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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wieder ganz das gleiche.
    Die Heiterkeit des Augenblicks ließ sie genug zur Ruhe kommen, um endlich nachzudenken.
    »Jemand ist hinübergetreten«, sagte Glorianna. »Aber nicht auf die gewohnte Weise. Und beinahe wäre der Weltenfresser mit dieser Person herübergekommen.«
    »Beinahe.« Lee verlangte nach einer Erklärung, das konnte sie deutlich fühlen.
    Glorianna nickte. »Beinahe. Wenn der Weltenfresser eine meiner Landschaften betreten hätte, würde die Dissonanz durch die Strömungen der Macht hallen.«
    »Er hat sich schon einmal eingeschlichen. Hat einen Ankerpunkt im Boden erschaffen, der so klein war, dass du ihn erst entdeckt hast, als du beinahe auf ihm standest.«
    »Ich weiß, aber das hier ist anders. Ich glaube, Er hat nicht versucht, in meine Landschaften einzudringen. Ich glaube …« Glorianna legte die Stirn in Falten. »Ein Willenskampf hat stattgefunden. Vielleicht hat die Person gar nicht versucht, den Weltenfresser hierher zu bringen. Vielleicht hat sie versucht, ihm zu entkommen. Aber das würde das Gefühl eines Herzensurteils nicht erklären.«
    »Es gibt so etwas wie spontane Herzensurteile«, sagte Lee zögerlich.
    Glorianna sah ihn an.
    »Die Brückenbauer reden nicht darüber, aber wir wissen, dass es vorkommt. Wenn zwei Menschen, die nicht in Einklang miteinander sind, im selben Moment eine Resonanzbrücke überqueren - vor allem, wenn eine Person versucht, die andere dazu zu zwingen, in eine … ungeeignete … Landschaft überzutreten -, reagiert Ephemera manchmal mit einem Urteil des Herzens und schickt jede Person in eine andere Landschaft. In diesen Fällen scheint es so, als sei der Ort, auf den der Wille der Person  gerichtet ist, genauso wichtig, wie welche Landschaften der Resonanz ihres Herzens entsprechen.«
    »Du hast eine Mutter und eine Schwester, die Landschafferinnen sind - und du hast das nie erwähnt?«
    Lee zuckte mit den Schultern, er schien auf der Hut zu sein. »Man spricht nicht darüber. Es schien einfach besser, wenn jeder daran glaubt, das Urteil des Herzens könnte nur dann eintreten, wenn eine Landschafferin es veranlasst hat.« Dann warf er ihr einen Blick zu, nicht Bruder zu Schwester, sondern Brückenbauer zu Landschafferin. »Und außerdem, ist es nicht jedes Mal eine Art Herzensurteil, wenn jemand eine Resonanzbrücke überquert? Wenn man über eine solche Brücke geht, kann die Landschaft, in der man endet, ein Ort sein, den man noch nie zuvor gesehen hat, selbst wenn er mit der Resonanz des eigenen Herzens in Einklang ist.«
    Da hatte er nicht ganz Unrecht. Und vielleicht war es Teil jenes Wissens, das so offensichtlich schien, dass man annahm, es sei jedem klar. Zumindest allen Landschafferinnen und Brückenbauern, die den Zusammenhalt und das Gleichgewicht Ephemeras aufrechterhielten.
    Lee trat neben sie und betrachtete die Zugangspunkte in die dunklen Landschaften. »Was fühlst du jetzt?«
    »Nichts. Ich bin mir ziemlich sicher, wer auch immer übergetreten ist, landete in einer der dunklen Landschaften, aber sein Herzschlag ist in der allgemeinen Resonanz untergegangen.«
    »Jemand, der gestorben ist, würde auch keine Resonanz hinterlassen. Und wenn ein Kampf mit dem Weltenfresser stattgefunden hat …« Lee hob in einer hilflosen Geste die Hände.
    »Trotzdem sollte ich Sebastian besser eine Nachricht zukommen lassen, für den Fall, dass irgendwelche … ungewöhnlichen Fremden … im Pfuhl auftauchen.«
    »Das kann ich übernehmen«, sagte Lee. »Du wirst dich  noch eine Weile nicht wohl bei dem Gedanken fühlen, den Garten zu verlassen.«
    Sie zog die Nase kraus und lächelte, um die Wahrheit dieser Worte anzuerkennen.
    Lee umarmte sie mit einem Arm. »Denk aber daran, zurück ins Haus zu gehen, und dir etwas zu essen zu holen. Und nimm einen Schal oder eine Jacke mit nach draußen. Es wird jetzt nachts schon ziemlich kalt.«
    »Ja, Mutter.«
    »Es heißt Ja, Bruder.«
    »Tut mir leid, ich konnte euch einen Moment nicht unterscheiden.«
    »Wenn du mir jetzt noch sagst, ich werde einen großartigen Onkel abgeben, ring ich dich zu Boden und drücke dein Gesicht in den Schlamm.«
    Glorianna zwinkerte. Das hier war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, um ihre Meinung zu dieser Angelegenheit kundzutun.
    Ihre Antwort musste jedoch zufrieden stellend gewesen sein, da er sie mit dem Vorhaben verließ, auf dem Weg in den Pfuhl im Haus ihrer Mutter vorbeizuschauen.
    »Na ja«, sagte sie zum Garten, als sie ein paar der Herbstpflanzen von

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