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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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leicht zu erreichen, aber weit genug zurückgesetzt, dass man sich ihnen nur mit Vorsatz nähern würde.
    Es lag Macht in den Wachsteinen, und eine fremdartige Magie schwebte in der Luft zwischen ihnen. Menschen verschwanden, wenn sie zwischen den Steinen hindurchgingen. Manchmal kamen sie mit wilden Geschichten zurück, behaupteten, fremde Länder gesehen zu haben oder sich plötzlich auf den Straßen eines Dorfes auf der anderen Seite Elandars wiedergefunden zu haben; öfter jedoch sah man sie nie wieder.
    »Nein«, sage Michael und blieb stehen, als er erkannte, dass das Moorherz vorhatte, zwischen ihnen hindurchzugehen. »Wir können dort nicht hin.«
    »Das ist die Grenzlinie«, erwiderte das Moorherz und drehte sich um, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Es gibt keinen anderen Weg, die andere Landschaft von hier zu erreichen.« Seine gelben Augen musterten ihn. »Angst, Magier?«
    »Ja.« Es erschien ihm sinnlos, die Wahrheit zu verbergen.
    Das Moorherz schwieg einen Moment. Dann: »Du musst die Wachsteine passieren, um den Rechtsbringer zu finden. Er ist der nächste Schritt auf deiner Reise. Wenn du ihn nicht findest, wirst du sie nicht finden.«
    Verdammte Dunkelheit. »Die Menschen verschwinden, wenn sie zwischen den Wachsteinen hindurchgehen.«
    »Das ist der Sinn der Steine. Doch diese hier kennzeichnen eine Grenzlinie und führen nur an einen Ort.«
    Das ist der Sinn der Steine. Herrin des Lichts, wusste das außer den Nachtschwärmern noch jemand?
    Michael schluckte schwer und versuchte, sein wild schlagendes Herz zu beruhigen. Du hast keine Wahl, Kumpel. Hier kannst du nicht bleiben, und es scheint, als seien die Steine der einzige Weg nach draußen. Die Welt ist sonderbar, und irgendwo dort draußen ist etwas schrecklich Böses. Und irgendwo dort draußen ist auch Caitlin Marie.
    »Was muss ich tun?«, fragte Michael.
    »Summe einen Ton, der klingt, wie das, was du suchst«, erwiderte das Moorherz.
    Er dachte an die Frau, die ihn im Traum anrührte, wie keine andere Frau es je getan hatte, und die irgendwie mit diesem dunklen Teil der Welt verbunden war. Er holte tief Luft und summte den Ton.
    Einen Augenblick später erfüllte ein zweiter Ton die Luft, und es entstand eine einfache Harmonie.
    Das Moorherz nickte, dann schloss er die langen Finger um Michaels Handgelenk. Die beiden Töne summend traten sie zwischen die Wachsteine.
    Michael verspürte ein leichtes Prickeln der Macht. Dann hatte er die Lücke zwischen den Steinen durchquert und …
    Der Sumpf war verschwunden. Nach dem, was er im Mondlicht ausmachen konnte, lag vor ihm offenes Land, und in der Ferne schienen ein paar Lichter, die vielleicht von einem Dorf stammten. Doch die Luft fühlte sich anders an, als er es gewohnt war - und es roch nicht nach Zuhause.
    Er blickte zurück und sah eine Handvoll Nachtschwärmer zwischen den Steinen auftauchen, aber da war keine Spur mehr vom Sumpf. Die Steine standen einfach mitten in einem Feld.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte das Moorherz, ließ Michaels Handgelenk los und bewegte sich in Richtung der Lichter. »Bald werden uns Menschen finden und dich mit zum Rechtsbringer nehmen.«
    Keine andere Wahl, als zu folgen. Die Töpfe an seinem Rucksack klirrten im Takt seiner Schritte. Nach etwa einer Minute zogen zwei der Nachtschwärmer ihre Schilfflöten heraus und fingen an, eine Melodie zu spielen, die das Klappern der Töpfe in Trommeln verwandelte.
    Na, dachte Michael, wenn die Laternen und die Musik niemand auf uns aufmerksam machen, dann sind die Leute hier wohl alle taub und blind.
    Sie waren auf halbem Wege zwischen den Wachsteinen und den Lichtern, als das Moorherz auf einen schmalen Weg trat, der unverständlicherweise mitten in einem Feld begann. Doch ein paar Minuten später ritten zwei Männer heran, um ihnen den Weg zu versperren.
    »Halt!«, sagte der ältere Mann. »Nennt Euer Begehr.«
    »Dieser Mensch ist ohne Warnung zu uns gekommen und tief in unserem Teil der Welt erschienen«, sagte das Mooerherz »Er sucht den Rechtsbringer.«
    Nicht freiwillig, dachte Michael. Wer waren diese Männer? Gesetzeshüter? Verbrecher? Ihrem Aussehen nach konnte er es nicht beurteilen.
    »Wollt ihr, dass wir ihn den Rest des Weges mitnehmen, oder bringt ihr ihn selbst in den Pfuhl?«, fragte der Mann.
    Das Moorherz überlegte einen Moment, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nehmt ihn mit. Wenn der Rechtsbringer mit dem Magier zufrieden ist, werden wir ihn gegen anderes Fleisch

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