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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ihn in ihrer Aktentasche. Kurz darauf hatte sie auch schon das Zimmer verlassen.
    Erhobenen Hauptes ging Sara zurück zum College. Ihr Boot lag vertäut vor dem Bootshaus. Mit einer Hand warf sie ihre Aktentasche hinein, während sie mit der anderen die Leine löste. Ihre Eltern hatten ihr das Boot zum Einzug in ihr Haus geschenkt, und es war zwar alt, aber sehr robust. Der Motor war stark, und Sara war oft in seinem Schlepptau Wasserski gelaufen. Dabei war ihr Vater am Ruder gewesen und hatte immer wieder Gas weggenommen, weil er fürchtete, ihr sonst die Arme auszureißen.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie nicht beobachtet wurde, nahm Sara vorsichtig die Waffe aus der Aktenmappe und schloss sie samt Plastikbeutel im wasserdichten Handschuhfach vor dem Beifahrersitz weg. Sie hob ein Bein über die Reling und stieß das Boot mit dem Fuß vom Steg ab. Der Motor stotterte, als sie den Zündschlüssel drehte. Sie hätte den Motor prüfen lassen sollen, nachdem sie ihn den ganzen Winter über nicht benutzt hatte, aber sie hatte keine andere Wahl, weil ihr Wagen nicht vor Montag repariert sein würde. Ihren Vater zu bitten, sie zu fahren, wäre auf ein längeres Gespräch hinausgelaufen, und Jeffrey kam gar nicht in Frage.
    Nachdem er eine Wolke übel aussehenden blauen Qualms ausgestoßen hatte, sprang der Motor an, und Sara legte leicht lächelnd ab. Sie war sich schon fast wie eine Verbrecherin vorgekommen, als sie sich mit der Waffe in ihrer Aktentasche fortgeschlichen hatte, aber sie fühlte sich jetzt sicherer. Was Jeffrey denken mochte, wenn er feststellte, dass die Waffe weg war, konnte Sara ziemlich egal sein.
    Als sie die Mitte des Sees erreicht hatte, hüpfte das Boot schon beinahe übers Wasser. Ihr Gesicht schmerzte in der schneidenden Kälte des Fahrtwinds, und sie setzte die Brille auf, um die Augen zu schützen. Obwohl die Sonne vom Himmel brannte, war das Wasser noch kalt von den Niederschlägen, die es kürzlich in Grant County gegeben hatte. Es sah bereits so aus, als würde es auch an diesem Abend wieder ein Unwetter geben, aber wahrscheinlich erst lange nach Sonnenuntergang.
    Sara zog den Reißverschluss ihrer Jacke ganz bis unters Kinn, um sich der Kälte zu erwehren. Doch als sie endlich ihr Haus sehen konnte, lief ihre Nase, und ihre Wangen fühlten sich an, als hätte sie den Kopf in einen Eimer mit Eiswasser getaucht. Sie steuerte scharf nach links, um einer Gruppe von Felsen auszuweichen, die vom Wasser überspült waren. Es hatte eine Zeit gegeben, da war diese Stelle mit einem Warnschild markiert gewesen, aber das war schon vor Jahren verrottet. Nach den kürzlichen Regenfällen hatte der See zwar Hochwasser, aber Sara wollte kein Risiko eingehen.
    Sie hatte im Bootshaus angelegt und benutzte die elektrische Winde, um das Boot aus dem Wasser zu ziehen, als ihre Mutter von der Rückseite des Hauses auftauchte.
    «Mist», murmelte Sara und drückte auf den roten Knopf, um die Winde anzuhalten.
    «Ich hab in der Klinik angerufen», sagte Cathy. «Nelly sagte, du nimmst dir morgen frei.»
    «Stimmt», antwortete Sara. Dabei zog sie an der Kette, um die Tür hinter dem Boot herunterzulassen.
    «Deine Schwester hat mir von eurem Streit gestern Abend erzählt.»
    Sara zog mit einem Ruck an der Kette, sodass die Metallkonstruktion schepperte. «Wenn du hier bist, um mir wieder zu drohen, kann ich nur sagen: Der Schaden ist bereits angerichtet.»
    «Soll heißen?»
    Sara ging an ihrer Mutter vorbei. «Soll heißen, er weiß Bescheid», sagte sie, stemmte die Hände in die Hüften und wartete darauf, dass ihre Mutter hinterherkam. «Ich hab ihm das Protokoll gezeigt.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Darüber kann ich nicht sprechen», antwortete Sara und wandte sich dem Haus zu. Ihre Mutter folgte ihr über den Rasen, blieb aber dankenswerterweise stumm.
    Sara schloss die Hintertür auf und ließ sie für ihre Mutter offen stehen. Sie ging in die Küche und merkte zu spät, dass eine furchtbare Unordnung herrschte.
    Cathy sagte: «Also wirklich, Sara, du müsstest doch mal die Zeit finden, hier sauberzumachen.»
    «Ich hatte sehr viel zu arbeiten.»
    «Das ist keine Entschuldigung», dozierte Cathy. «Du musst dir nur sagen:     Sara ignorierte den inzwischen vertrauten Rat und ging ins Wohnzimmer. Sie

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