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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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schnell.
    »Tante Brighid!«
    Die Sandfinger streckten sich wieder, griffen nach dem Haus, versperrten ihr den Weg zur Hintertür.
    Warum war Tante Brighid nicht aus der Haustür geflohen? Sie konnten das Haus nicht retten. Nicht allein. Bewachte Owen die vordere Tür und hielt eine Waffe bereit, sodass Brighid es trotz des Feuers nicht wagte, hinauszugehen?
    Caitlin wandte sich um, wollte zur Haustür laufen und ihre Tante retten. Doch mit ihrem ersten Schritt fühlte der Boden sich weich an, fließend … sonderbar. Sie taumelte. Stieß den Hackenstiel in den Boden, um das Gleichgewicht zu bewahren.
    »Erde fließt nicht«, sagte Caitlin und legte all die Überzeugung in ihre Stimme, die sie aufbringen konnte. »Die Erde hier ist nicht weich. Sie ist fest, und sie ist wirklich.«
    Sie spürte, wie der Boden fester wurde, doch als sie sich umsah, stieß sie einen Schrei der Fassungslosigkeit und Verzweiflung aus.
    Sie stand in der Mitte eines makellosen Kreises, umgeben von Sand. Sie fühlte das Böse am Rand des Kreises  pulsieren. Vor ihr erhoben sich noch immer Teile der Wiese aus dem Sand, wie kleine Hügel in einem Sumpf.
    Es war, als fordere sie etwas heraus, von einem Hügel zum nächsten zu springen, um sicheren Boden zu erreichen. Als fordere sie etwas heraus, ihren Einfluss auf Ephemera gegen seine Macht über die Welt auszuspielen.
    Wenn ich hier bleibe, bin ich sicher, dachte Caitlin. Es sei denn …
    »Tante!« Erleichterung füllte ihr Herz, als sie sah, wie Brighid sich taumelnd vom Haus entfernte. Sie hustete schrecklich und blutete aus einigen Wunden, die sie sich wahrscheinlich am zerbrochenen Glas zugezogen hatte.
    Dann zog sich ihr Herz zu einem kalten, harten Klumpen zusammen, als sie sah, wie sich ein Schatten im Boden hinter ihrer Tante verdichtete, sah, wie die Dunkelheit sich erhob und die Gestalt eines Mannes annahm, der ein Messer hielt. Er blickte zu Brighid, dann zu ihr und lächelte - und sie verstand die Botschaft.
    Er - es - kann mich dort, wo ich stehe, nicht erreichen, doch wenn ich hier bleibe, bringt er Tante Brighid um. Eine von uns lebt, die andere stirbt. Meine Entscheidung.
    Einen Moment lang zögerte sie. Brighid war keine Frau, mit der das Zusammenleben einfach war, und sie empfand ihre Tante nicht als Quell der Wärme oder Freude. Doch Brighid hatte ihr Leben aufgegeben, um ihnen zu helfen, als sie und Michael Kinder gewesen waren, und dafür stand sie in ihrer Schuld.
    Meine Entscheidung. Mein Leben. Das muss ja nicht heißen, dass ich nicht versuchen werde, das hier zu überstehen.
    Mit Blick auf die Dunkelheit in Manngestalt zog Caitlin sich bis an den hintersten Rand ihres Kreises zurück. Sie hatte noch eine Chance. Ein kurzer Anlauf und ein Sprung auf den größten »Hügel«, und sich dann von dort weiter auf festen Boden abstoßen.
    Herrin des Lichts, hilf mir. Bitte hilf mir.
    Sie hielt den Hackenstiel in einer Hand, gleichmäßig ausbalanciert. Wahrscheinlich wäre es besser, ihn zurückzulassen, doch sie wollte dem Messer nicht mit leeren Händen begegnen.
    Sie flog durch den Kreis, rannte in der Luft weiter, legte alle Kraft, alle Anstrengung, in den Sprung.
    »Caitlin!«, schrie Brighid.
    Sie musste nicht hinsehen. Sie konnte fühlen, wie sich die Erde unter ihr veränderte und die Welt, die sie kannte, verblasste und sich in dem Augenblick ganz auflöste, als der »Hügel« verschwand und ihr Fuß auf dem rostfarbenen Sand landete.
    Sie stolperte, ruderte mit den Armen, rammte das eine Ende des Hackenstiels in den Sand. Es traf auf etwas, diente ihr als Hebel, als es einen Gegenstand aus dem Sand hob. Der kurze Widerstand reichte aus, um Caitlin auf den Füßen zu halten.
    Sie hielt inne, sah sich nach Luft ringend um. Rostfarbener Sand unter einem Himmel von der Farbe alten Blutes. Nichts anderes - bis auf diesen lebendigen schwarzen Hügel, nicht allzu weit von dort, wo sie stand.
    Caitlin betrachtete den Hügel, schüttelte dann den Kopf. Das konnten keine Ameisen sein. Viel zu groß für Ameisen.
    Der Hügel verschob sich. Ihr war, als höre sie einen röchelnden Schrei.
    Sie wandte sich um, um den Hackenstiel zu befreien - und erstarrte beim Anblick des Brustkorbs, den sie unbeabsichtigt aus dem Sand gezogen hatte. Sie starrte auf die sauberen Knochen, dann auf den schwarzen Hügel.
    Einen Herzschlag lang - vielleicht zwei - unternahm ein kriechendes Wesen einen letzten, verzweifelten Versuch, zu entkommen, stieß ein paar der Kreaturen von sich

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