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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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herunter. Während dieses Herzschlags sah sie die Überreste des Gesichts eines Jungen.
    »Owen«, flüsterte sie.
    Sie konnte ihm nicht helfen. Selbst wenn sie ihn von diesen Kreaturen fortziehen könnte, konnte sie den Jungen nicht retten. Also befreite sie den Hackenstiel aus den alten Knochen und ging so vorsichtig und leise rückwärts, wie sie konnte, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Als eine der widernatürlichen Kreaturen sie bemerkte und auf sie zukam, blieb ihr nur eines.
    Sie rannte davon.
     »Ein Freund von dir?«, fragte Kenneday, als sich ihr Beiboot den Stufen näherte, die auf die Südseite des Hafens von Ravens Hill hinaufführten.
    »In der Tat«, erwiderte Michael und rückte seinen Rucksack zurecht, während er den Mann betrachtete, der am oberen Ende der Treppe auf sie wartete. Nathan war ein Freud aus Kindertagen, und war es auch geblieben, nachdem ihm klar wurde, dass Michael ein Magier war. Er kehrte aus Liebe und Pflichtgefühl nach Ravens Hill zurück; doch es war die Zeit, die er mit Nathan verbringen konnte, welche die Besuche erträglich machte.
    Doch dass Nathan hier am Hafen bereits auf ihn wartete, anstatt in seinem Laden zu arbeiten, verhieß nichts Gutes.
    Kenneday blickte zu dem Mann zurück, der sie an die Stufen gerudert hatte. »Bleib hier und halt die Augen offen, falls wir schnell wieder wegmüssen«, sagte er leise.
    »Aye, aye, Käpt’n.«
    Michael tat, als hätte er den Wortwechsel nicht gehört, und lief die Stufen hinauf. Eine kalte Hand legte sich um seinen Magen, als er nahe genug herankam, um die Sorge - und den Kummer - in Nathans Augen zu erkennen.
    »Ach, Michael«, sagte Nathan. »Etwas Schreckliches ist passiert. Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der es dir sagen muss, aber jemand muss es ja tun.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Michael. Ein Stoß von hinten ließ ihn zur Seite treten, um Kapitän Kenneday Platz zu machen.
    »Na ja, ein paar Jungs haben Unfug getrieben und -« Nathan hielt inne, fluchte leise, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich werde es nicht beschönigen, wie andere es tun. Tatsache ist, man hört widersprüchliche Geschichten, und einige Dinge passen einfach nicht zusammen, aber der springende Punkt ist, dass Coyle und Roy - und wir nehmen an, Owen war bei ihnen, aber man hat ihn noch nicht gefunden - das Unheil damit begannen, dass sie Steine in die Fenster des Hauses deiner Tante warfen. Und am Ende haben sie es niedergebrannt. Wir haben versucht, es zu löschen, Michael. Die Männer haben sich versammelt, sobald der Rauch entdeckt wurde, und haben den Löschwagen und die Pumpen herausgeholt, so schnell sie konnten. Aber das Feuer hatte schon um sich gegriffen und … Es war, als wolle dieses Feuer nicht gelöscht werden. Und nachdem Jamie direkt vor uns verschwunden ist …« Er hob die Hände, Handflächen nach oben, um Hilflosigkeit zu signalisieren. »Ich bin nur herunter zum Hafen gekommen, um zu sehen, ob vielleicht ein Schiff da ist, das eine Nachricht mitnehmen könnte. Deine Tante sagte, du würdest kommen, also habe ich gehofft …«
    Kennedays Hand auf seiner Schulter bot wärmenden Trost, lockerte aber nicht den kalten Griff, der noch immer seinen Magen umklammert hielt. »Tante Brighid? Caitlin?«
    Nathan wandte den Blick ab. »Ich weiß nicht, warum deine Tante so lange im Haus geblieben ist. Aus Angst, nehme ich an.«
    Ein Schauder durchlief seinen Körper, brachte die Töpfe zum Klirren, die an seinem Rucksack hingen. »Wie schlimm ist es?«
    »Sie hat ein paar Schnitte am Rücken und an den  Armen. Wahrscheinlich von den zerbrochenen Fensterscheiben. Und ihre Lungen sind vom Rauch und der Hitze ein wenig angesengt, doch der Doktor glaubt, mit ein bisschen Pflege wird es gut heilen.«
    Er konnte nicht atmen. Er konnte nach Luft schnappen, und trotzdem konnte er nicht atmen. »Caitlin?«
    Nathan rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. »Sie ist verschwunden. Wir dachten zuerst, sie sei weggelaufen - sie hat … Caitlin hat sich benommen, als sei sie nicht ganz klar im Kopf, Michael; sie hat sich einfach die Haare abgeschnitten, nur weil irgendein Junge gefragt hatte, ob sie mit ihm im Mondschein spazieren gehen will. Also haben wir, als Brighid sagte, der Sand hätte Caitlin verschlungen, zuerst gedacht, sie rede wirr, wegen der Schmerzen. Doch als Jamie genau vor unseren Augen verschwunden ist …«
    »Was für Sand?«
    »Etwas … Böses steckte darin«, flüsterte Nathan. »Er hat die Farbe

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