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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
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gesprochen hatte. Es war seltsam, denn während des Gebetes war sie innerlich ganz ruhig geworden. Sie hatte die untrügliche Gewissheit, dass Er dieses Gebet gehört hatte. Sie fühlte sich aufgehoben. Mit dem Daumen malte sie ein Kreuz auf ihren Körper, so wie das eigentlich nur die Katholiken machen. Sie hatte einfach das Gefühl, das wäre jetzt dran. Sie wollte glauben.
    Langsam erhob sie sich nach einer Weile und verließ die Kirche.
    Draußen stand ein gut aussehender Mann, direkt vor der Kirche, unterhalb der Stufe, gegen die alte, dicke Mauer gelehnt. Er kam ihr bekannt vor. Hatte sie den im Hotel gestern nicht fast umgerannt? Er stand so da, als ob er auf sie warten würde, und lächelte sie an, als sie aus dem Kirchentor trat.   
    ‚Meint der mich?’, fragte sich Ela. ‚Ich glaube, das ist der Mann, den ich gestern fast umgerannt habe.’ Zaghaft lächelte sie zurück und ging an ihm vorbei. Dann fing sie an zu laufen und setzte ihre Joggingtour fort.   
    Nach ein paar Schritten drehte sie sich nochmals zu dem Mann um. Er schaute ihr nach! Und immer noch lächelte er.
    Während sie joggte, machte Ela sich Gedanken über ihn. Warum stand der direkt vor der Kirche, in der sie war? Was wollte er da? Warum starrte er sie dauernd an?
    Er sah ja wirklich gut aus. Aber er war deutlich älter als sie. Sie schätzte ihn auf ungefähr fünfzig. Er gehörte zu den Männern, die mit sehr wenig Aufwand einfach fantastisch aussahen. Obwohl er kein Schönling war. Gar nicht. Männlich, ja. Normal groß, zirka 1,85 Meter. Eher kräftig als schlank. Einfache, aber exquisite Garderobe, dass hatte sogar Ela als Modemuffel schon im reinen Vorbeigehen bemerkt. Es war die Art ungekünstelter, echter Eleganz, die nur Menschen besaßen, die schon von klein auf in Geschmack und Qualität geschult worden waren. Und genau aus dieser selbstsicheren, inneren Eleganz heraus würde so ein Mann sogar in einem Shirt von H&M genauso gut aussehen. Parvenüs wie Alex würden diese ungekünstelte Nonchalence nie erreichen. Bei ihm hatte alles irgendwie aufgesetzt gewirkt. Man spürte, dass er die Markenklamotten brauchte, um sich aufzuwerten. Bei Alex sah ein Shirt von Zegna so aus, als wäre es von KiK.
    Ela selbst war das alles egal. Sie machte sich nichts aus Mode. Ob sie modische, teure Klamotten trug oder ein unteures Fähnchen, sie war einfach immer Ela. Sie hatte keine Lust, sich zu verstellen. Alex hatte ihr das immer vorgeworfen.
    „Dieser oberflächliche Blödmann“, platzte es während des Joggens aus ihr heraus. Er hatte immer an ihr herum kritisiert, sie solle doch mehr aus sich machen. Designerklamotten tragen, eleganter aussehen, Make-up auflegen und so weiter. Das hätte sie vielleicht stutzig machen sollen. Im Nachhinein war ihr klar geworden, dass er sie einfach nicht so nehmen konnte, wie sie war. Er hatte immer schon den schönen Schein mehr geliebt als sie. Und er hatte sie sehr geliebt, das war ihr klar. Aber nicht genug. Nicht so viel wie seine Eitelkeit. Was könnte also dieser tolle Mann von ihr wollen? So einer wie der war doch kein Single. Dessen war sie sich sicher.  
    Als sie wieder unten auf der Promenade angekommen war, wurde sie langsamer. Jetzt gab es bestimmt schon Frühstück im Hotel. Sie sah auf ihre Uhr. Als sie wieder aufschaute, sah sie wie der Mann vorne um die Ecke bog. Er kam genau auf sie zu.
    Ela schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Langsam wurde ihr mulmig. Sie hielt an und tat so als ob sie die Auslagen in den Schaufenstern anschaute. Der Mann kam näher. Noch näher. Dann ging er an ihr vorbei.
    ‚Puh. Gott sie Dank, dann ist der doch nicht hinter mir her.’  
    Gerade als sie sich wieder sicher fühlte, drehte er um und kam näher. Er sagte ‚Hallo’.
    Ela nickte nur. Sie drehte sich nicht einmal zu ihm um und ging weiter an den Schaufenstern vorbei. Er folgte. Nun reichte es ihr.
    Sie drehte sich zu ihm um und konfrontierte ihn.
    „Sagen Sie mal, verfolgen Sie mich?“
    Er lächelte sie an. Und, als wäre es das Normalste der Welt, antwortete er „Ja.“
    „Ja? Ja?“, echote Ela, weil ihr einfach nichts anderes einfiel. „Das geben Sie auch noch zu?“
    „Ja.“ Und wieder lächelte er ruhig und selbstsicher. „Ich verfolge Sie sogar schon, seit Sie gestern in das Hotel kamen. Sagen Sie bloß, Sie bemerken das erst jetzt?“
    So eine Unverfrorenheit! Was bildete der sich denn ein? Ela war perplex. „Ja? Und was soll das denn? Das ist mir unangenehm. Haben sie

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