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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Schließlich bekam sie die Frage heraus: «Wer?»
    «Ein Mann eben. Er war solide, hatte einen Job drüben in einem der Werke. Sehr besonnen. Sehr ernsthaft. Ganz anders als dein Vater.»
    «Und was ist passiert?»
    «Ich habe deinem Vater gesagt, dass ich ihn verlassen wollte.»
    «Und?»
    «Er hat geweint und ich hab geweint. Ungefähr sechs Monate lang waren wir getrennt. Am Ende beschlossen wir dann doch zusammenzubleiben.»
    «Wer war dieser andere Mann?»
    «Darum geht es jetzt nicht mehr.»
    «Wohnt er immer noch in der Stadt?»
    Cathy schüttelte den Kopf. «Egal. Er hat nichts mehr mit meinem Leben zu tun, und ich bin mit deinem Vater zusammen.»
    Sara konzentrierte sich eine Weile darauf, ruhig zu atmen. Schließlich schaffte sie es zu fragen: «Wann war das alles?»
    «Bevor du und Tessie geboren wurdet.»
    Sara schluckte an dem Kloß vorbei, den sie im Hals hatte. «Was ist passiert?»
    «Was meinst du?»
    Sara zog sich eine Socke an. Man musste ihrer Mutter alles aus der Nase ziehen. Sie soufflierte: «Dass du dich anders besonnen hast? Was hat dich veranlasst, bei Daddy zu bleiben?»
    «Ach, ungefähr eine Million Dinge», antwortete Cathy mit einem viel sagenden Lächeln. «Ich glaube, dieser andere Mann hat mich nur ein wenig verwirrt, und ich hab vergessen, wie wichtig mir dein Vater war.» Sie seufzte tief. «Ich weiß noch, wie ich eines Morgens in meinem alten Zimmer bei Mama aufwachte und an nichts anderes denken konnte, als dass Eddie hätte bei mir sein müssen. Ich brauchte ihn so sehr.» Cathy missbilligte Saras Reaktion auf ihre Worte: «Du musst gar nicht rot werden, es gibt nämlich auch noch andere Arten, jemanden zu brauchen.»
    Sara zuckte unter der Schelte zusammen. Sie zog die andere Socke über den Fuß. «Also hast du ihn angerufen?»
    «Ich bin hinübergegangen zum Haus, hab mich auf die Vorderveranda gesetzt und fast gebettelt, dass er mich zurücknimmt. Nein, wenn ich mir's genau überlege, hab ich tatsächlich gebettelt. Ich sagte zu ihm, wenn wir beide kreuzunglücklich ohne einander wären, dann könnten wir auch miteinander kreuzunglücklich sein, und dass mir alles Leid täte und ich es nie mehr als selbstverständlich betrachten würde, dass er an meiner Seite sei, solange ich lebte.»
    «Es als selbstverständlich betrachten?»
    Cathy legte die Hand auf Saras Arm. «Das ist es doch, was wehtut, nicht wahr? Wenn man das Gefühl hat, dass man dem anderen nicht mehr so viel bedeutet wie früher.»
    Sara nickte und gab sich alle Mühe, ans Atmen zu denken. Ihre Mutter hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie fragte: «Was hat Daddy gemacht, als du ihm das sagtest?»
    «Hat mich aufgefordert, reinzukommen und zu frühstücken.» Cathy legte die Hand auf die Brust und tätschelte sich. «Ich weiß nicht, wie Eddie es übers Herz gebracht hat, mir zu verzeihen, denn er ist ein so stolzer Mann, aber ich bin dankbar, dass er es getan hat. Zu wissen, dass er mir etwas derart Schreckliches verzeihen konnte, dass er mich auch noch lieben konnte, nachdem ich ihn zutiefst verletzt hatte, ebendas machte meine Liebe zu ihm nur noch stärker.» Sie lächelte. «Aber ich besaß ja natürlich eine Geheimwaffe.»
    «Und die war?»
    «Du.»
    «Ich?»
    Cathy streichelte Saras Wange. «Ich traf mich wieder mit deinem Vater, aber die Situation war angespannt. Nichts war wie zuvor. Dann wurde ich mit dir schwanger, und plötzlich war das Leben lebenswert. Ich glaube, weil du zu uns kamst, hatte dein Vater wieder eine Perspektive. Dann kam Tessie, dann kamt ihr beide zur Schule, dann wart ihr erwachsen und gingt aufs College.» Wieder lächelte sie. «Es braucht einfach Zeit. Liebe und Zeit. Und wenn man eine kleine rothaarige Göre hat, der man ständig hinterherrennen muss, ist das eine gute Ablenkung.»
    «Na ja, ich werd jedenfalls nicht schwanger», konterte Sara, sich ihres scharfen Tons durchaus bewusst.
    Cathy schien ihre Antwort zu bedenken. «Manchmal muss man das Gefühl durchleben, etwas verloren zu haben, damit einem klar wird, welchen Wert es wirklich besaß», sagte sie. «Sprich nur nicht mit Tessie darüber.»
    Sara versprach es mit einem Kopfnicken. Sie stand auf und stopfte ihr T-Shirt in die Jeans. «Ich hab es ihm gesagt, Mama», sagte sie. «Ich hab ihm die Protokollabschrift hingelegt.»
    Cathy fragte: «Das Gerichtsprotokoll?»
    «Ja», sagte Sara und lehnte sich gegen die Kommode. «Ich weiß, dass er es gelesen hat. Ich hab es im Bad für ihn

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