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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Nachrichten.»
    Nick sagte: «Erzählst du Jeffrey das mit den Beeren, oder soll ich ihn anrufen?»
    Sara wurde bei der Erwähnung von Jeffreys Namen noch mehr übel.
    «Sara?», fragte Nick nach.
    «Ja», antwortete Sara. «Ich rede mit ihm, sobald ich die Arbeit hier hinter mir habe.»
    Sara legte nach den angemessenen Abschiedsfloskeln auf. Danach saß sie in ihrem Büro und massierte sich das Kreuz. Sie überflog die nächste Krankenakte, trug die Änderung der Medikation ein und notierte, dass der Patient wegen der Laborresultate zu einem neuen Termin bestellt werden sollte. Als sie mit der letzten Akte durch war, zeigte die Uhr halb sechs an.
    Sara stopfte ein paar Akten in ihre Aktentasche, denn sie wusste, dass am Wochenende auch der Moment kommen würde, wo die Schuldgefühle einsetzten und sie einfach etwas arbeiten musste. In ihr kleines Aufnahmegerät konnte sie zu Hause diktieren. Es gab in Macon einen Laden, wo man Abschriften machte, es dauerte nur zwei Tage.
    Sie knöpfte ihre Jacke zu, als sie die Straße überquerte und den Weg in die Innenstadt einschlug. Sie blieb auf dem Gehsteig, der der Apotheke gegenüberlag, um Jeb nicht über den Weg zu laufen. Sara hielt den Kopf gesenkt, als sie an dem Haushaltswarenladen und dem Textilgeschäft vorbeiging, sie wollte niemanden zu einer Unterhaltung animieren. Dass sie vor der Polizeiwache stehen blieb, überraschte sie selbst. Ihr Verstand arbeitete, ohne dass sie sich dessen bewusst wurde, und mit jedem Schritt wurde sie zorniger auf Jeffrey, weil er sie nicht angerufen hatte. Es war doch nicht zu bestreiten, dass sie ihre Seele über seinem Badezimmerwaschbecken entblößt hatte, und trotzdem hatte er nicht den Anstand besessen, sie anzurufen.
    Sara marschierte in die Wache und rang sich ein Lächeln für Maria ab. «Ist Jeffrey da?»
    Maria runze lte die Stirn. «Ich glaube nicht», sagte sie. «Er hat sich um die Mittagszeit schon abgemeldet. Sie müssten vielleicht Frank fragen.»
    «Und der ist hinten?» Sara deutete mit ihrer Aktentasche auf die Tür.
    «Ich glaub schon», antwortete Maria und wandte sich wieder ihrer Beschäftigung zu.
    Sara warf einen Blick darauf, als sie an der älteren Frau vorbeiging. Maria löste ein Kreuzworträtsel.
    Der hintere Raum war leer, und die ungefähr zehn Schreibtische, an denen normalerweise die ranghöheren Detectives arbeiteten, waren momentan nicht besetzt. Sara nahm an, dass sie dabei waren, Jeffreys Liste abzuarbeiten, oder kurz etwas zu Abend aßen. Mit erhobenem Kopf steuerte sie auf Jeffreys Büro zu und trat ein. Natürlich war er nicht da.
    Sara stand in dem kleinen Büroraum. Ihre Aktentasche hatte sie auf seinem Schreibtisch abgestellt. Sie war wer weiß wie oft in diesem Raum gewesen. Hier hatte sie sich immer sicher gefühlt. Auch noch nach der Scheidung hatte Sara das Gefühl gehabt, dass Jeffrey vertrauenswürdig war. Als Polizist hatte er immer das Richtige getan. Er hatte alles in seiner Kraft Stehende unternommen, um sicherzustellen, dass die Menschen, denen er diente, in Sicherheit lebten.
    Als Sara vor zwölf Jahren zurück nach Grant gezogen war, konnten auch noch so viele Beteuerungen ihres Vaters und ihrer Familie sie nicht davon überzeugen, dass sie in Sicherheit war. Sara hatte gewusst, dass sich die Nachricht von einem Waffenkauf wie ein Lauffeuer verbreitet hätte. Mehr noch, sie wusste, dass sie zur Polizeiwache gehen musste, um die Waffe registrieren zu lassen. Ben Walker, vor Jeffrey Polizeichef, spielte jeden Freitagabend mit Eddie Linton Poker. Sara hätte keine Waffe kaufen können, ohne alle Verwandten und Bekannten in Alarmzustand zu versetzen.
    Ungefähr zu der zeit wurde ein Mitglied einer Jugendbande ins Krankenhaus von Augusta eingeliefert, weil man ihm beinahe den ganzen Arm weggeschossen hatte. Sara hatte um den Arm des Jungen gekämpft und ihn schließlich auch gerettet. Der Junge war erst vierzehn. Als seine Mutter kam, hatte sie sofort mit ihrer Handtasche auf seinen Kopf eingeprügelt. Sara hatte das zimmer verlassen, aber kurz darauf hatte die Mutter vor ihr gestanden. Die Frau hatte Sara die Waffe ihres Sohnes ausgehändigt und sie gebeten, darauf Obacht zu geben. Wäre Sara eine gläubige Christin gewesen, hätte sie dies Ereignis als Wunder bezeichnet.
    Die Waffe befand sich jetzt, wie Sara sehr wohl wusste, in Jeffreys Schreibtischschublade. Sie blickte kurz über die Schulter, bevor sie die Schublade aufzog, nahm den Beutel mit der Ruger heraus und verstaute

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