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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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der Typ steckt?»
    «Nur die Straße runter», antwortete Keith. «Arbeitet im Bank Building.»
    «Heißt das, zehn Minuten von der Uni entfernt? Und noch fünf mehr vom Grady?»
    «Du sagst es.» «Und, was macht er?»
    «Ist wieder Hausmeister, wie im Grady», sagte Keith. Er hatte sich die Akte offenbar angesehen, bevor er sie Jeffrey gab. «All diese Studentinnen, und er ist nur zehn Minuten von ihnen entfernt.»
    «Weiß die Campus-Polizei Bescheid?» «Inzwischen ja», sagte Keith und sah Jeffrey bedeutungsvoll an. «Ist ja wohl keine große Gefahr mehr.» «Was soll das heißen?», fragte Jeffrey.
    «Teil seiner Bewährung», sagte Keith und deutete auf die Akte. «So weit bist du wohl nicht gekommen. Er nimmt Depo.»
    Unbehagen überkam Jeffrey. Depo-Provera war der neueste Trend in der Behandlung von Sexualverbrechern. Normalerweise wurde es bei Frauen zur Hormonsubstitution eingesetzt, aber bei genügend hoher Dosis ließen sich damit auch die sexuellen Bedürfnisse eines Mannes einschränken. Wenn die Droge bei Sexualtätern eingesetzt wurde, sprach man von chemischer Kastration. Jeffrey wusste jedoch, dass die Droge nur so lange wirkte, wie der Täter sie auch nahm. Es handelte sich eher um ein dämpfendes Medikament als um ein Heilmittel.
    Jeffrey deutete auf den Aktenordner. Er durfte in diesem Raum Saras Namen nicht aussprechen. «Hat er hiernach nochmal jemanden vergewaltigt?»
    «Zwei andere Frauen hat er nach dieser Sache hier noch vergewaltigt», antwortete Keith. «Das war das Linton-Mädchen, ja? Auf sie hat er auch eingestochen, ja? Versuchter Mord, sechs Jahre. Hat wegen guter Führung frühe Bewährung bekommen, wurde auf Depo gesetzt, hat das Depo abgesetzt, ging los und hat noch drei weitere Frauen vergewaltigt. In einem Fall konnten sie ihn überführen, die anderen Frauen wollten nicht aussagen. Man schickte ihn für drei weitere Jahre hinter Gitter, und jetzt ist er auf Bewährung frei und bekommt das Depo unter strenger Kontrolle verabreicht.»
    «Er hat sieben Frauen vergewaltigt und dafür nur zehn Jahre gesessen?»
    «Sie haben ihn nur in drei Fällen überführen können, und außer bei ihr» - er deutete auf Saras Akte - «waren die anderen Identifikationen ziemlich zweifelhaft. Er trug eine Maske. Du weißt ja, wie es ist, wenn diese Frauen im Zeugenstand sind. Sie werden unheimlich nervös, und ehe du dich versiehst, hat der gegnerische Anwalt sie so weit, dass sie sich fragen, ob sie überhaupt vergewaltigt wurden. Noch weniger können sie sich an den Täter erinnern.»
    Jeffrey biss sich auf die Lippen, aber Keith schien seine Gedanken zu lesen.
    «He», sagte er, «wenn ich diese Fälle bearbeitet hätte, wäre der Hundesohn auf den Stuhl geschickt worden. Du weißt doch, was ich meine?»
    «Ja», sagte Jeffrey, der fand, dass solche Aufschneiderei sie auch nicht weiterbrachte. «Ist er fällig für seinen dritten Treffer?», fragte er. In Georgia war wie in vielen anderen Bundesstaaten vor einiger Zeit ein -Gesetz verabschiedet worden, durch das ein Straftäter nach seiner dritten Verurteilung wegen eines Verbrechens, mochte es diesmal auch noch so geringfügig sein, sofort zurück ins Gefängnis geschickt wurde, möglicherweise lebenslänglich.
    «Sieht ganz so aus», antwortete Keith.
    «Wer ist sein Bewährungshelfer?»
    «Darum hab ich mich schon gekümmert», sagte Keith. «Wright trägt ein Armband. Sein Bewährungshelfer sagt, die letzten beiden Jahre ist er sauber geblieben. Er sagt auch, der Bursche würde sich eher den Kopf abhacken lassen, als wieder ins Gefängnis zu gehen.»
    Jeffrey nickte. Jack Wright musste als Teil seiner Bewährung eine Überwachungsmanschette tragen. Wenn er das ihm zugeschriebene Aufenthaltsgebiet verließ oder zu einer bestimmten Zeit nicht wieder im Haus war, schrillte in der Überwachungsstation eine Alarmglocke. Im Stadtgebiet von Atlanta waren die meisten Bewährungshelfer in den jeweiligen Polizeibezirken stationiert, sodass man die Leute, die ihre Auflagen nicht erfüllten, sofort wieder schnappen konnte. Es war ein gutes System, und obwohl Atlanta eine so große Stadt war, schlüpften nicht viele auf Bewährung Entlassene durch die Maschen.
    «Außerdem», sagte Keith, «bin ich auch zum Bank Building runtergegangen.» Er zuckte entschuldigend mit den Achseln, denn er wusste sehr wohl, dass er damit seine Befugnisse überschritten hatte. Das hier war Jeffreys Fall, aber Keith langweilte sich wahrscheinlich zu Tode,

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