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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Ecke des Sandkastens verschwand in einem dichten Nebel.
    Dunkle Landschaften, dachte sie und fühlte, wie ein Schauer sie durchlief. Gab es nichts in ihm als dunkle Landschaften?
    »Herrin des Lichts, hab Erbarmen mit mir«, sagte er und sank auf die Knie. Dann legte er den Kopf schief, als höre er etwas. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, aus dem schnell Verwunderung wurde. »Das Wilde Kind.«
    Die Resonanz der Worte hallte durch die Strömungen  der Macht, raubten Glorianna den Atem. Sie hätte Ephemera nicht so beschrieben, doch es fühlte sich genau richtig an.
    »Na komm schon. Na komm«, sagte er. Seine Stimme klang schmeichelnd. »Du kennst mich. Du hörst mir zu, wenn ich in den Gasthäusern Lieder spiele, wenn ich den Menschen einen Grund gebe, zu singen und zu lachen und ihren Ärger für eine Weile zu vergessen. Und ich habe auch schon Lieder für dich gespielt, wenn wir zwei allein auf der Straße waren. Ich bin weit weg von Zuhause, und vielleicht erkennst du mich deshalb nicht, aber …«
    Fels erhob sich vor ihm aus dem Sumpf. Keine faustgroßen Steine, sondern schwerer Granit, durchzogen von Adern aus Quarz, die im Sonnenlicht glänzten.
    »Na ja«, sagte er nach kurzem Zögern, »das ist ein guter Stein.« Ein Grasfleck bedeckte die Stelle vor dem Stein und der Sumpf darunter wurde zu Erde, die roch wie fruchtbarer Boden nach einem sanften Regen.
    Er lachte und klang erleichtert. »Ja! Genauso geht das!«
    Ein kleiner Strauch Herzenshoffnung wuchs vor dem von Quartzadern durchzogenen Felsen.
    Halt, gebot Glorianna, als sie um die Kiste herumging, sodass er sie sehen konnte.
    Langsam stand er auf. Sie hielt den Blick auf den Sandkasten gerichtet, der jetzt einige der Landschaften seines Herzens widerspiegelte. Sie musste ihm nicht in die Augen sehen, um zu wissen, dass Verletzlichkeit und Vorsicht aus ihnen sprachen.
    Ein gutes Herz, überschattet von Zweifeln. Er hatte ein hartes Leben geführt, obwohl er etwas Besseres verdient hatte. Dunkel und Licht waren in ihm im Gleichgewicht.
    Doch eine Frage beantwortete die Prüfung nicht: Was  war er?
    »Zorn schafft Stein«, sagte sie leise und deutete auf die faustgroßen, scharfkantigen Steine. Dann zeigte sie auf  den Granit. »Und Stärke schafft Stein. Zweifel und Angst sind die Sümpfe des Herzens. Nebel kann von vielen Gefühlen stammen, doch Verzweiflung schafft die Wüsten - und Hoffnung die Oasen.« Jetzt sah sie in seine blaugrauen Augen. »Du verstehst die Bedeutung dessen, was du siehst, nicht, doch du weißt, dass die Welt dir zuhört, dass du Dinge geschehen lassen kannst. Habe ich Recht?«
    Er sah aus, als widerstrebe es ihm, irgendetwas zuzugeben, doch er nickte.
    »Wie nennt man dich?«, fragte sie.
    »Ich heiße Michael.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Wie nennt man dich?«
    Noch stärkeres Widerstreben. Sie sah, wie die Muskeln in seinem Hals sich verspannten, als er schluckte. »Glücksbringer. Verwünscher.« Er hielt inne, dann fügte er hinzu: »Magier.«
    Er sprach das Wort aus, als sei es der Fluch seines Lebens.
    Und so ist es auch, erkannte sie. So wie es der Fluch meines Lebens ist, eine Ausgestoßene zu sein.
    Sie musterte ihn noch einen Augenblick länger. Dann lächelte sie. »Willkommen auf der Insel im Nebel, Magier.«
     In ihrem Lächeln lag echte Wärme, in ihren Worten ein ehrlicher Willkommensgruß. Und die Musik ihres Herzens … Helle Töne wanden sich um dunkle Klänge und formten ein Lied voller Verheißungen von all dem, wonach er gesucht hatte, auf das er gewartet hatte, was er mit ganzem Herzen ersehnt hatte. Liebe und Glück und ein Zuhause, alles vereint in einer Frau, von dem er hoffte, er würde sie am Ende des Tages küssen - und für den Rest seines Lebens nicht mehr damit aufhören.
    Er hatte etwas missverstanden, die Dinge in seinem eigenen Verstand waren in Unordnung geraten. Doch …  Nein, das stimmte nicht. Er war hierher gekommen, weil er den Menschen erzählt hatte, er suche nach Belladonna.
    Er sah, wie ihr Lächeln erlosch, und wusste, es geschah, weil er sie anstarrte, doch die Musik in ihr - und ihre Möglichkeiten - hielten ihn fest. Helle Töne und dunkle Töne. Konnte die Antwort so einfach sein?
    »Glorianna … Belladonna?«
    Ihre grünen Augen wurden kalt, als sie nickte. »Ich bin Belladonna.«
    Ihre Dunkelheit ist mein Schicksal. Er grinste sie an und erhielt im Gegenzug einen zornigen Blick. Das war in Ordnung. Er war hier; sie war es auch. Sie würden sich zusammen

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