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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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auf einer Strecke von mehreren Körperlängen aus knöcheltiefem Schlamm. Und jetzt war dieser Teil des Pfades von dornigen, undurchdringlichen Büschen gesäumt, die in den letzten paar Stunden emporgeschossen waren.
    »Ich muss nach Hause«, sagte Caitlin. »Ich bin müde, ich bin hungrig und ich muss nach Hause.«
    Sie wartete und beobachtete den Weg. Der Pfad veränderte sich nicht. Die Büsche versanken nicht im Boden, um ihr eine einfache Möglichkeit zu geben, den Schlamm zu umgehen und den Pfad weiter unten am Hügel wieder zu betreten.
    Sie versetzte den Dornenbüschen einen festen Schlag mit ihrem Hackenstiel und zog sich den Pfad hinauf zurück. Dann bog sie in den Wald ab. Wenn der Hügel sich benahm, sollte sie unten ungefähr dort ankommen, wo der Pfad über die Wiese hinter dem Haus verlief.
    Doch als sie sich vorsichtig einen Weg durch die Bäume suchte und dabei nach gefährlichen Wurzeln und Senken im Boden Ausschau hielt, konnte sie sich des Gefühl nicht erwehren, dass Ephemera wirklich versuchte, sie davon abzuhalten, nach Hause zurückzukehren.
     Der Weltenfresser floss durch Ravens Hill, nährte die Sümpfe des Zweifels und der Angst in den Herzen der Menschen.
    Ja, flüsterte Er drei Jungen zu, deren Herzen die Dunkelheit bereits willkommen geheißen hatten. Die Frau in dem kleinen Haus. Sie ist nichts als eine alte Vettel, eine alternde Hure, eine Lügnerin, ausgestoßen von  den Herrinnen des Lichts. Sie besudelt das Dorf mit ihrer Gegenwart.
    Als die Jungen sich auf den Weg zu dem Haus machten, das das Herz voller Licht in sich barg, bewegte sich der Weltenfresser gemächlich wieder zum Hafen zurück. Etwas auf dem Wasser schuf eine schwache Resonanz mit diesem Ort. Etwas, das stark genug war, um trotz des finsteren Grundsteins des Herzens der Landschafferin überhaupt eine Resonanz zu hinterlassen.
    Was auch immer dort kam, würde nie wieder gehen. Das würden der Weltenfresser - und das Meer - sicherstellen.
     Michael war so angespannt, dass er förmlich spüren konnte, wie die Unruhe auf seiner Haut prickelte. Er wusste, Kenneday und die Mannschaft wurden von seiner Nervosität angesteckt, doch er konnte nicht aufhören, von einem Ende des Schiffes zum anderen zu tigern, während er das Meer beobachtete, die Küste, den Himmel. Dort draußen war etwas. Aber was? Und wo  war es?
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Kenneday dem ersten Maat das Steuerrad übergab, also blieb er an der Reling stehen und wartete darauf, dass der Kapitän sich ihm näherte.
    »Gibt es etwas, das du mir sagen willst, Michael?«, fragte Kenneday.
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich muss nach Hause.« In dem Moment, als er die Worte aussprach, schlug die Gewissheit wie eine Faust gegen seine Brust. »Ich muss einfach nach Hause.«
    »In ungefähr einer Stunde sollten wir dich an Land setzen können. Leider nicht rechtzeitig zum Tee, aber vielleicht rechtzeitig zum Abendessen, wenn der Wind uns nicht wieder im Stich lässt.« Kenneday zögerte, dann fuhr er fort: »Wenn du über Land nach Norden gereist  wärst, hättest du länger gebraucht, sogar mit der Zeit, die wir in diesem Nebel verloren haben.«
    Michael hörte den entschuldigenden Unterton in der Verteidigung und schenkte dem Kapitän ein verständnisvolles Lächeln. »Das weiß ich. Ich bin nur so aufgewühlt, seit ich den Brief meiner Tante gelesen habe. Ich werde ruhiger sein, wenn ich herausfinde, der ganze Wirbel war nichts weiter als eine Nichtigkeit.« Ich werde ruhiger sein, wenn ich mit Gewissheit weiß, dass eine Stunde von jetzt an nicht eine Stunde zu spät ist.
    Doch das war nichts, worüber er nachdenken wollte, denn er hatte das seltsame Gefühl, dass er es, wenn er darüber nachdachte und wirklich daran glaubte, wahr werden lassen würde.
     »Alte Vettel! Hexe!«
    »Komm und hol dir, was du verdient hast, alte Vettel!«
    Rutschend und stolpernd - und geradeso, ohne auf dem Gesicht zu landen - eilte Caitlin die letzten Körperlängen den Hügel hinunter. Sie kannte diese Stimmen. Coyle, Roy und Owen waren die Unruhestifter des Dorfes, doch von ihrem Haus hatten sie sich immer ferngehalten.
    »Alte Vettel! Böse Hexe!« Das war Coyle.
    »Owen, hör auf, an dir rumzuspielen und bring uns mehr Steine!« Das war Roy.
    Mit dem alten Fluch auf den Lippen, den sie Michael einmal hatte sagen hören - ein Fluch, der ihm einen Schlag auf den Hinterkopf eingebracht hatte, weil Tante Brighid ihn auch gehört hatte -, blieb Caitlin am Fuße des

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