Belladonna
alles, was Sebastian tun musste, war ihn lange genug zu packen, um diese Zauberermagie loszulassen, und der Kampf wäre zu Ende. Mehr als nur der Kampf wäre zu Ende.
Wildes Kind!, rief er. Jetzt. Jetzt!
»Ich verbanne das Licht aus diesem Land, das an mich gebunden ist. Ich verbanne das Licht aus meinem Herzen.«
Ephemera, gehorche mir! Tu es für mich und für alle, die ich liebe! Jetzt. Jetzt!
Etwas geschah. Seltsame Resonanzen bildeten sich in den Strömungen. Was tat sie mit Seinen Landschaften?
Der Boden wurde dichter, bis Er nicht länger in seiner natürlichen Gestalt durch ihn hindurchfließen konnte. Also wurde er zu jenem Herr mittleren Alters und lief auf den Teil der Schule zu, der jetzt vor Macht pulsierte, vor Möglichkeit, vor Veränderung.
Lee befreite einen Arm, schlug einen Moment um sich, dann griff er nach hinten, packte Michaels Haare und riss fest genug daran, um Kopfhaut reißen zu lassen. Sebastian packte sie beide, verlor aber das Gleichgewicht, als sich der Boden plötzlich wie eine Welle unter seinen Füßen erhob. Michael rollte zur Seite, brachte Lee halb unter sich und drückte in dem Moment seinen Unterarm auf den Boden, als sich eine Steinkante aus der Erde schob - und Sebastian fiel auf sie.
Ein Knochen brach. Lee schrie auf.
»Ich verbanne das Licht!«, rief Glorianna. »Ich verbanne das Licht! Ich verbanne das Licht!«
Etwas in ihr zerriss. Ein Schmerz erfüllte sie, stärker als alles, was sie sich hätte vorstellen können. Dunkelheit und Licht. Zwei Hälften eines Ganzen. Das eine konnte ohne das andere nicht existieren.
Doch es konnte. Und es tat es.
Sie tobte durch die Landschaft, die einst die Landschafferinnenschule gewesen war, veränderte sie. Verzerrte sie, bis der Ort die Resonanz widerspiegelte, die sie ausmachte. Bis sie nichts widerspiegelte außer ihrer vollendeten Grausamkeit und nichts enthielt außer Finsternis.
»Sie ist weg!«, rief Lynnea. »Die Schule ist weg!«
Michael erschauderte. Er hatte die Musik vernommen. Wunderschön verzerrt. Pulsierend entsetzlich. Ein glorreiches Lied der Bösartigkeit.
Reise leichten Herzens, Glorianna Belladonna.
Er hatte seine Versprechen gehalten, hatte seine Pflichten der Welt gegenüber erfüllt. Und deshalb gab es die Frau, die er liebte, nicht mehr.
Es war Jeb, der ihn schließlich auf die Füße zog und so aussah, als würde er ihn gleich halb tot prügeln. Und es war Nadia, die zwischen sie trat, ihn nur ansah und stumm eine Erklärung verlangte, die er ihr nicht geben wollte.
»Sie hat das Licht verbannt«, sagte er zu Nadia, obschon er wusste, die anderen hörten ihm zu. »In der Geschichte verbannt die Kriegerin das Licht und umarmt die Dunkelheit, um die Welt und alles, was sie liebt, zu retten.«
»Was wird aus ihr?«, fragte Nadia.
Er wollte es ihr nicht erzählen. Gelobte in diesem Moment, ihr die Geschichte niemals zu erzählen, das Buch zu verstecken und es zu verbergen, bis der Tag kam, an dem die Geschichte einmal mehr nichts weiter als eine Geschichte war.
»Was wird aus ihr?«, fragte Nadia erneut.
»Sie wird zu einer Bestie«, sagte er, seine Stimme dumpf vor Schmerz. »Sie wird zu dem, was das Böse fürchtet.«
Es gab eine Zeit, in längst vergangenen Tagen, als das Böse auf der Welt wandelte.
Als das Böse die Welt beherrschte.
Stück für Stück zerstörte es das Licht in den Herzen der Menschen, machte sie zu Sklaven der Dunkelheit.
Die Menschen, die ihm entschlüpften, riefen in banger Verzweiflung: »Einen Streiter«, riefen sie. »Wir brauchen einen Streiter, um das Licht zu retten.«
Es gab jedoch eine unter ihnen, die sah, was getan werden konnte. Getan werden musste. Und so gebot sie den Menschen, einen gewaltigen Irrgarten zu errichten, ein Labyrinth, ein Gewirr aus Pfaden und Verstecken. Und dann, als sie alles getan hatten, was ihnen aufgetragen worden war, errichteten sie eine Mauer um diesen Ort - eine Mauer so hoch und zerklüftet, dass nichts und niemand sie erklimmen und entfliehen könnte.
Als alle Vorbereitungen getroffen waren, und alles fertig war, schlich sich die Frau in den Irrgarten und forderte das Böse heraus. »Ich bin die Kriegerin, die das Licht verteidigt, und ich werde die Menschen, die in der Dunkelheit gefangen sind, befreien.«
Das Böse vernahm die Herausforderung und folgte der Frau in den Irrgarten, folgte ihr durch die Geheimnisse des Labyrinths, suchte nach ihr auf den verschlungenen Pfaden und in den Verstecken.
Und während
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