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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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dieses Herzens. Es hatte darum gekämpft, sich vom Weltenfresser zu befreien, hatte ihn beinahe in ihre Landschaften gezogen.
    Jetzt war dieses Herz hier auf ihrer Insel - und Ephemera reagierte wie ein Haustier, dessen bester Freund nach einer langen Reise nach Hause kam. Reagierte so auf ein anderes Herz, hier, auf ihrer Insel. Auf Lee oder Nadia reagierte die Welt nicht so, wenn sie zu Besuch kamen. Sie reagierte auf niemanden so. Nicht hier.
    Bis jetzt, flüsterte eine Stimme in ihr.
    Dann sah sie ihn den Pfad vom kleinen Hafen hinaufkommen. Er sah verwahrlost aus, trotz der Kleider, die recht neu zu sein schienen. Und der Fluss hatte ihm eindeutig eine raue Reise beschert, was bedeutete, er hatte versucht, seine wahre Absicht, die Insel zu erreichen, zu verbergen. Das war Grund genug, vor ihm auf der Hut zu sein, selbst wenn er ihre Landschaften nicht auf so ungewöhnliche Art und Weise betreten hätte.
    Er blieb stehen und sah sich um, und sein Lächeln war so warm wie Frühlingssonnenstrahlen nach einem langen Winter, als er das Land um sich her betrachtete. Als er sich ihrem zweistöckigen Haus zuwandte, trat sie aus dem Garten. Sie wollte den Mann nicht in ihrem Haus haben, bevor sie ihn sich genau angesehen hatte.
    Er bemerkte die Bewegung und wandte sich in ihre Richtung. Kam auf sie zu.
    Ein weiterer Schreck der Erkenntnis durchfuhr sie, als er so nah war, dass sie sein Gesicht deutlich sehen konnte. Hier war er, der Mondschein-Geliebte aus dem Bild, das Sebastian für sie gezeichnet hatte. Doch dieser Mann war eine Fantasievorstellung gewesen …
    … so wirklich wie ein Traum, ein Wunsch, ein Verlangen.
    Sehnsucht ergriff sie. Floss in Ephemeras Strömungen der Macht, bevor sie es verhindern oder ihre Bedeutung leugnen konnte.
    Doch sie verließ die Insel nicht. Musste es nicht, um Erfüllung zu finden.
    Jetzt erklang mehr als Argwohn in ihr. Sie war sich nicht sicher, ob sie dem Mann, der auf sie zukam, vertrauen konnte - oder sollte. Doch sie wusste mit vollkommener Sicherheit, dass sie, was ihn betraf, sich selbst nicht trauen konnte.
    Er lächelte sie an und hob die Hände, wie um ihr zu zeigen, dass er keine Waffen trug.
    Keine Waffen? Ha! Sie würde wetten, er hatte mit diesem ach so bezaubernden Lächeln bereits die Verteidigungen einer ganzen Reihe von Frauen ins Wanken gebracht. Und glaubte er, sie bemerke nicht, wie er sie mit diesem schnellen, abschätzenden Blick von oben bis unten musterte, den Männer immer einsetzten, wenn sie eine Frau sahen, deren Körper ihnen zusagte …
    Wächter und Wahrer. Ihr schoss das Blut ins Gesicht, als sie sich daran erinnerte, dass sie den ganzen Morgen  im Garten gearbeitet hatte, über und über mit Dreck bedeckt war und sicherlich nicht besonders gut aussah.
    Was bedeutete, der anerkennende Ausdruck in seinen Augen war nichts weiter als pure Heuchelei.
    Du hast mal gesagt, der einzige Mann, der deiner Liebe würdig ist, wäre der, der dich beim Gärtnern sieht und dich immer noch wunderschön findet, murmelte ihre romantische Seite.
    Halt den Mund, befahl sie der unbotmäßigen Romantik. »Was gibt es zu Starren?«, knurrte sie den Mann an.
    Sein Lächeln wurde noch wärmer. Dieser Sohn eines Sukkubus amüsierte sich über sie!
    »Mehr als ein Bild, das meine Träume heimsucht«, antwortete er, und seine Stimme floss über sie hinweg wie warmes, seidiges Wasser. »Eine Frau. Eine wunderschöne, echte Frau.«
    Und weil diese Worte ihr närrisches Herz in der Tat höher schlagen ließen, rief sie gewaltsam ihr Temperament wach.
    »Ich war mir nicht sicher, ob dieses Bötchen es schaffen würde«, sagte er und sah sie immer noch mit diesem bezaubernden Lächeln an.
    »Du musst dich einer Prüfung unterziehen«, sagte sie und verlieh ihrer Stimme Schärfe, um ihn zu warnen, dass sie nicht im Geringsten bezaubert war.
    »Das habe ich schon.«
    Als sie nicht antwortete, geriet sein Lächeln ins Wanken. Gut.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Glorianna.«
    Er sah verwirrt aus. Und ein klein wenig enttäuscht? Doch er fing sich schnell wieder und glättete sein Lächeln.
    »Da du hier bist, hast du offensichtlich die Prüfung des Flusses bestanden«, sagte sie. »Doch es gibt noch eine weitere Prüfung.«
    Jetzt wich das charmante Lächeln ganz einem Ausdruck von Frustration und einer Spur stärker werdenden Ärgers. Doch da es am sichersten schien, wütend auf ihn zu sein, bis sie ihn von ihrer Insel scheuchen konnte, schürte das nur ihren eigenen Zorn. Nicht

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