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BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
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um Stufe nach oben gingen, redete Herr Hölzli ununterbrochen. „Wussten Sie, dass dieses Hotel schon Ende des 19. Jahrhunderts so umgebaut wurde, wie Sie es jetzt sehen? Das Gebäude ist neoklassizistisch. Es gibt außerdem hier noch sehr viele, original erhaltene Jugendstilelemente. Wie zum Beispiel diese großen Leuchtschalen hier über uns. Das Haus steht übrigens unter Denkmalschutz, was die Renovierung für uns im Management leider nicht gerade einfach macht.“   
    Ela schaute sich um. Ja, schon, aber sie waren hier ja im Haupthaus. Sollte sie nicht in der Residencia wohnen? „Sind Sie sicher, dass wir richtig sind? Ich wohne doch im Nebenhaus.“
    „Nun ja, ich habe mir erlaubt, Ihnen ein kleines Upgrade zu ermöglichen. Unser Haus ist jetzt im Herbst nicht voll, wir haben im Haupthaus noch Zimmer frei. Da machen wir einmal eine Ausnahme.“ Er lächelte ihr zu, dann zwinkerte er und flüsterte „Aber sagen Sie das nicht weiter! Bei jedem können wir das natürlich nicht machen. Aber da Sie früher schon einmal Gast unseres Hauses waren…“
    Ela war perplex. Das hätte sie nicht erwartet. Und nun waren sie ausgerechnet im ersten Stock. Gingen an den Zimmern vorbei. 102, 103, 105.
    ‚Bitte, bitte nicht die 105’, betete sie innerlich.
    Zu Ihrer Erleichterung ging Herr Hölzli an der 105 vorbei. Er hielt vor der 106. Dort steckte er die Karte in den Schlitz an der Tür, ein kurzes Surren ertönte. Weit öffnete er Ela die Tür, damit sie eintreten konnte.
    „Donnerwetter!“
    Ela kam aus dem Staunen nicht heraus. Das war ja fast genau das Zimmer, das sie damals gehabt hatten! Das hätte sie sich freiwillig sicher nicht ausgesucht. Der große, edle Murano-Leuchter aus klarem Glas an der Decke, die beiden Betten, die beiden Fenster mit den schweren Stores, die Intarsienkommoden... alles holte sie ein. Ela bekam kaum Luft. Nackte Panik machte sich breit in ihr. ‚Nimm dich zusammen’.
    Ela räusperte sich. Sie wusste, sie musste sich unbedingt bedanken bei dem netten Herrn Hölzli, der stolz lächelnd neben ihr stand. Dabei hatte er ihr einen Bärendienst erwiesen. Oder wer weiß, vielleicht auch nicht. Sie würde sich doch von diesem Zimmer keine Angst machen lassen. Von wegen. Nicht in ihrem neuen Leben.
    „Vielen Dank! Das ist mehr als nur ein Upgrade. Ist das eine Suite?“
    Herr Hölzli lächelte sie freundlich an und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nur ein Deluxe-Doppelzimmer.“ Er schlug einen fast beruhigenden Tonfall an.
    Doch Ela war mehr als nur beeindruckt, fast ehrfürchtig sah sie sich um. „Das hätte ich mir selbst nie leisten können.“
    „Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses!“ Herr Hölzli deutete eine kleine Verneigung an.
    Ela lächelte. Das schien wohl sein Lieblingssatz zu sein.
    „Wenn Sie Ihr Auto bei uns im Hof parken wollen, ist das kein Problem. Dann lasse ich Ihnen bei dem Gepäck helfen.“
    „Dankeschön. Aber jetzt lege ich mich zuerst etwas hin und erfrische mich. Die Fahrt war lang.“
    „Dann möchte ich Sie nicht länger stören. Wenn Sie etwas benötigen, wenden Sie sich bitte an mich.“
    „Vielen Dank.“
    Er verneigte sich kurz, legte die Zimmerschlüssel auf die kleine Kommode neben dem Eingang und schloss die Tür hinter sich.
    Ela schaute sich um. Genau so ein Zimmer hatten sie damals gehabt. Der einzige Unterschied war der kleine Balkon, den sie damals noch hatten. Sie öffnete die Fenster und schaute sich draußen um. Genau das Zimmer neben ihrem war es gewesen, in dem Alex ihr knallhart mitgeteilt hatte, dass er sie verlies. Kaum hatte er es ausgesprochen gehabt, hatte er seine Taschen hervor gezogen und seine Kleider eingepackt. Er hatte wirklich keine Zeit verloren. Ela hatte noch versucht mit ihm zu reden, wollte wissen, warum er das plötzlich machte. Er hatte abgewiegelt. Das einzige was er ihr sagte, war, dass sie keine Szene machen solle, er hätte die Frau getroffen, die er heiraten wolle. Er und Ela hätten zwar eine schöne Zeit gehabt, aber das wäre es jetzt.
    Seine letzten Worte, als er schon mit seinen Taschen an der Tür gestanden hatte, waren: „Die Hotelrechnung übernehme natürlich ich. Ansonsten kontaktiere mich bitte nicht mehr. Ich komme nicht zurück. Alles Gute und tschüss.“
    Danach war Ela dagestanden wie versteinert. Zwei Stunden lang hatte sie einfach nur dagestanden, wo er sie verlassen hatte, und die Tür angestarrt. Sie begriff nichts. Sie spürte die Zeit nicht, spürte sich nicht. War das vielleicht ein

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