dachte Michael und fühlte sein Herz brechen, als er noch ein Stück näher an Lee herantrat.
»Ich verbanne das Licht aus diesem Land, das an mich gebunden ist. Ich verbanne das Licht aus meinem Herzen.«
Ephemera, gehorche mir!
»Ich kann ihre Resonanz fühlen«, sage Lee und wandte sich zurück zu seiner Insel. »Ich glaube, ich kann noch immer hinein und sie herausholen.«
Nein, das kannst du nicht, dachte Michael.
Er warf sich auf Lee und rammte Sebastian, als sie auf dem Boden aufschlugen. Sie rollten umher, kratzten und traten sich. Er hatte seine Arme um Lee geschlungen und drückte zu, da er nicht wollte, dass die Sache zu einer bösartigen Schlägerei ausartete. Und es stand außer Frage, dass es bösartig werden würde, wenn Lee es schaffte, ihn abzuschütteln.
Teaser sprang herbei und stürzte halb auf sie, als sie ihm die Beine wegtraten, während sie weiter herumrollten, und irgendjemand schlug ihm heftig genug mit dem Ellbogen gegen den Kopf, um ihn aus dem Kampf ausscheiden zu lassen.
Michael trat nach jemandem und hörte eine wütende Frau aufschreien. Diesen Tritt würde er bezahlen. Ganz sicher. Er konnte das hier nicht mehr lange aufrechterhalten. Die Überraschung des Angriffs hatte zu seinen Gunsten gewirkt, doch
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