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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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drehte sich auf die andere Seite und drückte sein Gesicht in das Kissen, das sie benutzt hatte. Er konnte den Lavendelduft ihres Shampoos riechen und einen leichten Hauch ihres Parfüms. Jeffrey hielt das Kissen in den Armen und drehte sich auf den Rücken. Er blickte an die Decke und versuchte sich daran zu erinnern, was letzte Nacht geschehen war. Er verstand es immer noch nicht. Er hatte Sara ins Bett getragen. Sie hatte leise an seiner Schulter geweint. Er hatte Angst gehabt vor dem, was diese Tränen auslöste. Er hatte ihr keine Fragen mehr gestellt.
    Jeffrey setzte sich auf und kratzte sich die Brust. Er konnte nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Die restlichen der überführten Sexualstraftäter auf seiner Liste mussten noch verhört werden. Er musste auch noch Ryan Gordon verhören und alle anderen, die mit Julia Matthews an jenem Abend in der Bibliothek gewesen waren, als sie zum letzten Mal vor ihrer Entführung gesehen worden war. Außerdem musste er Sara aufsuchen, um sich davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging.
    Er reckte sich und berührte die Oberkante des Türpfostens, als er ins Badezimmer ging. Vor der Toilette blieb er stehen. Auf dem Spülkasten lag ein Stapel Papier. Von einer silberfarbenen Klemme wurden ungefähr zweihundert Blatt Papier zusammengehalten. Die Seiten hatten Eselsohren und waren teilweise vergilbt, als hätte jemand sie häufig durchgeblättert. Wie Jeffrey dann feststellte, handelte es sich um ein Prozessprotokoll.
    Er sah sich im Bad um, als müsse der Protokollgeist, der es zurückgelassen hatte, noch irgendwo sein. Außer Sara war niemand im Haus gewesen, und er konnte sich nicht vorstellen, wieso sie dergleichen hätte zurücklassen sollen. Er las das Deckblatt und stellte dabei fest, dass die Akte zwölf Jahre alt war. Der Fall trug den Titel Der Staat Georgia gegen Jack Allen Wright.
    Ein gelber Postit-Zettel klebte an einer der Seiten und ragte hervor. Jeffrey schlug das Protokoll auf und hielt inne, als er sah, dass Saras Name ganz oben auf der Seite stand. Ruth Jones, wahrscheinlich die Bezirksstaatsanwältin, die in diesem Fall Klage geführt hatte, war als Fragestellerin aufgeführt.
    Jeffrey setzte sich auf die Toilette und machte sich daran, Ruth Jones' Befragung von Sara Linton zu lesen.
    FRAGE: Doktor Linton, würden Sie uns bitte mit Ihren eigenen Worten schildern, was sich am Dreiundzwanzigsten um diese Zeit letzten Jahres zugetragen hat? ANTWORT: Ich arbeitete am Grady Hospital als Assistenzärztin in der Pädiatrie. Ich hatte einen schweren Tag und beschloss, zwischen den Schichten eine Spazierfahrt in meinem Wagen zu machen. FRAGE: Haben Sie dabei etwas Ungewöhnliches bemerkt? ANTWORT: Als ich zu meinem Auto kam, sah ich, dass das Wort Fotze in die Beifahrertür geritzt worden war. Ich dachte, dass es sich vermutlich nur um einen Fall von Vandalismus handelte, und daher benutzte ich Klebeband, das ich im Kofferraum hatte, um das Wort zu verdecken. FRAGE: Und was taten Sie danach? ANTWORT: Ich ging zurück ins Krankenhaus, um meine Schicht anzutreten. FRAGE: Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser? ANTWORT: Nein danke. Ich ging zur Toilette, und als ich mir die Hände wusch, kam Jack Wright herein. FRAGE: Der Angeklagte? ANTWORT: So ist es. Er kam herein. Er hatte einen Schrubber dabei und trug einen grauen Overall. Ich wusste, dass er der Hausmeister war. Er entschuldigte sich dafür, dass er nicht geklopft hatte, sagte, er würde später zurückkommen, um sauberzumachen, und verließ dann die Toilette. FRAGE: Und was geschah dann? ANTWORT: Ich ging in eine der Kabinen, um die Toilette zu benutzen. Der Angeklagte, Jack Wright, sprang von oben über die Seitenwand auf mich herab. Er fesselte meine Hände mit Handschellen an die Haltegriffe für Behinderte und klebte mir den Mund mit silberfarbenem Klebeband zu. FRAGE: Sind Sie sicher, dass es sich um den Angeklagten handelte? ANTWORT: Ja. Er trug zwar eine rote Skimaske, aber ich erkannte seine Augen. Er hat sehr charakteristische blaue Augen. Ich erinnere mich noch, dass ich vorher gedacht hatte, mit seinen langen blonden Haaren, seinem Bart und seinen blauen Augen sehe er aus wie Jesus in einer Bilderbibel. Ich bin sicher, dass es Jack Wright war, der mich attackiert hat. FRAGE: Gibt es noch ein weiteres besonderes Kennzeichen, das Sie glauben lässt, es sei der Angeklagte gewesen, der Sie vergewaltigt hat? ANTWORT: Ich sah auf seinem Arm eine Tätowierung, die Jesus am Kreuz zeigte, mit den Worten

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