Belladonna
Blinddarmoperation, obwohl Jeffrey sich im Rückblick erinnerte, dass die Narbe gezackt und vertikal gewesen war, so ganz anders als der saubere Schnitt eines Chirurgen.
Dass sie keine Kinder haben konnte, war etwas, weswegen er ihr nie zugesetzt hatte, es handelte sich ja um ein ziemlich heikles Thema. Es fiel ihm auch nicht schwer, sie in dieser Hinsicht in Ruhe zu lassen. Er nahm an, es gäbe da ein medizinisches Problem, oder vielleicht war sie auch, wie so manche Frau, einfach nicht dazu ausersehen, ein Kind auszutragen. Er war doch ein Cop, ein Detective, und daher hatte er alles, was sie sagte, für bare Münze genommen. Sara war eine Frau, die immer die Wahrheit sagte. Oder zumindest hatte er sie dafür gehalten.
«Chief?», sagte Maria und klopfte an die Tür. «Jemand aus Atlanta hat angerufen und lässt ausrichten, alles sei vorbereitet. Wollte keinen Namen hinterlassen. Sagt Ihnen das etwas?»
«Ja», antwortete Jeffrey und sah in der Akte, die er in der Hand hielt, noch einmal nach, ob der Ausdruck auch da war. Er starrte das Bild nochmals an, obwohl er das unscharfe Foto praktisch schon im Gedächtnis gespeichert hatte. Er streifte Maria auf dem Weg in den Flur. «Nach der Sache hier fahr ich gleich nach Atlanta. Ich weiß nicht, wann ich wieder zurück bin. Frank übernimmt hier so lange das Kommando.»
Jeffrey ließ ihr keine Zeit zu einer Erwiderung. Er öffnete die Tür zum Verhörraum und trat ein.
Buddy sagte vorwurfsvoll: «Wir sitzen hier schon seit zehn Minuten.»
«Und wir werden auch nur noch weitere zehn Minuten hier sitzen, wenn Ihr Klient sich zur Kooperation entschließt», sagte Jeffrey und setzte sich Buddy gegenüber auf einen Stuhl.
Jeffrey war sich nur einer einzigen Sache sicher, und zwar, dass er Jack Allen Wright umbringen wollte. Außerhalb des Football-Spielfeldes war Jeffrey nie ein gewalttätiger Mensch gewesen, aber den Mann, der Sara vergewaltigt hatte, wollte er töten, koste es, was es wolle.
«Können wir jetzt endlich anfangen?», fragte Buddy und klopfte mit der Hand auf den Tisch.
Jeffrey sah durch das kleine Fenster in der Tür nach draußen. «Wir müssen nur noch auf Frank warten», sagte er. Er fragte sich, wo der Mann nur blieb. Gleichzeitig hoffte er, dass er sich um Lena kümmerte.
Die Tür wurde geöffnet, und Frank betrat den Raum. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Sein Hemd hing an der Seite aus der Hose, und auf seiner Krawatte war ein Kaffeefleck. Jeffrey warf einen anzüglichen Blick auf seine Uhr.
«Tut mir Leid», sagte Frank und setzte sich auf den Stuhl neben Jeffrey.
«Also schön», sagte Jeffrey. «Es gibt da einige Fragen, die wir Gordon stellen müssen. Sollte er sich entgegenkommend verhalten, verzichten wir auf eine strafrechtliche Verfolgung wegen Drogenbesitzes.»
«Scheiß drauf», fauchte Gordon. «Ich hab Ihnen doch gesagt, es war nicht meine Hose.»
Jeffrey tauschte mit Buddy einen Blick. «Ich kann meine Zeit nicht mit so was verschwenden. Wir schicken ihn einfach in den Knast nach Atlanta und ersparen uns die ganze Arbeit.»
«Um was für Fragen handelt es sich denn?», fragte Buddy.
Jeffrey ließ die Katze aus dem Sack. Buddy hatte damit gerechnet, wieder einmal einen College-Studenten in einer simplen Drogensache zu verteidigen. Jeffrey gab sich Mühe, möglichst sachlich zu klingen, als er sagte: «Fragen zum Tod von Sibyl Adams und zur Vergewaltigung von Julia Matthews.»
Buddy wirkte leicht schockiert. Sein Gesicht wurde kreidebleich, sodass seine schwarze Augenklappe umso auffälliger wirkte. Er fragte Gordon: «Weißt du irgendwas darüber?»
Frank antwortete für ihn. «Er war der Letzte, der Julia Matthews in der Bibliothek gesehen hat. Und er war ihr Freund.»
Gordon legte wieder los. «Ich hab doch schon gesagt, dass es nicht meine Hose war. Scheiße, holen Sie mich hier raus.»
Buddy fixierte Gordon: «Du solltest denen hier lieber erzählen, was geschehen ist, wenn du nicht demnächst deiner Mama Briefe aus dem Gefängnis schreiben willst.»
Gordon kreuzte wütend die Arme. «Ich denke, Sie sind mein Anwalt?»
«Und ich denke, du bist ein menschliches Wesen», entgegnete Buddy und nahm seine Aktentasche zur Hand. «Diese Mädchen wurden zusammengeschlagen und umgebracht, Sohn. Du könntest einer Anklage wegen Drogenbesitzes entgehen, wenn du jetzt einfach das tust, was du gleich hättest tun sollen. Und wenn du damit ein Problem hast, dann musst du dir einen anderen Anwalt
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