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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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zu wenig für die Größe der Schale.
    »Halte sie einfach auf die richtige Höhe«, sagte der Mann. Er füllte seine Hände mit Sand und schüttete ihn in die Schale, während sie die Pflanze festhielt. Als er eine Muschel ausgrub, betrachtete er erst sie, dann Caitlin. »Ein Strand?«
    Caitlin nickte. »Ich glaube, es ist der am Hafen des Dorfes, aber ich bin mir nicht sicher.«
    Er legte die Muschel beiseite und schaufelte noch mehr Sand in die Schale. »Und wo wäre das?«
    »Fragst du mich nach dem Namen meines Dorfes oder des Landes?«
    Jetzt sah er verwirrt aus. »Beides.«
    »Ich komme aus Ravens Hill, und das Land, in dem das liegt, heißt Elandar.«
    In seinen grünen Augen lag jetzt weniger Wärme und mehr Vorsicht.
    »Das sollte reichen«, sagte sie und versuchte, fröhlich zu klingen, während sie den Sand um die Pflanze festdrückte. Einem Impuls folgend legte sie die Muschel neben die Herzenshoffnung.
    Er wischte sich die Hände ab, dann griff er in seine Jackentasche. »Gehört das dir?«
    Sie blickte den von einem blauen Band gehaltenen, zusammengerollten Zopf aus geflochtenem Haar an, den er aus der Tasche zog - und erzitterte. »Wo hast du das gefunden? Ich habe es in …« Sie hatte nicht vor, ihm zu sagen, wo sie es zurückgelassen hatte.
    »Es ist in der Nähe des Hauses meiner Mutter aufgetaucht«, sagte er, in seiner Stimme und seinem Blick lag  jetzt noch mehr Vorsicht. Dann blickte er über ihren Kreis hinaus und stopfte den Zopf wieder zurück in die Tasche. »Lass uns dieses Gespräch an einem sichereren Ort fortsetzen.«
    Ein Knochenschäler stand genau am Rand des Kreises und starrte sie an.
    »Er kann uns sehen!«, rief Caitlin.
    »Nein, kann er nicht«, sagte der Mann mit einer seltsam heftigen Betonung. »Aber ich glaube, die Grenzen sind dünn genug geworden, um uns zu hören, und er weiß, dass Beute in der Nähe ist, also müssen wir jetzt von hier verschwinden.« Er half ihr auf die Füße, dann ging er einen Schritt näher an den Knochenschäler heran und hob ihren zerbrochenen Hackenstiel auf. Mit einer Hand ergriff er ihren Oberarm und führte sie an die Stelle, an der er verschwunden war.
    »Das hier wird dir leichter fallen, wenn du die Augen zumachst«, sagte er.
    Was wird mir leichter fallen?, fragte sie sich, aber dennoch schloss sie die Augen. Er trat einen Schritt weg, jedoch nicht so weit, dass er den Griff um ihren Arm löste.
    »Stell dir vor, du kletterst über einen Holzklotz«, sagte er. »Heb einfach einen Fuß hoch und steig dann drüber.«
    »Wir sind zu nahe am Rand«, protestierte Caitlin. »Wenn ich einen Schritt mache, bin ich außerhalb des Kreises.«
    »Dir passiert nichts«, versicherte er ihr. »Geh den Schritt.«
    Sie hatte kaum eine Wahl, also trat sie einen Schritt nach vorne.
    Ihr stockte der Atem. Sie spürte keinen Sand unter diesem Fuß. Festerer Boden. Wo …?
    »Jetzt den anderen Fuß«, sagte der Mann. »Jetzt ist nicht die Zeit zum Tagträumen oder Trödeln.«
    »Wo hast du das Sprichwort denn gehört?«, murmelte Caitlin, als sie ihm gehorchte. Er hörte sich plötzlich an  wie ein mürrischer Onkel. Oder zumindest wie sie sich vorstellte, dass sich ein mürrischer Onkel anhören würde.
    »Bei meiner Mutter. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich es recht oft gehört.«
    Sie lächelte - und hatte das seltsame Gefühl, sie sei fast gestürzt, hatte aber das Gleichgewicht gerade noch wiedergefunden.
    »Mach die Augen auf. Und gib mir die Schale.«
    Sie öffnete die Augen, drückte aber die Schale fest an die Brust, während sie sich umsah. Bäume und gesprenkeltes Sonnenlicht umgaben sie. Die kühle Luft des Herbstes. Doch zu ihrer Linken lag der Sandkreis am Strand von Ravens Hill und dahinter der rostfarbene Sand, der in einen Albtraum gehörte. »Wie kann das sein?«
    »Wir sprechen später darüber. Jetzt …« Er zog ihr die Schüssel aus den Händen und gab ihr den Hackenstiel. »Löse diesen Zugangspunkt zum Strand auf, bevor die Knochenschäler eine Möglichkeit finden, überzutreten. Wenn sie es schaffen, zu deinem Strand durchzukommen, haben sie Zugang zu allem, was damit verbunden ist, einschließlich deines Dorfes.«
    »Wie geht das? Ich weiß nicht, wie es geht!«
    Er starrte sie an. »Du weißt wirklich nicht, was du getan hast, oder? Du weißt nicht, was du bist.«
    Zauberin.
    »Bitte Ephemera, deinen Strand dorthin zurückzubringen, wo er hergekommen ist. Sage der Welt, sie soll nichts zurücklassen, das mit der

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