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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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die gerechteste Vorgehensweise, das stimmte wohl, aber die sicherste. Außerdem musste sie die Ergebnisse dieser Prüfung sehen.
    Er schlug mit den Händen gegen seine Beine. »Noch  eine Prüfung? Macht ihr hier denn nie etwas zum Spaß?«
    »Doch«, antwortete sie schnippisch. »Wir lassen Fremde zu Prüfungen antreten und lachen sie dann aus, während sie sich zum Narren machen.«
    Der Ärger verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Er grinste sie an, als hätte er gerade ein Sahnebonbon gefunden. »Du bist nur eingeschnappt, weil ich dich in deinen alten Sachen erwischt habe.«
    Eine demütigende Einschätzung ihrer Laune. Vor allem, weil sie zutraf.
    »Da das hier meine Insel ist, geht es niemanden außer mir etwas an, was ich hier trage. Und ich bin nicht eingeschnappt!«
    Er wippte auf den Fersen zurück. »Oh doch, das bist du. Und das ist eine gute Sache, weil der Ärger deine Augen zum Strahlen bringt und deine Wangen rötet. Macht dich sogar noch schöner.«
    Er war größer und schwerer als sie, doch in diesem Moment, getragen von einer Welle des Zorns, war sie sich ziemlich sicher, sie könnte ihn hochheben, zum Ufer hinunterzerren und in den Fluss werfen. »Unterziehe dich der Prüfung, oder geh zurück zum Fluss. Mit oder ohne Boot.«
    Er schenkte ihr seinen kläglichsten »verletzter Welpe«-Blick.
    Sie starrte ihn nur an.
    »Du hast einen Bruder, oder?«, fragte er nach einem langen Moment der Stille.
    »Habe ich.« Und Lee hatte diesen kläglichen Blick perfektioniert, indem er mit ihr geübt hatte, bis sie dieses Starren perfektioniert hatte.
    »Dachte ich mir.« Er seufzte. »Gut, in Ordnung. Lass uns diese Prüfung hinter uns bringen, bevor du Zeit hast, dir noch eine auszudenken.«
    Er folgte ihr zu dem Ort, den sie den Spielplatz nannte. Dann kratzte er sich am Kopf und schürzte die Lippen, als er auf eine wadenhohe Holzkiste blickte, ungefähr so groß wie ein Ehebett und mit Sand gefüllt. Eine weitere Kiste, etwa halb so lang, schloss sich der ersten an und enthielt eine Holzbank und Kies.
    »Es ist ein Sandkasten«, sagte er schließlich. »Liebling, wenn du möchtest, dass ich dir ein Sandschloss baue, brauche ich dazu noch etwas Wasser.«
    »Du brauchst nichts, das du nicht bereits bei dir hast«, sagte Glorianna. »Lass den Rucksack hier draußen auf dem Boden stehen. Du wirst keine Ablenkungen wollen.«
    Er ließ den Rucksack von der Schulter gleiten und stellte ihn auf den Boden, dann sah er sie an. Wartete offensichtlich auf weitere Erklärungen.
    Sie deutete auf den Kies. »Du kannst dich auf die Bank setzen oder auf den Kies stellen. Aber tritt nicht in den Teil mit dem Sand, oder du findest vielleicht niemals den Weg zurück.«
    Sie sah, wie Besorgnis in seinen Augen aufblitzte und ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Und fragte sich, was für Landschaften er bereits gesehen hatte.
    »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna«, sagte er. Jetzt versprühte er keinen Charme mehr. Nicht einmal mehr Selbstvertrauen. Nur verletzliche Aufrichtigkeit, deren Resonanz sie in ihrem Herzen wie einen klaren Ton hören konnte, als er hinzufügte: »Die Hoffnung meines Herzens liegt in Belladonna.«
    »Vielleicht«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang rau von dem Bemühen, das eigene Chaos ihrer Gefühle unter  Kontrolle zu bringen, während sie im Stillen den Unterschied jener zwei Sätze erkannte. »Das kommt auf die Prüfung an.«
    Er zögerte noch einen Moment, dann trat er in die Holzkiste, die den Kies enthielt.
    »Verlasse diesen Platz nicht, bis ich dich hole«, sagte sie. Ephemera, hör mich an. Zeige mir die Landschaften dieses Herzens.
    Sie ging davon, ohne seinen Protest - »Jetzt warte mal einen Augenblick!« - zu beachten. Sie entfernte sich weiter von ihm, bis er seine Aufmerksamkeit dem Sand zuwandte. Dann machte sie kehrt, um sich ihm leise von hinten zu nähern.
    »Gut«, beschwerte er sich murmelnd und trat leicht nach dem Kies. »Spiel doch einem Fremden keine Streiche, nur weil er nicht so viel weiß, über … Herrin, hab Erbarmen!«
    Faustgroße Steine - viele mit scharfen Kanten - füllten den Kasten, der Sand enthalten hatte. Einen Augenblick später versank die Hälfte der Steine in einem übel riechenden Sumpf.
    »Nur ein Trick«, flüsterte er. »Das kann nicht echt sein. Land verändert sich nicht so schnell. Nicht so schnell.«
    Doch, dachte Glorianna. Unter den richtigen - oder falschen - Umständen kann es sich so schnell verändern.
    Die hintere

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